Streit um deutsche Weine:Die Wünsche der Winzer

Die Proteste haben sich gelohnt: Deutschlands Winzer haben sich mit dem neuen Chefredakteur des "Gault Millau WeinGuide" auf einen Kompromiss geeinigt.

Der "Aufstand der Winzer" scheint beendet: Nach dem Rücktritt des Chefredakteurs des "Gault Millau WeinGuide", Armin Diel, soll der Streit mehrerer deutscher Spitzenwinzer mit dem Weinführer durch einen Kompromiss beigelegt werden. "Ich denke, wir sind auf gutem Wege", sagte der Moselwinzer Reinhard Löwenstein als Wortführer der Winzer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Wein, Winzer, Gault Millau, dpa

In Zukunft sollen die Weine der Winzer im Gault Millau-Führer detaillierter beschrieben werden.

(Foto: Foto: dpa)

Der Kompromiss ist das Ergebnis eines Treffens mit dem neuen Chefredakteur Joel Payne und dem Christian-Verlag (München), in dem der Führer erscheint. Die Kritik der Winzer hatte sich an einer Marketing-Aktion des Verlages entzündet, richtete sich aber auch gegen die Chefredaktion unter Leitung Diels und das Bewertungssystem des wichtigsten deutschen Weinführers.

Löwenstein sagte, nach dem Rücktritt Diels habe der Verlag weitere Zugeständnisse gemacht, und er empfehle seinen Kollegen, wieder kostenlos Weine zum Testen an die Redaktion zu schicken. Er selbst sei nun auch bereit, sich künftig mit einer Gebühr an den Herstellungskosten des Weinführers zu beteiligen und empfehle dies auch den anderen Winzern, die in einem offenen Brief die Zusammenarbeit mit dem "Gault Millau" aufgekündigt hatten.

Detailliertere Beschreibung der Weine

"Klar ist, der 'Gault Millau' braucht Geld, die kriegen das allein nicht gebacken", sagte Löwenstein. Eine "freiwillige" Gebühr für Marketingaktionen wie die vom Verlag vorgeschlagenen 195 Euro pro Winzer zahle man aber nicht.

Die Winzer setzten sich auch mit dem Wunsch durch, dass ihre Weine künftig detaillierter beschrieben werden. Viele Winzer seien der Auffassung, dass ein Kulturgut wie Wein - ähnlich wie Literatur oder bildende Kunst - nicht mit Schulnoten bewertet werden könne, heißt es in einer Gesprächsnotiz des Verlages über das Treffen. Auf das im "Gault Millau" übliche Punktesystem durch die Vergabe von bis zu fünf "Trauben" für Weingüter will der Führer aber nicht verzichten.

"Damit kann ich leben", sagte Löwenstein, der das Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen an der Mosel führt. "Wir haben unsere Forderungen durchsetzen können."

Protest aus taktischen Gründen

Er wies den in der Weinszene erhobenen Vorwurf entschieden zurück, die Winzer wollten Einfluss auf die redaktionelle Gestaltung des Führers nehmen. Er gab aber zu, dass der Protest gegen die Marketingaktion des Verlages auch Taktik gewesen sei, "weil wir nicht in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen wollten". Unter anderem sei es darum gegangen, dass die vom "Gault Millau" unter Diel üblichen Beurteilungen vieler Weine nicht transparent genug gewesen seien.

In der im Herbst erscheinenden nächsten Ausgabe des "Gault Millau WeinGuide" für 2010 werden die Änderungen noch nicht zum Tragen kommen. Auch die umstrittene Marketing-Aktion für die Ausgabe 2010 wird nicht gestoppt.

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