Dolores (15 Minuten)
Schere, Stein, Papier ist das kompakteste Spiel der Welt. Ein Gegner, drei Möglichkeiten. Es fesselt, weil der Kampf nur im Kopf stattfindet. Die neueste Version von Schere, Stein, Papier heißt Dolores. Wie tausend andere Neuheiten wird das Kartenspiel für zwei bis vier Spielern von Donnerstag an auf der Spielemesse in Essen vorgestellt. In Dolores wird der Spieler zum Piraten, der um Gold und Reichtum streitet. Die Schätze des geborgenen Handelsschiffs Dolores sind zum Greifen nah. Nun muss die Beute nur noch gerecht aufgeteilt werden. Aber gibt es Gerechtigkeit unter Piraten? In jeder Runde werden vor zwei Spielern vier Karten ausgelegt. Bei dieser abgewandelten Form des Gefangendilemmas entscheidet jeder für sich, ob er alle ausliegenden Karten haben will, sich mit seinem Anteil zufrieden gibt oder nur eine ganz bestimmte Karte haben will. Ein Blick in die Augen des Kontrahenten, ein Handzeichen, und die Entscheidung ist getroffen. Wer am Ende als reichster Pirat nach Hause geht, entscheiden die gesammelten Schätze, die von Vincent Dutrait gestaltet wurden. Das Spiel haben sich Eric Lang und Bruno Faidutti ausgedacht. Dolores erscheint bei Asmodee.
Arboretum (30 Minuten)
Viele Bäume machen noch keinen Wald. Im Kartenspiel Arboretum von Dan Cassar werden Bäume in Reihen angepflanzt. Nur 30 Minuten dauert eine Partie. An deren Ende flanieren die Spieler durch ihre Baumgärten. Von der jungen Eiche biegt der Weg rechts am Ahorn ab und geht die Allee hinunter, vorbei an zwei Weiden und einem Flieder hinüber zur alten Eiche. Durch geschicktes Auslegen und Aufnehmen diverser Baumkarten mit unterschiedlichen Wertigkeiten legt jeder Spieler seinen eigenen Baumgarten an. Lange Wege mit vielen gleichen Bäumen bringen bei der abschließenden Wertung am meisten Punkte. Doch nur der Gärtner mit dem höchsten Kartenwert einer Baumart auf der Hand, darf diese am Ende auch werten. So wird aus dem freundlichen Wettrennen um den schönsten Garten ein hinterlistiges Kartenspiel, bei dem niemand seine wertvollsten Bäume rausrückt - auch wenn er sie selbst gar nicht benutzen will. Arboretum erscheint bei Abacusspiele.
Kanagawa (45 Minuten)
Deutsche Brettspielklassiker sind hässlich. Mensch ärgere dich nicht und Malefiz würden zum Schönheitswettbewerb nicht mal eingeladen werden. Moderne Brettspiele hingegen bestechen durch bunte Designs, die keineswegs nur Staffage sind. Besonders imposant beweist das der Verlag Iello. Nun bringen die französischen Entwickler ein Spiel auf den Markt, bei dem die Illustrationen Teil des Konzepts ist. In Kanagawa erlernen zwei bis vier Schüler die Kunst der Malerei von Meister Hokusai. Als angehende Landschaftsmaler bietet jeder auf Motivkarten - Bäume im Winter, Tiere im Sommer, Häuser oder Menschen. Wer sie bekommt, stellt sie vor sich auf seine Staffelei. Daraus entwickelt sich ein zusammenhängendes Panorama. Wer Sets aus den gleichen Jahreszeiten und Motiven malt, bekommt dafür Boni. Also ist es sinnvoll, auf die richtigen Karten zu warten. Malerei ist auch eine Frage der Geduld. Kanagawa von Bruno Cathala und Charles Chevallier erscheint bei Iello.
Cottage Garden (60 Minuten)
Einen Garten bepflanzen ist fast wie Tetris. Nur wachsen Blumen leider nicht im 90-Grad-Winkel. Dafür lassen sich Beete in solchen Mustern anlegen. In dem Legespiel Cottage Garden von Uwe Rosenberg ackern ein bis vier Hobbygärtner um die Wette. Jeder versucht, Beetformationen auf seinem Spielfeldacker möglichst effizient einzubauen. Wer sein Blumenmeer am besten einrahmt, kann sich am Ende Meistergärtner nennen. Die ansehnlich gestaltete Schachtel kommt inklusive Gärtnerei, Schubkarre und vieler bunter Blumenbeete - alles aus Karton, versteht sich. Cottage Garden erscheint bei Edition Spielwiese.
EXIT: Das Spiel (90 Minuten)
Wer genug von Schätzen, Bäumen und Blumen hat, muss einfach nur den Ausgang finden. Vor dem hängt aber ein großes Schloss, das sich nur mit dem richtigen Code öffnen lässt. Das Konzept von EXIT: Das Spiel basiert auf sogenannten Escape Rooms, die in Deutschland sehr beliebt sind. In die lassen sich Menschen für Geld einschließen, nur um möglichst schnell wieder herauszukommen und zu beweisen, wie schlau sie sind. Eine Light-Version dieser Erfahrung gibt es von verschiedenen Spielverlagen jetzt verpackt in Schachteln - voller Karten, Codescheiben, Bücher, Umschläge und natürlich Rästel. Wem das Physische des Escape Rooms nicht fehlt, kann sein Hirn in drei verschiedenen Varianten von EXIT gegen die Zeit antreten lassen. Und wer nicht weiter weiß, kann sich Lösungskarten ansehen - bekommt dafür aber Abzüge in der Endwertung. Inka und Markus Brand haben die Escape Rooms in die Schachtel gepresst. EXIT: Das Spiel erscheint bei Kosmos.
Villen des Wahnsinns (mehrere Stunden)
Ob eine Schauergeschichte am Lagerfeuer gruselig ist, hängt vom Talent des Erzählers ab. Gelingt es ihm, seine Zuhörer zu fesseln, sie Teil der Handlung werden zu lassen, nur um sie mit dem letzten Satz zu erschrecken? Villen des Wahnsinns (zweite Edition) gelingt es - mithilfe einer App, die Spieler stimmungsvoll in den Wahnsinn zu treiben. Das Brettspiel basiert auf den Gruselgeschichten von H.P. Lovecraft und seinem Cthulhu-Mythos. Viktorianische Anwesen beherbergen eklige Schleimmonster mit Tentakeln und mehrarmige Schreckenswesen. In eben diese Anwesen werden ein bis fünf Ermittler von der App geführt. Die Spielfiguren, Würfel und Karten liegen zwar immer noch physisch auf dem Spielbrett, aber die App lenkt das Geschehen. Sie bestimmt, welche neuen Räume angelegt werden und wo plötzlich das nächste Monster auftaucht. Villen des Wahnsinns (zweite Edition) von Nikki Valens erscheint bei Heidelberger Spieleverlag
Seafall (mehrere Wochen)
Der englische Begriff Legacy heißt übersetzt Vermächtnis. Für Brettspieler ist er ein Sammelbegriff für die Werke von Spieleautor Rob Daviau. Daviau hat aus den Klassikern Risiko und Pandemic zusammenhängende Geschichten gemacht. Zwar gibt es nach jeder einzelnen Partie einen Gewinner, doch erstreckt sich das Vermächtnis jeder Partie auch auf die Partie, die danach kommt. Nun hat er mit Seafall sein erstes eigenes Thema für ein Legacy-Spiel entworfen. Das Brettspiel gibt drei bis fünf Spielern die Möglichkeit, Christopher Kolumbus zu sein. In jeder Partie machen sich die Entdecker mit ihren Schiffen auf und segeln gen Westen, besuchen Inseln und unterwerfen Eingeborene oder handeln mit ihnen. Wie wirkt sich das Vermächtnis der ersten Partie auf nachfolgende Generationen aus? Denn nach ihrer ersten unvorteilhaften Begegnung sind die freundlichen Eingeborenen auf der ersten Insel in Zukunft vielleicht nicht mehr so freundlich. Der Fortsetzungsmechanismus von Pandemic Legacy macht das Spiel einzigartig. Doch die Spieldauer von zwei bis vier Stunden pro Partie macht das Spiel zu einer sehr schwer zu navigierbaren Fregatte, die nur für Vielspieler geeignet ist. Seafall erscheint bei Heidelberger Spieleverlag.