Soziales - Stuttgart:Wohlfahrtsverbände kritisieren Absageflut bei Pflegeheimen

Stuttgart (dpa/lsw) - Monat für Monat müssen Pflegeheime in Baden-Württemberg Tausende Anfragen zurückweisen, weil es keine freien Plätze in ihren Häusern gibt. Die Ablehnungsquote liegt im Schnitt bei 80 Prozent, wie aus einer Umfrage mehrerer Wohlfahrtsverbände im Südwesten hervorgeht. Mehr als 500 Pflegeheime hätten sich daran beteiligt, hieß es, das sei rund ein Drittel aller Pflegeheime in Baden-Württemberg.

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Stuttgart (dpa/lsw) - Monat für Monat müssen Pflegeheime in Baden-Württemberg Tausende Anfragen zurückweisen, weil es keine freien Plätze in ihren Häusern gibt. Die Ablehnungsquote liegt im Schnitt bei 80 Prozent, wie aus einer Umfrage mehrerer Wohlfahrtsverbände im Südwesten hervorgeht. Mehr als 500 Pflegeheime hätten sich daran beteiligt, hieß es, das sei rund ein Drittel aller Pflegeheime in Baden-Württemberg.

In einem Zeitraum von fünf Tagen seien 82 Prozent der Anfragen für Dauerpflege nicht bedient worden, außerdem 77 Prozent der Anfragen nach einem Kurzzeitplatz. Bei der Dauerpflege seien 2295 Anfragen abgelehnt worden, bei der Kurzzeitpflege weitere rund 3000.

"Hinter jeder dieser Anfragen stehen Angehörige, die nicht wissen, wie die pflegebedürftige Mutter oder der pflegebedürftige Vater weiter versorgt werden soll und jetzt in ihrer Not Heim für Heim abfragen müssen", sagte der baden-württembergische Vorsitzende des Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Rainer Wiesner, am Freitag in Stuttgart.

Nach Einschätzung der Liga der freien Wohlfahrtspflege ist eine wohnortnahe Versorgung, wie sie seit vielen Jahren als Ziel der Landespolitik verfolgt wird, in vielen Regionen nicht mehr gesichert. Die Versorgungslage sei prekär, sagte die baden-württembergische Liga-Vorsitzende Ursel Wolfgramm. Angehörige müssten häufig auf andere Landkreise oder noch weitere Entfernungen ausweichen, um einen Platz zu finden. "Das Ergebnis ist vor allem aus Sicht der betroffenen Menschen inakzeptabel", sagte Wolfgramm.

Die Versorgung mit stationären Plätzen sei erkennbar nicht mehr gesichert, kritisierten die Verbände. Neue Bauvorschriften hätten den Engpass verstärkt. "Ein Beitrag zur Lösung wären großzügige Übergangsregelungen für bestehende Pflegeheime, damit diese nicht weitere Plätze abbauen müssen", sagte bpa-Landeschef Wiesner. "Schließlich liegt die Verantwortung für eine ausreichende Versorgung bei der Landesregierung."

Gründe für den "Versorgungsnotstand" sind laut der baden-württembergischen Liga-Vorsitzenden fehlendes Fachpersonal und die Folgen der Landesheimbauverordnung. Die vom Land Baden-Württemberg vorgegebene Einzelzimmerquote habe zu einem Verlust von mehr als 3000 Plätzen geführt. Gleichzeitig werde es für Betreiber zunehmend schwierig, ausreichend Personal zu beschäftigen, kritisierte die Liga. Gefordert sei jetzt nicht nur das Land, auch die Kommunen müssten sich engagieren. Diese könnten beispielsweise Grundstücke oder Gebäude zur Verfügung stellen, um neue Plätze für pflegebedürftige Menschen zu schaffen.

Das baden-württembergische Sozialministerium bestreitet den Mangel bei den Kurzzeitpflegeplätzen nicht. Grund seien vor allem die Refinanzierungssätze durch die Pflegekassen, bei den fehlenden Dauerpflegeplätzen mangele es an Fachpersonal. Es fehle daher nicht an tatsächlich vorhandenen Pflegeplätzen in den Einrichtungen, sondern an tatsächlich nutzbaren Angeboten. "Wenn es zu wenig Personal gibt, um die vorhandenen Pflegeplätze zu betreiben, würde eine Erhöhung der vorhandenen Pflegeplätze nichts an der gegebenen Situation ändern", argumentierte das Ministerium. "Dies schließt freilich nicht aus, dass regional auch tatsächlich zu wenig Pflegeplätze zur Verfügung stehen."

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