Soziales - Hannover:Städte bereiten Winter-Quartiere für Obdachlose vor

Armut
Ein wohnungsloser Mann sitzt löffelt Eintopf von der Johanniter-Unfall-Hilfe. Foto: Moritz Frankenberg/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Menschen ohne Obdach stehen in Niedersachsen und Bremen in den kommenden Wochen wieder verschiedene Hilfsangebote und Übernachtungsmöglichkeiten offen. Viele Kommunen im Norden bereiten sich auf die Unterbringung von wohnungslosen Menschen und Bedürftigen in der kalten Jahreszeit vor, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Zudem beginnen Hilfsorganisationen mit Aktionen. In Hannover und Bremen ist der Kältebus der Johanniter wieder in den Innenstädten unterwegs. In Hannover soll er künftig bis zu dreimal pro Woche rausfahren - in Bremen sogar bis zu viermal.

Die Landesarmutskonferenz in Niedersachsen ging zuletzt davon aus, dass die Zahl der Obdachlosen während der kommenden Monate zunehmen wird. Steigende Corona-Infektionszahlen könnten zudem dafür sorgen, dass Hilfsangebote auch zum Schutz von Mitarbeitern reduziert werden könnten. Die Kommission zu Fragen der Migration und Teilhabe im niedersächsischen Landtag sieht die Unterbringung vieler Menschen in Gemeinschaftsunterkünften auf engstem Raum mit Sorge. Sie forderte daher die Landesregierung auf, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen und die Unterbringung von Obdachlosen und Geflüchteten zu entzerren.

Der Infektionsschutz habe in HANNOVER bei der Unterbringung von Menschen ohne Obdach Menschen "höchste Priorität", teilte die Landeshauptstadt mit. Demnach gebe es meist Doppel- oder Einzelzimmer in Unterkünften. Dort, wo Abstände nicht eingehalten werden können, habe die Stadt die Zimmerbelegung entzerrt, teilte Sprecherin Christina Merzbach mit. Für Quarantänezwecke sei vorsorglich ein Hotel angemietet worden, um bei Corona-Fällen mögliche Kontaktpersonen getrennt unterbringen zu können. Derzeit seien die Unterkünfte und Notschlafstellen in der Landeshauptstadt für Obdach- und Wohnungslose noch nicht voll ausgelastet. Um aber auch tagsüber mehr Kapazitäten zu schaffen und das Angebot freier Träger zu erweitern, prüft die Stadt die Einrichtung eines Tagesaufenthaltes.

Die REGION HANNOVER weist darauf hin, dass Obdachlose eine von dem Coronavirus besonders gefährdete Gruppe darstellen und schutzbedürftig sind. Das Leben auf der Straße sei kraftraubend, betonte die Sprecherin Sonja Wendt. "Gerade die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten ist demzufolge hoch." Die Behörde empfiehlt Städten und Gemeinden in der Region daher auch, Personen nach Möglichkeit einzeln unterzubringen.

In BREMEN gehen die Behörden von rund 500 bis 600 Obdachlosen aus. Nicht jeder wünsche eine Unterbringung. Das System sei aber so ausgelegt, dass die Stadt jeden, der einen Anspruch anmelde, auch unterbringe, was aber nicht nur im Winter gelte, sagte der Sprecher der Sozialsenatorin, Bernd Schneider. Zusätzlich zu festen Einrichtungen sollen bei Bedarf auch Zimmer in Hotels angemietet werden. Gemeinschaftsunterkünfte sind so ausgelegt, dass dort die Einhaltung der Corona-Hygiene- und Abstandsregeln möglichst eingehalten werden. In der Regel bedeute das, dass nicht mehr als zwei Personen in einem Zimmer untergebracht sind.

Ein explizites Winternotprogramm gibt es in GÖTTINGEN nicht. Die Stadt betont aber, dass in Notunterkünften grundsätzlich Wohnungslose und Hilfesuchende aufgenommen werden. Die Plätze seien aufgrund der Pandemie reduziert worden, sagte Stadtsprecher Dominik Kimyon. Vier Betten werden demnach derzeit in einer Quarantäne-Wohnung für neu ankommende Wohnungslose freigehalten. Nach der Quarantäne-Zeit kommen sie in eine normale Wohnung. Es werde jede Person untergebracht, die einen Schlafplatz benötige, sagte Kimyon.

Auch in BRAUNSCHWEIG beschafft die Verwaltung einen Notschlafplatz, unabhängig von der Jahreszeit. "Die Auslastung liegt derzeit bei rund 71 Prozent. Es können also noch Personen aufgenommen werden", sagte Stadtsprecher Rainer Keunecke. Bei der Auslastung der Unterkünfte sei eine Umstrukturierung wegen der Corona-Pandemie berücksichtigt. In den Noträumen wurden demnach die Schlafplätze so angelegt, dass die Mindestabstände gewahrt werden können. Die Nutzer erhalten eine eigene, neue Matratze, Bettzeug, einen Mund-Nasen-Schutz und Seife.

Platz dürfte auch noch in vielen JUGENDHERBERGEN, PENSIONEN und HOTELS sein, wo aufgrund der verschärften Corona-Regeln Übernachtungen für Touristen vorerst nicht mehr erlaubt sind. Die Landesarmutskonferenz in Niedersachsen warb zuletzt dafür, etwa nicht ausgelastete Hotels anzumieten, um obdachlosen Menschen zu helfen. Dem Dehoga-Landesverband sind bislang aber keine Anfragen von den Kommunen für die Unterbringungen von Obdachlosen bekannt. Und auch die Jugendherbergsverbände im Land melden keine Nachfrage. "Wir sind für Anfragen aber offen", betont die Sprecherin des Jugendherbergsverbandes Hannover, Miriam Müller.

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