Stilvoll Sparen:Werft euer Geld nicht weg!

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Sie wollen sparen? Schaffen Sie sich teure Schuhe und viele Kinder an, kaufen Sie das meiste gar nicht erst. Und: Lesen Sie die Spartipps der SZ-Redaktion!

Wirklich Geld sparen kann man nur, indem man viel davon ausgibt. Wer sich zum Beispiel rahmengenähte Schuhe mit Cordovan-Leder kauft (von Alden an aufwärts), der kauft keine Schuhe, sondern der investiert. Diese Schuhe werden, wenn man sie pflegt, sich vernünftigerweise um Schuhmoden nicht schert und keine Westerwelle-"18" in die Sohle fräsen lässt, 15 Jahre alt. Man kann sie ein halbes Dutzend mal neu besohlen lassen. Zwar kosten sie das Vielfache des Billigschuhs, aber sie überleben ihn so deutlich, dass es unterm Strich billiger, ja nachhaltiger im Wortsinn ist, mit wenigen teuren Schuhen (Kühlschränken, Sofas, Anzügen, Teppichen, Zeitungsabonnements, Ehefrauen) durchs Leben zu gehen - als mit vielen billigen. Senk-, Spreiz- oder Plattfuß-Träger sind von diesem Tipp leider ausgenommen. Gerhard Matzig

Taschen leer? Ein bisschen was geht immer! (Foto: Foto: iStockphotos)

Die schrecklichste Erfindung der Neuzeit ist der Individualverkehr. Spätere Generationen werden ihren Kindern im Museum erklären: Schau, diese Kiste auf Rädern, darin sind die Leute früher rumgefahren, jeder für sich, Tag und Nacht, frenetisch und haben Gift in die Luft geblasen, deshalb sieht heute alles so wüst und leer aus, und deshalb liegen Göttingen und Brüssel heute am Meer. Das Kind wird staunen und sich glücklich schätzen, solch primitiven Zeiten entronnen zu sein. Die beste Erfindung der Neuzeit ist das Carsharing. Nein, die allerbeste ist das Fahrrad. Aber wenn's denn sein muss, das Autofahren, dann bitte nur mit Carsharing. In München gibt es Stattauto, ein famoser Laden, man kriegt eigentlich immer das Auto, das man gerade braucht. Zu Ikea? Okay, ein Kleinlaster. Zu zweit in die Berge? Kleiner Zweisitzer. Zu siebt nach Venedig? Welchen Riesenkombi hätten Sie denn gern? Die Autos sind allesamt nagelneu, stehen quer über die Stadt verteilt, und das Beste daran: Es ist gefühlte fünfmal billiger als ein eigenes Auto. Man zahlt ja nur die gefahrenen Kilometer. Und hat nie Scherereien wegen TÜV, Parkplatzsuche, Reparaturen oder Autowäsche. Alex Rühle

Tipps gegen private Finanzkrise
:Spar! Dich! Reich!

Billige Tricks? Vielleicht, aber sie läppern sich. 25 Tipps, wie Sie einfach und schnell viel Geld sparen - ein Überblick in Bildern.

Sparen ist Übungssache, eine Frage des umtrainierten Gehirns. Nicht das Ausgeben darf einem mehr Freude machen, sondern das Behalten, das Geräusch klingelnder Münzen in der Hosentasche auf dem Heimweg von der Einkaufspassage. Wo man das lernt? Nicht bei den Eltern oder Großeltern, die lebten alle in der falschen Stadt. Man muss nach München ziehen, ins Zentrum der Verlockung. München wirkt wie eine Impfung gegen Verschwendung. Es ist so teuer und bietet so viel Schönes, dass man sich vom ersten Tag des Aufenthalts an total zusammenreißen muss, um nicht nach einem Monat pleite zu sein. Odysseus ließ sich an einen Mast binden, um nicht den Sirenen zu folgen. Wir binden uns an unseren Dispo, wenn wir durch München segeln. Dann heißt es lernen, zu sich selbst zu sagen: Schön! Zu teuer! Toll! Zu teuer! Phantastisch! Viel zu teuer. Das ist woanders extrem uncool, also lässt man es. Aber hier muss man sich stellen. Früher hat man sich über etwas gefreut, wenn man es kaufte. In München freut man sich, wenn man widerstanden hat. Harald Hordych

Luxus-Möbel
:Wer schön wohnen will, muss zahlen

Es gibt Luxusgüter, deren Preise einem die Knie weich werden lassen. Schön, wenn man dann in einem vergoldeten Bett mit Diamantwäsche landet.

Violetta Simon

Viele Menschen fahren zu Ikea, um dort Köttbullar zu essen. Manchmal kaufen sie auch noch einen kleinen preiswerten Stoffelefanten, das ist dann scheinbar auch schon die Ausbeute des Tages: Köttbullar, Stoffelefant. Die Geschichte hinter der Geschichte ist allerdings eine andere. Bei Ikea gibt es, in der Nähe des Restaurants, ein Paradies für Kinder, so eine Art Spielplatz im geschlossenen Raum. Weil bei Ikea immer viele andere Kinder sind, werden die eigenen auf jeden Fall einen Spielkameraden finden, und weil jede Ecke bei Ikea so schön abgerundet ist, wird diesen vielen Kindern nicht viel passieren. Umfragen im Bekanntenkreis haben ergeben, dass das Spielparadies bei Ikea ein Geheimtipp für gestresste Großstadteltern ist. Die Kinder sind beschäftigt, man kann seine Zeit genießen, und den Kaffee, einmal bezahlt, kann man sich bei Ikea auch unendlich oft nachfüllen. Die New York Times hat unlängst über den Trend berichtet und hervorgehoben, dass Ikea natürlich Internetzugang für den Laptop anbietet. Das Kinderparadies ist in Wahrheit ein Elternparadies, ein Sehnsuchtsort für Yuppies. Kinder, die dort einmal zu spielen angefangen haben, sind stundenlang beschäftigt und schlafen die nächste Nacht durch. Und das alles zum Preis einer Portion Köttbullar und eines Stoffelefanten. Also bitte. Holger Gertz

User: Spartipps für Airlines
:Da geht noch was

Schrubben, schieben, schleppen: Die User von sueddeutsche.de haben viele originelle Ideen, wie Fluggesellschaften Geld sparen könnten.

Warum nicht ganz einfach: aus wenig etwas Tolles machen. Ein altmodischer Baumwollfransen-Wischmopp zum Beispiel, der im Handumdrehen und mit Hilfe einer fertigen Fassung in eine wunderschöne Hängelampe verwandelt wird (wie genau, schreibt Judith Milberg in ihrem Buch "Mein Design"). Der Sparer ruft dann am Ende gar zufrieden: "Es werde Licht!" Um es gleich darauf, ganz geizig, wieder auszuknipsen. Susanne Hermanski

Was die selige Coco im Krisenjahr '09 wieder so aktuell macht, ist ja nichts anderes als die Kunst des Weglassens. Rocksaum hoch, Rüschen ab, ein paar Armreifen weniger - voilà Chanel. So ähnlich funktioniert das auch mit Wohnungen. Nehmen wir nur mal diese sehr angesagte Prenzlauerbergaltbauleere. Es handelt sich um eine hochtrabend runtergedimmte Leere, mit nichts als acht backsteinschweren Bildbänden und einem Sofa im fünfstelligen Vintagebereich möbliert, neben dem eine einzelne Calla großartig vor sich hin welkt. Menschen, die eine solche Wohnung betreten, sind immer furchtbar beeindruckt, obwohl sie nie genau wissen, wo sie jetzt eigentlich ihren Latte-to-go abstellen sollen. Übrigens erreicht man den gleichen Effekt auch mit möglichst wenigen Möbeln von Ikea. Sie sehen vielleicht nach nichts aus, aber wenn um sie herum auch nichts ist, wirken sie doch bedeutend. Die kostengünstige Alternative zum Erwerb eines zweiten Couchgarnitur-Beistelltischchens lautet also: Kaufen Sie 99 Prozent Ihrer Einrichtung erst gar nicht. Tanja Rest

Gut, umsonst und regelmäßig essen gehen, das funktioniert am besten in Berlin. Sie brauchen dazu nichts als Ihr Selbstbewusstsein, das trotz allem noch so intakt sein sollte wie Ihre Garderobe. Stellen Sie sich eine Liste zusammen mit allen Terminen der Botschaften, Galerien, Kulturinstitute und politischen Stiftungen. Finden Sie heraus, wer bei seinen Vernissagen und Empfängen nur Salzgebäck und Weißwein reicht. Besuchen Sie die anderen. Obdachlosenzeitungen wie Motz, Stütze und Straßenfeger veröffentlichen inzwischen regelmäßig zusätzliche kulinarische Ereignisse und Orte mit attraktiven Gratis-Büffets. Außer bei den Amerikanern und Engländern freuen sich die etwa 120 in Berlin akkreditierten Botschaften und Landesvertretungen über jeden zusätzlichen Besucher, vor allem an ihren Nationalfeiertagen. Bernd und Luise Wagner empfehlen in ihrem übrigens in jeder Hinsicht lesenswerten Buch "Berlin für Arme" ganz besonders die überbordenden Speisen-Angebote der Mexikaner und Saarländer sowie die Kaffezeremonie der Äthiopier (am 28. Mai). Wenn es Ihnen geschmeckt hat, sollten Sie auch etwas Nettes ins Gästebuch schreiben, bitte mit Ihrem richtigen Namen und der vollständigen Adresse, damit Sie beim nächsten Mal eingeladen wiederkommen können. Evelyn Roll

In der Mode ist es wie in der buddhistischen Reinkarnationslehre: Jeder Trend wird wiedergeboren. Vor diesem Hintergrund hat sich im krisengeplagten Amerika eine Sparformel etabliert, die in Magazinen, Blogs, im Frühstücksfernsehen heruntergebetet wird: "Shop your closet". Bedeutet sinngemäß: Man braucht nichts Neues zum Anziehen, die Designer legen doch eh nur alte Entwürfe neu auf, die man so oder ähnlich schon im Schrank hat (oder die Schwiegermutter, und fragen Sie auch die reizende alte Dame aus dem 5. Stock, die immer Hermès-Tücher trägt). Klar: "To shop" hat hier lediglich eine Reizwortfunktion, denn was man schon besitzt, muss man ja nicht bezahlen, hihi. So wird der Kleiderschrank zu DER Ausgrabungsstätte der Krisenzeit: Wer ihn einmal richtig umgräbt, wird modische Artefakte finden, die er so lange nicht mehr in Händen hielt, dass sie sich wie neu anfühlen - und von denen die Hälfte längst als Überübertrend wiedergeboren sind. Und "weil man den Gürtel enger schnallen muss", schrieb kürzlich ein New York Times-Autor, "passt man auch wieder in Outfits von früher". Wie, Sie haben gestern Ihre ollen Fleece-Holzfällerhemden, Norwegerpullis und Kordhosen nach Nowosibirsk gespendet? Ob das falsch war? Ach wo. Nur dumm. Verena Stehle

Wenn man als echter Nerd alle Spartipps schon beherzigt hat, wenn man also vor dem Staubsaugen aufräumt statt währenddessen, wenn man die Mikrowelle nutzt für Kleingerichte statt den Großherd, wenn man seine Energiesparbirnen einzeln nach Bedarf einschaltet statt allen Seelen in allen Räumen heimzuleuchten, dann ist man dankbar, dass auch der geliebte Computer noch einiges hergibt. So sei denn allen Spar-Nerds ans Herz gelegt: Druckt das Internet nicht mehr aus und auch nicht eure E-Mail! Schaltet nicht die lustigen Bildschirmschoner ein, wenn ihr mal nicht durch Digitalien wandert, sondern nutzt die Energiesparfunktionen von allen modernen Betriebssystemen! Der dritte Tipp: Notebook-Besitzer, die im Winter frieren, brauchen sich ihren kleinen Rechen-Schatz nur auf die Oberschenkel zu nehmen, der wärmt und hilft, die Heizungskosten zu senken. Bernd Graff

Die einzig wirklich wirksame Möglichkeit zu sparen, sind Kinder - und zwar ganz viele Kinder. Ein Kind ist doof. Zwei streiten sich immer. Ab drei lohnt sich die Investition - finanziell, aber auch für das Nervenkostüm. Natürlich lohnen sich Kinder auch für später, für die Rente, für das teure Leben im Alter, die Pflege und vor allem für die Nestwärme, die man als Greis von den Kindern und Enkeln bekommt, während geizige Kinderlose dann verhärmt vereinsamen. Soziale Kontakte halten gesund und sparen Arzneimittelkosten. Aber auch jetzt schon, wenn sie noch klein sind, spart man mit Kindern - und zwar jeden Tag. Mit Kindern bekommt man so viele Ermäßigungen, dass man an manchen Kassen sogar etwas ausbezahlt kriegt. Die Kinder im Abstand von etwa 18 Monaten zu bekommen, ist optimal. Dann kann jede Kleidergröße direkt an das nächste Kind weitervererbt werden. Zu empfehlen sind Kinder desselben Geschlechts, das macht die Kleiderauswahl einfacher, und dann lassen sie sich auch besser in einem Zimmer halten. Besonders gut und sparsam funktioniert die Betreuung von drei oder mehr Kindern. Die halten sich gegenseitig in Schach und wenn man doch mal wirklich auf sie aufpassen muss, funktioniert bei einer großen Kinderzahl Raum- statt Manndeckung. Werner Bartens

Alles, was Energie kostet, sollte man sich sparen. Selbstmitleid kostet zum Beispiel wahnsinnig viel Energie. Man ist von morgens bis abends damit beschäftigt, die missliche Lage, in der man sich glaubt, zu bejammern, und nachts wird alles sogar noch schlimmer. In der Nacht spart man zwar Strom, weil es dunkel bleiben muss, das ist einerseits schon mal ganz gut; andererseits werden in der Finsternis die Alltagssorgen riesengroß wie die Augen eines Koboldmakis. Und die Kraft, die es dann wieder kostet, diese Angst, diesen Zorn und dieses Selbstmitleid zu überwinden, fehlt uns am nächsten Morgen, wenn wir wieder Leistungsträger sein müssen. Menschen, die aus Mitleid mit sich selbst, ihrer Geworfenheit oder ihren geringen Einkünften hundemüde zum Arbeitsplatz kommen, bringen dieses Land leider nicht voran. Das ist mittlerweile auch statistisch erwiesen. Hilmar Klute

Stricken ist ja wieder im Trend, man ist beschäftigt, nutzt keine kambodschanischen Arbeiterinnen aus und spart einen Haufen Geld und Chemie. Aber Wolle ist teuer. Müsste man eigentlich selber spinnen. Da braucht man ein Spinnrad. Aus Holz. Also einen kleinen Wald. Und ein paar Schafe mitsamt Weide. Der Garten ist zu klein. Man muss die Schafe scheren. Mit einer Schafschere. Aus Stahl. Wo kommt der her? Doch nicht von chinesischen Minen, die stürzen oft ein. Man braucht ein Stahlwerk, ein kosteneffizientes. Dafür muss man ein paar Arbeiter einsparen. Wer schützt sie vor Armut? Man muss wohl, um zu sparen, selbst in die Politik gehen. Petra Steinberger

© SZ vom 2., 3., 4. Oktober 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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