Stilkritik:Der Vollbart

Nur Oberstudienräte für Deutsch und Geschichte oder selbsternannte Künstler-Genies tragen Bart? Von wegen! Neuerdings ist der Wildwuchs ein Modetrend.

Christian Mayer

Noch vor wenigen Jahren war die Sache eindeutig. Wer hierzulande als Mann im mittleren Alter einen Vollbart trug, der wollte sich entweder als Oberstudienrat für Deutsch und Geschichte zu erkennen geben oder hielt sich selbst für ein verkanntes Künstler-Genie, und wenn er nur selbstgebrannte Töpferwaren auf Wochenmärkten verkaufte. Mit dem richtigen Gesichtsschutz konnte man seine Weltvergessenheit zeigen, einen Weisheitsanspruch nach außen kehren - dass diese Methode bis heute funktioniert, sieht man bei Pater Anselm Grün, dem bärtigen König der Ratgeberliteratur.

Wildwuchs bei Brad Pitt

Neuerdings aber ist der Wildwuchs ein Modetrend. Sogar Männer wie Jim Carrey und Brad Pitt haben das Rasieren aufgegeben. Beide galten bei weiblichen Fans mal als attraktive, gepflegte, stilvolle Darsteller; von Pitt hieß es sogar, er sei ein schöner Mann, bevor er beschloss, mit Angelina Jolie ein ganzes afrikanisches Dorf zu adoptieren. Gerade erst hat sich Brad Pitt bei einem Flüchtlings-Besuch in Syrien mit einem Ziegenbart getarnt, der seiner Ehefrau etwas zu dicht ausfällt, wie man gerüchteweise hört. Alles falsch!

Besser als glattrasierte Modelbacke

Selbstverständlich liebt Angelina ihren Abraham - und auch Jenny McCarthy, die blonde amerikanische Schönheit an der Seite von Jim Carrey, reibt sich gerne an ihrem kauzigen Partner. Sogar der Modekonzern H&M, der es auf eine milchbärtige Kundschaft abgesehen hat, lässt gerade einen Zottel auf die Kundschaft los - ein Bart schafft Vertrauen und verkauft sich derzeit besser als eine glattrasierte Model-Backe. Pater Anselm Grün hat es schon immer gewusst.

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