Leichtathletik:Luft und Liebe

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Vollkommen im Glück, nachdem er in Paris die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen hat: Mondo Duplantis küsst seine Freundin Desiré Inglander. (Foto: imago sport/IMAGO/Bildbyran)

Nicht wirklich romantisch: Der Stabhochsprung-Weltrekordler Mondo Duplantis hat seiner Freundin Desiré Inglander einen Heiratsantrag gemacht – während eines Fotoshootings am Strand.

Von Mareen Linnartz

Vielleicht, ganz vielleicht, ist der Stabhochspringer Armand „Mondo“ Duplantis einer der elegantesten Sportler überhaupt. Nicht weil der Schwede so gut aussieht, wobei ihn wegen seiner dunkelbraunen Locken und seinem auf interessante Weise windschiefen Gesicht manche ja schon als Timothée Chamelet der Leichtathletik handeln. Sondern weil er so konkurrenzlos wie federleicht über die Latte schwebt, als sei es das Einfachste auf der Welt, einen Stab in den Boden zu rammen und mit maximalem Schwung den Körper Richtung Himmel zu schrauben. Zehn Weltrekorde hat der Überflieger schon aufgestellt, aktuell steht er bei 6,26 Metern, und wer sich das nicht recht vorstellen kann: Das sind in etwa zwei Stockwerke eines Wohnhauses. Hoch. Sehr hoch.

In diesem Sommer gewann der 24-Jährige bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille (natürlich mit Weltrekord), und zu sagen, danach habe das Stadion vibriert, wäre eine Untertreibung. Die 70 000 Zuschauer waren außer sich ob des ihnen dargebotenen Spektakels. Man sah einen vor Glück entrückten Athleten, der zu seiner Freundin, dem Model Desiré Inglander, stürmte, sie küsste und, tja, von da an war das Ganze nicht nur die Geschichte eines unglaublichen Sportlers, der schon als kleines Kind wie verrückt auf Matten hüpfte, sondern auch die eines schwer verliebten Mannes, der das aller Welt zeigen wollte.

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Nun wollen die beiden, weiß nun jeder, der ihnen auf Instagram folgt, alsbald sogar vor den Traualtar treten. Schon in den Wochen zuvor bekam man auf dem Kanal des einen oder der anderen ein Leben präsentiert, das wenig vom Thrill eines Wettkampfes verströmte, sondern eher das eines gepflegten Post-Olympia-Ennuis: Yacht-Ausflüge im Mittelmeer, Landgänge auf griechischen Inseln, dazwischen ein paar Städtereisen-Aufnahmen, das Ganze perfekt ausgeleuchtet, sie mit blondem Engelshaar und gerne knapper Kleidung, er mit gestähltem Body und austauschbarem Gesichtsausdruck.

Vollkommen folgerichtig, dass Duplantis jetzt an einem Strand auf Long Island während eines Fotoshootings für die Vogue um die Hand seiner offenbar überraschten Freundin angehalten hat. Sie trug dabei ein Gewand, das komischerweise einem Brautkleid ähnelte, da hat die Moderedaktion des Magazins also ganze konspirative Arbeit geleistet. Aber, goldene Regel auch oder gerade für Goldmedaillengewinner: Auch im romantischsten Moment sollte man ja immer schön die weitere Verwertung auf Social Media im Blick haben!

Die Frage ist nur: Ist das überhaupt ein romantischer Moment? Barfuß am Strand, mildes Sonnenlicht, dazu ein Klunker, den man der Angebeteten überstreift – das erinnert doch eher an einen klischeetriefenden Hollywood-Film. Die Soziologin Eva Illouz hat vor Jahren in ihrem Buch „Gefühle in Zeiten des Kapitalismus“ seziert, wie ebendieses schöne Gefühl kommerzialisiert worden ist. Rote Rosen zum Valentinstag, Diamanten zum Zehnjährigen, und, ja, auch: Heiratsanträge in den Hamptons. Zeit für den Stabhochspringer, sich wieder in echte Höhen zu schwingen.

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