Süddeutsche Zeitung

Clowns mit Imageproblem:Wer hat Angst vor dem geschminkten Mann?

Sie wollen ihr Publikum zum Lachen bringen - doch immer mehr Menschen fürchten sich vor Clowns. Denn hinter der grellgeschminkten Fassade des Spaßmachers versteckt sich allzu oft das Böse.

Titus Arnu

Sollte man seinem Kind erlauben, Geschenke von einem erwachsenen Mann anzunehmen, der einen gelben Strampelanzug trägt? Was würde man tun, wenn einem auf der Straße ein irre kichernder Kerl entgegenhüpft, der rote Riesenlatschen trägt, feuerrote Haare hat und wirres Zeug brabbelt?

Man würde versuchen zu flüchten, und wenn das nicht gelingt, verzweifelt den Notruf wählen. Lachen würde man jedenfalls nicht. Denn mit Clowns ist nicht zu spaßen. Sie machen einen traurig, sie machen einen ratlos, sie machen einem Angst.

Bitte, bitte keine Clowns!

Hinter der gruseligen, grell geschminkten Fassade des Scherzkekses versteckt sich allzu oft das Böse: In den siebziger Jahren ging der Fall des Serienmörders John Wayne Gacy durch die Presse; der Amerikaner missbrauchte und ermordete 33 Jungen. Gacy trat als "Pogo der Clown" bei Kindergeburtstagen auf.

Wer kann noch über einen Clown lachen, wenn er solche Geschichten in der Zeitung liest?

Die pathologische Angst vor Clowns, die sogenannte Coulrophobie, greift aus verständlichen Gründen um sich. In einer Studie der Universität Sheffield wurden Kinder in britischen Krankenhäusern darüber befragt, wie sie sich die Dekoration einer Kinderstation vorstellen. Das Ergebnis war erschütternd: Bitte, bitte keine Clowns!

Ronald McDonald ist zu einem großen Teil für das miese Image seiner Kollegen verantwortlich. Er soll eigentlich zum Verspeisen von Burgern animieren, aber seine aufdringliche Art verschüchtert sensible Kinder und wirkt eher geschäftsschädigend.

Zu Recht will man der Nervensäge nun an den Kragen. Humor- und Ernährungskritiker möchten das Maskottchen der Fastfood-Kette in Frührente schicken. "Seit fast 50 Jahren war niemand besser darin, Kinder mit ungesundem Essen zu ködern und damit eine Epidemie ernährungsbedingter Krankheiten auszulösen", schimpft die US-Verbraucherorganisation Corporate Accountability International auf recht unwitzige Art. 550 Ärzte schlossen sich der Forderung in einem offenen Brief an McDonald's an.

Beim Burger-Brater ist man gar nicht amüsiert. Ronald sei doch "ein Symbol des Guten", erwiderte die Firma.

Ach ja? In Stephen Kings Roman "Es" tritt ein Clown auf, der feuerrote Haare hat, einen gelben Strampelanzug und rote Schuhe trägt. Wo dieser Humor-Zombie auftaucht, gibt es überhaupt nichts zu lachen, sondern Tote.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2011/jobr
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