Politiker treten modemäßig eher selten als Trendsetter in Erscheinung. Außerhalb der Grünen, bei denen es auch Joschka Fischer nicht gelungen ist, den Dreiteiler salonfähig zu machen, geht es meist uniform zu: dunkler Anzug, weißes oder hellblaues Hemd, Krawatte. Genau wie in der Welt der Manager, nur dass deren Anzüge in der Regel teurer sind und besser sitzen.
Es gibt auch löbliche Ausnahmen. Edmund Stoiber zum Beispiel hatte eine Geschmacksversicherung in Gestalt seiner Frau Karin. Die legte ihm immer ein fertiges Set heraus, auf längeren Auslandsreisen wurden die Sachen nummeriert und Gatte Edmund brauchte nur darauf zu achten, dass zu Anzug eins Hemd eins und Krawatte eins gehörten. Das schafft selbst der größte Modemuffel, und es sah immer tiptop aus.
Vor Jahren zettelte der österreichische Populist Jörg Haider eine kleine Moderevolution an und erschien auch bei offiziellen Anlässen im offenen Hemd ohne Krawatte. Ein sehr legerer Look, aber in der Nadelstreifenwelt eben auch ein wenig unseriös, so wie der ganze Haider.
Da geht der parkettsichere Baron zu Guttenberg schon distinguierter vor, indem er ein Kleidungsstück wieder salonfähig macht, das die Kombination aus leger und seriös erlaubt: den Rollkragenpullover. Er hatte seine Glanzzeit in den sechziger und siebziger Jahren, wo er ein klassenloser Teil der Garderobe war: Herbert von Karajan trug ihn genauso wie Rudi Dutschke.
Zum Absturz in die Modehölle trug möglicherweise bei, dass Träger von weißen Rollkragenpullovern immer ein bisschen aussahen wie verklemmte evangelische Pastoren.
Seit Jahren ist ein vorsichtiges Comeback des Rollis zu beobachten, wenn auch fast nur in Schwarz. Der Verteidigungsminister wagt sich auch an andere Farben, braun etwa oder hellgrau. Das sieht chic aus und wärmt den Hals - im deutschen Winter wie am Hindukusch.