Störfall:Handys schalten Krankenhausgeräte ab

AMSTERDAM/HANNOVER Die Strahlung moderner Mobiltelefone stört die sensible Technik an Krankenhausbetten. Eine Ein-Meter-Zone und zusätzliche Handy-Zonen im Krankenhaus könnten Sicherheit garantieren.

Marlies Michaelis

Ein externer Herzschrittmacher, der aus dem Takt gerät oder ein Ventilator, der aussetzt - diese und ähnliche Folgen können Handygeräte am Krankenhausbett auslösen. Das belegten Erik Jan van Lieshout und seine Kollegen von der Universität von Amsterdam in einer neuenStudie, die im Fachmagazin Critical Care erscheinen wird.

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Die niederländischen Forscher testeten, ob moderne GPRS- und UMTS-Handys technische Geräte im Krankenzimmer beeinflussen. Sie untersuchten die Auswirkungen auf 61 technische Geräte aus unterschiedlichen Abständen und stellten bei 26 Geräten 48 Störfälle durch negativen Einfluss der Handystrahlung fest. Dabei handelte es sich bei jedem dritten Störfall um einen Ereignis, den die Wissenschaftler als gefährlich einstuften, in 40 Prozent der Fälle war die Störung ernst und jeder vierte Aussetzer hatte nur leichte Auswirkungen.

Die meisten Störfälle gab es, wenn die Antenne des Handys unmittelbar neben dem medizinischen Gerät platziert war - doch in einem gefährlichen Fall betrug die Distanz zwischen Mobiltelefon und Ventilator sogar drei Meter. Besonders schädlich war dabei das Signal von GPRS-1-Geräten: Deren Strahlungen waren für fast die Hälfte aller Vorfälle verantwortlich. GPRS-2-Geräte lösten jede vierte Störung aus und UMTS war für mehr als jeden zehnten Störfall verantwortlich.

"Kritische Vorfälle, die von Handys ausgelöst werden, sind wahrscheinlich selten", urteilen die Autoren, "doch diese [Vorfälle, d. Red.] können tödlich sein". Die "Ein-Meter-Regel", gemäß der ein Handy mindestens einen Meter vom Krankenhausbett entfernt platziert sein sollte, ist nach Angaben der Autoren ausreichend. Allerdings, so schreiben sie, schließe diese Regel die Strahlung von Handys der neuen Generationen nicht vollständig aus. Beschränkungen sollten durch das Einrichten von zahlreichen Handy-Zonen, in denen das Telefonieren erlaubt ist, besser vermittelt werden, so die Autoren.

In Deutschland entscheiden die Krankenhäuser, wo das Handy auf ihrem Gelände gestattet ist. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) beispielsweise gilt auf Intensivstationen und in OP-Sälen ein generelles Handy-Verbot, während es auf den normalen Stationen erlaubt ist. "Bisher ist uns keine Studie bekannt, die eine Gefährdung auf Normalstationen belegt hätte", sagte Stefan Zorn, Sprecher der MHH. Es sei an der MHH auch noch kein Störfall dieser Art aufgetreten, das Handy-Verbot auf Intensivstationen und rund um die OP-Säle bestände rein vorsorglich. Man werde die neuen Ergebnisse aber auf ihre Relevanz für die MHH prüfen, so Zorn.

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