Süddeutsche Zeitung

Sport:DFB-Debakel

Das deutsche Fußballteam hat diese Woche haushoch gegen Spanien verloren. Das 0:6 ist nicht nur eine bittere Niederlage, sondern ein Wendepunkt. Muss der Trainer jetzt gehen?

Von Christoph Leischwitz

Das war "ein rabenschwarzer Tag", sagte Joachim Löw am Mittwochabend. Er hatte dabei wie immer einen rabenschwarzen Pulli an und sah so enttäuscht aus wie nie zuvor. Löw ist 60 Jahre alt, aber an so ein schlechtes Spiel der Fußballnationalmannschaft kann wohl auch er sich nicht erinnern. Seit 14 Jahren ist er der Cheftrainer des DFB-Teams. Gegen Spanien hat er noch nie gewonnen. Aber das katastrophale 0:6 war mehr als eine Niederlage: Der Mannschaft schien es fast egal zu sein, wie hoch sie verliert, und das ist ein ganz schlechtes Zeichen. Das ist so, als ob es einem egal ist, ob man im Mathe-Test eine Vier oder eine Sechs bekommt. In so einem Fall heißt es im Fußball oft, dass der Trainer die Spieler nicht mehr erreicht. Deshalb glauben viele, dass Löw nicht mehr die Kurve kriegt. Jetzt sollte er wirklich mal einen anderen ranlassen. Andere sagen das schon seit der WM 2018. Damals schied Deutschland zum ersten Mal überhaupt in der Vorrunde aus - und das als Weltmeister! Doch Löw bekam noch eine Chance: Er sollte versuchen, mit einer jüngeren Mannschaft neuen Schwung ins Spiel zu bringen. Es lief seitdem auch gar nicht schlecht, insgesamt etwa in Richtung Drei minus. Aber frische Begeisterung hat die Mannschaft immer noch nicht entfacht. Und jetzt also der rabenschwarze Tag. Am Tag danach war Löw noch nicht gefeuert vom DFB. Aber ob er zur Europameisterschaft im kommenden Jahr noch Trainer ist? Das ist ein gutes Stück unwahrscheinlicher geworden.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2020
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