Soziales - Frankfurt am Main:Gewalt gegen Frauen: Mehr Hilfe und Schutz gefordert

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Gabi Ohler, Thüringer Beauftragte für die Gleichstellung von Frau und Mann. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Bildarchiv (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Schläge, sexuelle Belästigung, Stalking oder Cyber-Mobbing: Die Spielarten von Gewalt gegen Frauen sind vielfältig, Betroffene fühlen sich oft immer noch allein gelassen. Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen an diesem Donnerstag haben daher Verbände, Gewerkschaften und Politikerinnen mehr Hilfe und Schutz für betroffene Frauen gefordert.

"Gewalt gegen Frauen ist ein wachsendes Problem, dem wir mit aller Macht entgegentreten müssen", sagte die Landesfrauenvertreterin des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Daniela Sommer. Es müsse daher einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einem Frauenhaus geben. Zudem sollten Frauenhäuser einheitlich finanziert und diese sowie andere Hilfsangebote barrierefrei ausgestaltet werden. Laut Verband sind in Thüringen im vergangenen Jahr mehr als 2600 Fälle familiärer Gewalt erfasst worden.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Thüringen beklagte eine chronische Unterfinanzierung der Frauenhäuser. Hierbei seien neben dem Land auch die Landkreise in der Pflicht, da diese derzeit die Verantwortung für die Frauenhäuser tragen. Zudem fehlten in Thüringen mindestens 100 Plätze, um allen von Gewalt betroffenen Frauen helfen zu können.

Thüringens Gleichstellungsbeauftragter Gabi Ohler will sich für den Ausbau des Schutzsystems für gewaltbetroffene Frauen stark machen. Es müssten Wege gefunden werden, Frauen rund um die Uhr zu betreuen, wenn sie nachts und am Wochenende aus gesundheitlichen Gründen nicht allein gelassen werden könnten, sagte Ohler. Sie will daher im nächsten Jahr ein Konzept für 24-Stunden-Betreuungsfrauenhäuser in Auftrag geben.

Dieses solle den Kooperationsbedarf mit Psychotherapeutinnen, Suchtberaterinnen und Pflegediensten ausleuchten und einen Weg aufzeigen, wie allen gewaltbetroffenen Frauen ein Schutzangebot unterbreitet werden könne. Gewalt geschehe nach wie vor oft im Verborgenen, sagte Ohler. Betroffene Frauen, die etwa suchtkrank oder bettlägerig seien oder schwere psychische Krankheiten hätten, bevölkerten das sogenannte Dunkelfeld. Für sie seien die Frauenhäuser bislang schlecht oder gar nicht ausgerüstet.

Die Linke-Landtagsabgeordnete Karola Stange sagte, es brauche eine gesetzliche Vorgabe, damit betroffene Frauen in allen Regionen Thüringens einen wohnortnahen Zugang zu einer Schutzeinrichtung haben. Die Linke-Landesvorsitzende Ulrike Grosse-Röthig sagte, ihre Partei wolle in den Haushaltsverhandlungen darauf dringen, dass es bei der Finanzierung von Projekten zur Bekämpfung häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt keine Kürzungen gebe.

Die gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Cornelia Klisch, zeigte sich besorgt, über eine Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt seit Beginn der Corona-Pandemie. Sie verwies auf eine Studie des Bundeskriminalamts, wonach die Zahl der Opfer partnerschaftlicher Gewalt im vergangenen Jahr um 4,4 Prozent gestiegen sei. Mehr als 80 Prozent der Opfer seien Frauen gewesen.

Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen, Laura Wahl, sagte, familiäre Gewalt sei keine Privatsache. Daher müsse Hilfe und Schutz eine staatliche Verpflichtung und im Gewaltfall ein sicherer Zufluchtsort garantiert sein.

Der DGB Hessen-Thüringen forderte zu dem alljährlichen Gedenk- und Aktionstag am 25. November ein diskriminierungsfreies Betriebsklima. Sexuelle Belästigung sei ein massives Problem, auch am Arbeitsplatz. Betroffene bräuchten sofortige unbürokratische Hilfe.

© dpa-infocom, dpa:211124-99-123528/4

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