Soziales - Zwickau:Kinderreiche Familien in Sachsen öfter von Armut betroffen

Deutschland
Die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Die Linke). Foto: Jörg Carstensen/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Zwickau (dpa/sn) - Kinderreiche Familien in Sachsen sind laut Statistik öfter von Armut betroffen. "2018 waren 30,7 Prozent der Haushalte mit zwei Elternteilen und drei oder mehr Kindern arm", sagte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. Im Jahr zuvor lag der Anteil noch bei 24,8 Prozent. Nur Alleinerziehendenhaushalte seien mit 44,6 Prozent noch häufiger relativ arm. "Der Anteil armer Familien an allen kinderreichen Familien bewegt sich seit vielen Jahren im Bereich von einem Viertel bis einem Drittel", betonte die Politikerin.

Auch Sachsens SPD sieht dringenden Handlungsbedarf. "In den letzten Jahren ist in Deutschland immer wieder an kleinen Stellschrauben gedreht worden, um Kinderarmut zu bekämpfen. Das hat nicht gereicht. Deshalb müssen und wollen wir das Problem grundsätzlicher sowie radikaler angehen", erklärte Simone Lang, Sprecherin für Soziales und Familie in der SPD-Landtagsfraktion, und forderte neben höheren Löhnen für die Eltern auch eine Kindergrundsicherung. Die SPD unterstütze die Initiative #StopptKinderarmut von Influencern, Kinder- und Familienverbänden sowie der Bertelsmann Stiftung: "Für uns steht fest, Armut darf kein Tabuthema sein und muss aktiv bekämpft werden."

Nach dem Mikrozensus lag die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle 2018 im bundesweiten Schnitt bei 1035 Euro für einen Single-Haushalt, in Sachsen waren es 937 Euro. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen eines Haushalts inklusive Wohn- sowie Kindergeld oder anderer Zuwendungen. Wer weniger als diese Summe im Monat zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Zimmermann wertet dazu regelmäßig Daten der Statistik aus. Sie hat im Bundestag den Vorsitz im Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

"Reich an Kindern, arm an Geld, das geht zu oft Hand in Hand. Kinderreiche Familien sind bei Bundes- und Landesregierung immer noch zu wenig im Blickfeld, genauso wie Alleinerziehende", so Zimmermann. Wenn sich Eltern für mehr Kinder entscheiden, müssten sie auch mehr finanzielle Hilfe bekommen. Das gelte besonders in der Krise: "Ein einmaliger Kinderbonus hilft da nicht weiter. Statt des bisherigen Systems der Kinderleistungen, das Wohlhabende begünstigt und arme Familien benachteiligt, braucht es eine Kindergrundsicherung."

"Jetzt in der Pandemie muss die sächsische Regierung Familien mit geringem Einkommen besonders im Blick haben. Kinder armer Eltern leiden unter der Pandemie besonders", erklärte Zimmermann. Sie brauchten besondere Unterstützung und Förderung, um nach Monaten Home Schooling nicht dauerhafte Nachteile auf ihrem Bildungsweg zu erleiden. Aber auch bei der Förderung von Angeboten für Kinder und Jugendliche sei die Regierung bislang auf dem Holzweg.

Laut Statistik wuchsen 2018 in Sachsen 153 400 Mädchen und Jungen in Familien mit drei oder mehr Kindern auf. Zehn Jahre zuvor waren es noch 122 700.

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