Sport im Hochsommer:"Training schützt"

Trotz extremer Temperaturen laufen Menschen dieser Tage unbeirrt durch Parks oder spielen Fußball. Ein Gespräch mit dem Sportmediziner Karlheinz Zeilberger über Sport im Hochsommer.

Hendrik Buchheister

Trotz extremer Temperaturen laufen Menschen dieser Tage unbeirrt durch Parks oder spielen Fußball. Ein Gespräch mit dem Münchner Sportmediziner Karlheinz Zeilberger, 48, über körperliche Ertüchtigung im Hochsommer.

Sport, Hitze, Sommer, iStockphotos

Nur wer regelmäßig trainiert, übersteht auch Sport bei großer Hitze.

(Foto: Foto: iStockphotos)

SZ: Sport bei dieser Hitze - das kann doch nicht gesund sein.

Zeilberger: Es kommt drauf an, was Sie genau machen und wie geübt Sie sind. Wer vorher nicht regelmäßig Sport getrieben hat und sich jetzt starker Belastung aussetzt, riskiert Kreislaufprobleme. Das Wetter genießen kann man trotzdem, an der Isar zum Beispiel, bei einem Frisbeespiel.

SZ: Der erfahrene Jogger darf aber weiterjoggen?

Zeilberger: Wer regelmäßig läuft, merkt rechtzeitig, wenn er Probleme bekommt. Man geht kurz in den Schatten, dann ist alles wieder ok.

SZ: Welche Probleme drohen Hobbysportlern bei extremen Temperaturen?

Zeilberger: Wenn Sie bei diesem Wetter draußen Sport machen und viel schwitzen, verlieren Sie Flüssigkeit. Wenn dann auch noch die Sonne einwirkt, kann Ihr Körper überhitzen.

SZ: Oh.

Zeilberger: Das zweite Problem ist dieses: Wenn Sie stark elektrolythaltig schwitzen...

SZ: ...elektrolythaltig?

Zeilberger: Elektrolyte sind wichtige Stoffe für das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln. Wenn Sie also stark elektrolythaltig schwitzen, aber nur Wasser trinken, kommt es zu Krampfneigungen.

SZ: Der Hobbysportler sollte also möglichst viele Elektrolyte zu sich nehmen. Das geht bestimmt am besten mit diesen speziellen Energiegetränken.

Zeilberger: Ich dränge niemanden zu teuren Kunstprodukten, Saftschorle reicht eigentlich. Es gibt Isogetränke, die genau so konzentriert sind wie die menschliche Körperflüssigkeit. Wer sich aber extra viel Elektrolytpulver ins Wasser kippt, weil er denkt, er tue sich damit etwas Gutes, bewirkt das Gegenteil: Er bekommt Durchfall.

SZ: Laufen Sie?

Zeilberger: Ja, dreimal die Woche. Morgens oder abends ist das auch im Moment zu ertragen.

SZ: Sie sind gut trainiert?

Zeilberger: Regelmäßiges Training schützt am besten, etwa vor Kreislaufproblemen. So viele heiße Tage gibt es nicht im Jahr. Wer in Übung ist, übersteht auch die.

SZ: Wie beeinträchtigt den Sportler eine erhöhte Ozonbelastung?

Zeilberger: Vor allem Menschen mit Bronchialerkrankungen wie etwa Belastungsasthma können Probleme bekommen. Raucher sowieso, und ältere Menschen.

SZ: Die Hochleistungssportler bei der Leichtathletik-WM - junge Menschen, zugegebenermaßen - können nicht einfach sagen: Lass uns lieber Frisbee spielen.

Zeilberger: Die WM-Athleten schwitzen weniger elektrolythaltig, das liegt am regelmäßigen Training. Ihre Körper sind extreme Belastung gewohnt. Außerdem gehen die Sportler schnell zurück in den Schatten - gefährdet sind die Zuschauer.

SZ: Warum?

Zeilberger: Sie sitzen lange, bewegen sich kaum, schauen bloß den Wettkämpfen zu. Außerdem trinken sie wenig, und Kopfbedeckungen tragen sie auch keine. Ich wäre nicht verwundert, wenn einigen im Publikum ohnmächtig würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: