Soziales - Artern/Unstrut:Erste Tafeln schließen wegen Corona: Finanzhilfen gefordert

Artern/Unstrut
Mitarbeiterinnen einer Tafel verteilen Lebensmittel an Bedürftige. Foto: picture alliance/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Sömmerda/Meiningen (dpa/th) - Die ersten Lebensmitteltafeln in Thüringen reagieren auf die Ausbreitung des Coronavirus und schließen ihre Ausgabestellen für Bedürftige. So wurden am Dienstag letztmalig in Buttstädt (Kreis Sömmerda) Lebensmittel ausgegeben, wie der Vorsitzende des Landesverbandes, Thüringer Tafeln, Nico Schäfer, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Ausgabestelle in Sömmerda sei bereits seit Montag zu. Die Sömmerdaer Tafel habe vorerst bis zum 15. April geschlossen.

Auch in Meiningen werden ab Mittwoch laut Schäfer keine Lebensmittel mehr an Bedürftige verteilt. Die dortige Tafel bleibe bis zum 5. April geschlossen.

Die örtlichen Leitungen hätten sich aus Sorge um die zumeist älteren ehrenamtlichen Helfer und um die Bedürftigen zu diesem Schritt entschlossen. "Wir wollen niemand einem unnötigen Risiko aussetzen", betonte Schäfer. Der überwiegende Teil der Helfer sei 60 Jahre und älter und gehöre damit zur Risikogruppe, die bei einer Ansteckung mit dem Erreger Sars-CoV-2 mit einem schweren Krankheitsverlauf rechnen müssten.

"Wir gehen davon aus, dass sich die Lage weiter zuspitzt und in der Folge fast alle Thüringer Tafeln ihren Betrieb einstellen werden", sagte der Verbandschef. Er verwies darauf, dass nach den Leitlinien des Bundes die Tafeln zu den sogenannten geschützten Einrichtungen gehörten und weiter Lebensmittel ausgeben dürften. Thüringenweit sind allerdings wegen der Ausbreitung des Coronavirus Ansammlungen von mehr als 50 Menschen verboten.

Die Ausgabe der Lebensmittel sei nicht ohne Warteschlangen zu bewerkstelligen, sagte Schäfer. "Da sind die Leute dicht beieinander." Der Verband forderte bei der Schließung von Tafeln finanzielle Hilfe vom Land. Diese müsse schnell und unbürokratisch in Form einer Förderung erfolgen.

Viele der ostdeutschen Tafeln finanzierten sich aufgrund fehlender finanzieller Spenden von Unternehmen weitestgehend aus dem Obolus der Bedürftigen. Diese durch die Schließung der Tafeln wegbrechenden Einnahmen könnten nicht kompensiert werden. Schäfer: "Wir können den Konsum nicht nachholen."

Engpässe beim Personal oder den Lebensmitteln verzeichneten die Thüringer Tafeln bislang wegen der Coronakrise jedoch nicht. Es gebe - etwa in Erfurt - auch die Bereitschaft von Jüngeren, bei der Ausgabe von Lebensmitteln zu helfen.

In Thüringen gibt es laut Verband 32 Tafeln, die wöchentlich bis zu 17 000 Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln versorgen.

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