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Soziales - Oldenburg:Reimann zum Tag der Armut: Kinder dürfen kein Risiko sein

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Hannover (dpa/lni) - Angesichts hoher Armutszahlen fordert der Sozialverband VdK Niedersachsen-Bremen Politik und Arbeitgeber zum Handeln auf. Allein in Niedersachsen seien knapp 16 Prozent der Menschen von Armut bedroht. "Bremen ist sogar trauriger Spitzenreiter mit fast 23 Prozent", sagte VdK-Landeschef Friedrich Stubbe anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut am Donnerstag. Er forderte angesichts der Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2018, den Mindestlohn entschieden anzuheben und mehr sozialversicherungspflichtige Jobs zu schaffen, außerdem sollten prekäre Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnsektor abgeschafft werden.

Die Armutsdaten zeigten grundsätzlich eine positive Entwicklung, teilte das niedersächsische Sozialministerium mit. Die Armutsgefährdungsquote lag 2018 um 0,8 Prozentpunkte unter dem Niveau des Vorjahres. Zugleich war dies der niedrigste Wert seit 2011. Auch bei den Kindern und Jugendlichen gebe es einen Rückgang um 1,3 Prozentpunkte. Bei ihnen liege die Armutsgefährdungsquote somit nun bei 19,3 Prozent.

Die Diakonie in Niedersachsen mahnte, dass vor allem bei Alleinerziehenden und Familien mit mehreren Kindern das Risiko hoch sei. 45 Prozent der Alleinerziehenden leben laut Mitteilung in Armut oder an der Armutsgrenze. 270 000 junge Menschen seien davon bedroht oder müssten in Armut leben - ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen. Die Diakonie fordert daher eine bedarfsgerechte, einkommensabhängige Kindergrundsicherung.

"Auch wenn die Zahlen zurückgehen, ist insbesondere jedes Kind in Armut ein Kind zu viel", wurde Sozialministerin Carola Reimann (SPD) in der Mitteilung zitiert. "Es kann nicht sein, dass es ein Armutsrisiko ist, Kinder zu haben oder ein Kind zu sein - in einem so reichen Land wie Deutschland." Die Sozialministerin sieht die Kindergrundsicherung als zentralen Baustein, um Kinderarmut zu vermeiden.

Die Sozialministerkonferenz hatte sich Ende 2018 dafür ausgesprochen, ein unter der Federführung Niedersachsens entwickeltes Grobkonzept zur Kindergrundsicherung weiterzuentwickeln. In einem ersten Schritt sollen etwa Kindergeld, Kinderzuschlag, Hartz-IV-Leistungen und solche aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zusammengefasst werden.

Auch ältere Menschen sind in besonderem Maße von Armut bedroht: Immer mehr Menschen in Bremen sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Berufung auf Angaben des Statistischen Landesamtes mitteilte. Im Land Bremen hätten im vergangenen Jahr 15 079 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung erhalten - 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

"Im Alter führt eine zu geringe Rente oder spätestens die Pflegebedürftigkeit in die Armut", sagte der VdK-Landeschef. "Dieser Teufelskreis muss endlich durchbrochen werden." Mehr als 20 Prozent der Niedersachsen arbeiteten für einen Niedriglohn, mit dem sie keine auskömmliche Alterssicherung erwirtschaften können. "Da ist Armut im Alter vorprogrammiert", sagte Stubbe.

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