Soziales - Quedlinburg:Tafeln für Bedürftige sehen Winter als Herausforderung

Deutschland
Spenden an die Tafel Weißenfels. Foto: Peter Endig/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Quedlinburg (dpa/sa) - Sie teilen die Lebensmittel unter freiem Himmel aus oder liefern gar an die Kunden: Die Tafeln für Bedürftige haben ihre Arbeit in der Corona-Krise neu organisiert. Der bevorstehende Herbst und Winter bringen aber neue Veränderungen. "Die Tafeln stellen sich jetzt darauf ein, dass die Covid-19-Krise noch über Monate anhalten wird", erklärte der Landesvorsitzende der Tafeln, Andreas Steppuhn, am Freitag. Ausgaben draußen seien bei Wind und Wetter nicht mehr so möglich wie bisher. Es werde nach Räumen gesucht. Die Unterstützung der Kommunen sei nötig.

Gerade erst in den letzten Wochen habe sich die Lage bei den Tafeln entspannt. Alle zwischenzeitlich wegen der Corona-Krise geschlossenen Einrichtungen seien wieder geöffnet. "Mit viel Unterstützung und Solidarität ist es zunehmend gelungen, den Betrieb bei den meisten der 32 Tafeln mit ihren rund 100 Ausgabestellen im Land wieder weitestgehend sicherzustellen", erklärte Steppuhn weiter. Seit Kurzem habe auch die am längsten geschlossene Tafel in Halle-Neustadt wieder geöffnet. Den Angaben zufolge hatten zwischenzeitlich 16 Tafeln geschlossen, zwischen zwei und zehn Wochen. Bis zu 20 000 Kunden hätten nicht bedient werden können.

Die praktische Arbeit der Tafeln habe sich allerdings verändert, sagte Steppuhn. Die Lebensmittel würden nun oft unter freiem Himmel verteilt, teils aus Fenstern heraus. Einige Tafeln hätten auf Lieferdienste umgestellt. Vor allem Senioren und anderen Risikogruppen würden die Lebensmittel gebracht.

Die Versorgung mit Lebensmittelspenden sei regional und auch je nach Woche unterschiedlich. Sehr wenige Spenden gebe es aktuell bei den stark nachgefragten Grundnahrungsmitteln wie Nudeln und Reis sowie bei Obst und Gemüse. Zudem sei der logistische Aufwand zur Verteilung der Waren größer geworden. Um ihrer Aufgabe weiter gerecht werden zu können, sei eine staatliche Grundfinanzierung nötig. Die Forderung richtet sich an die Bundesregierung wie auch an die Landesregierung.

Die Tafeln in Sachsen-Anhalt hatten den Angaben zufolge im vergangenen Jahr durchschnittlich 50 000 bedürftige Kunden. Nach ersten Schätzungen habe sich die Zahl bislang in diesem Jahr leicht erhöht. Es werde landesweit von etwa 3000 Neukunden ausgegangen.

Steppuhns Fazit lautet: "Gerade jetzt in der Krise ist deutlich geworden: Die Tafeln werden gebraucht und sind in dieser Krise unverzichtbar und damit systemrelevant geworden." Was vielen Kundinnen und Kunden gefehlt habe, seien reale Begegnungen und die Kommunikation. Gerade älteren Menschen drohe die Vereinsamung.

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