Haben & Sein:Alles anders

Haben & Sein: Kein Urlaub in Sicht? Blöd. Immerhin die "Travel-Kollektion" von Toteme lässt sich auch so tragen.

Kein Urlaub in Sicht? Blöd. Immerhin die "Travel-Kollektion" von Toteme lässt sich auch so tragen.

(Foto: PR)

Nagellack mit Pflanzen statt Chemie, Urlaubsgarderobe mit oder ohne Urlaub und der Rimowa Design Prize, bei dem es tatsächlich nicht um Koffer geht: die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel und Silke Wichert

Entweder die Menschen machen mehr Urlaub, oder sie haben, wenn sie denn in denselben fahren, deutlich mehr Lust, sich neue Klamotten zu kaufen. Jedenfalls bieten immer mehr Labels "Travel"- oder "Holiday-Collections" an. Im Grunde erfüllen sie den gleichen Zweck wie die "Cruise Collections" der Luxuslabels: Alles ist ein bisschen luftiger, tragbarer - vor allem bieten sie einen Grund, noch eine Kollektion auf den Markt zu werfen. Aber der Trick funktioniert natürlich. Wer schon mal die Urlaubsgarderobe parat hat, kriegt gleich noch mehr Lust auf die Ferien. Wer in absehbarer Zeit keinen Urlaub macht, kann mit einem luftigen Placebo-Leinenkleid oder -Wickelrock wenigstens so tun als ob. Egal, zu welcher Reise- oder Nichtreisegruppe man gehört, die "Travel in Toteme"-Kollektion des Stockholmer Labels Toteme fällt durch skandinavische Schlichtheit auf und ist deshalb garantiert nicht nur etwas für einen Sommer. Neben langen, luftigen Kleidern, gibt es Tops mit Cut-out über dem Dekolleté, einen Pareo mit Streifen statt tropischen Blumen und Tote-Bags, die nicht nur Strandtasche sein können (exklusiv bei mytheresa.com.)

Haben & Sein: Frühlingsfrisch: Nagellack von Manucurist, die neue Kollektion heißt "Back From The Market".

Frühlingsfrisch: Nagellack von Manucurist, die neue Kollektion heißt "Back From The Market".

(Foto: Hersteller)

Dass Nagellack kein Naturprodukt sein kann, liegt auf der Hand: Der Hochglanz, die Signalfarben, nicht zuletzt der Geruch, da müssen chemische Zutaten im Spiel sein. Aber wie in der gesamten Beautybranche wird auch bei der Maniküre die Nachfrage nach grünen Rezepturen immer größer, darauf reagieren Labels wie Manucurist. Die Marke der Französin Gaëlle Lebrat, die vor acht Jahren das Pariser Familienunternehmen übernahm, setzt bei ihren pflanzenbasierten Gel-Nagellacken der Linien "Green" und "Green Flash" auf Zutaten wie Extrakte von Zuckerrohr, Maniok und Baumwolle, um den Anteil der Schadstoffe zu reduzieren. Die schnell trocknenden Lacke halten nach Herstellerangaben bis zu zehn Tage auf den Nägeln, die neue Kollektion heißt "Back From The Market": Die Nuancen Milchweiß, Erbsengrün oder Flieder sollen an einen Marktbummel erinnern. Wobei ein bisschen Frühlingsfarbe auf den Fingern auch zu jedem anderen Wochenendvergnügen in der Sonne passt.

Haben & Sein: Das Gewinnerdesign des ersten Rimowa Design Prize: "Artificial Body Positivity", eine App von Noa Grgic, mit der man Accessoires für Prothesen entwickeln kann.

Das Gewinnerdesign des ersten Rimowa Design Prize: "Artificial Body Positivity", eine App von Noa Grgic, mit der man Accessoires für Prothesen entwickeln kann.

(Foto: Rimowa)

Wer noch nie vom Rimowa Design Prize gehört hat und jetzt spontan denkt, hier würden die schönsten neuen Kofferentwürfe prämiert - falsch, ganz falsch sogar. Der Wettbewerb wurde zum ersten Mal vergangenen Herbst ausgerufen, um "herausragendes deutsches Design und kreative Talente zu fördern." Der Preis richtet sich also gezielt an Studenten deutscher Design-Hochschulen, die sich mit möglichst kreativen und vor allem zukunftsorientierten Entwürfen bewerben sollen. Das Thema lautete bei der ersten Ausgabe "Mobilität"; passt ja auch zum namensgebenden Unternehmen, das dieses Jahr übrigens 125-jähriges Bestehen feiert. Aber mal abgesehen davon, dass dem Gewinner 20.000 Euro winken (der Zweiplatzierte 10.000 und sogar die Dritt- bis Siebtplatzierten bekommen jeweils 5000 Euro), werden die sieben Finalisten vor allem von hochkarätigen Mentoren wie Gesa Hansen oder Mike Meiré betreut.

Am Montag fand in Berlin die Preisverleihung statt, wo die Jury um Rimowa "Chairman" Alexandre Arnault, Sohn von LVMH-Gründer Bernard Arnault, den ersten Gewinner bekanntgab: Noa Grgic von der Akademie der bildenden Künste Stuttgart, der die App "Artifical Body Positivity" entwickelte. Ein Online-Shop für individuell designte Prothesen-Accessoires, weil diese bislang selten über ein ansprechendes oder kreatives "Design" verfügten, und selbst entworfene Accessoires vielleicht auch die Selbstakzeptanz ihrer Träger steigern könnten. Grgic stellt sich die ABP-App außerdem als Ort vor, an dem eine Community entstehen kann, wo "innovative Projekte und interessante Persönlichkeiten rund um das Thema Artifical Body Positivity vorgestellt werden". Die Nutzer der App könnten Bilder von ihren Outfits mit den Prothesen-Accessoires posten und dadurch andere betroffene Menschen motivieren und ermutigen, hofft Grgic. "Es wäre ein Safespace, in dem das Thema aufblühen kann und eventuell sogar der erste Schritt in Richtung Normalisierung." (rimowadesignprize.com)

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