Zwischen diesen beiden Fotos liegt nur eine Woche. Aber wer sähe nicht den Unterschied! Manches Maul hat man sich im Berliner Politikbetrieb schon verrissen über die Garderobe: nicht präsidial genug, zu langweilig, die ganze Erscheinung irgendwie zu trist. Bellevue heißt schöne Aussicht, aber was da aus dem Schloss des Bundespräsidenten nach Moskau flog: nix Bellevue. Wenn schon der ewige Hosenanzug immer nur mit der Kanzlerin daherkommt, pardon, umgekehrt natürlich, wenn also, anders gesagt, Angela Merkels strahlendes Lächeln stets kompensieren muss, was die eher zweckmäßige Kleidung nicht immer hergibt - darf man dann an der Spitze des Staates nicht etwas mehr Eleganz erwarten. Vielleicht sogar Élégance?
Oja, die Kleidung war natürlich ein Thema in den vergangenen Tagen nach dem Besuch der Wulffs in Moskau. Und jetzt diese Revolution im Erscheinungsbild. Ein Unterschied wie 3000 Kilometer, ein Unterschied wie Moskau und Ankara. Wo anfangen? Das Sakko, ein meisterlicher Zuschnitt. Präzise und doch so leicht schmiegt sich das Revers an, strahlt schlichte Klassik aus. Es fängt den Blick und führt die Augen auch gleich dahin, wo es wichtig wird, hinauf zum Kopf nämlich, den ein diplomatisch überaus taugliches Gesicht ziert. Glattes, scharf gescheiteltes und doch sanft glitzerndes Haar erweckt eine verborgene, unaufdringliche Intellektualität. Darunter aber die eigentliche Veränderung: In Moskau trug Christian Wulff eine bieder gestreifte Krawatte, in etwa Peek&Cloppenburg, mittlere Preisklasse. In Ankara nun dieses tiefe Blau mit dem verspielten Muster, ein Binder von lebensfroher, fast tänzelnder Anmutung. Bellevue, Herr Präsident!