Süddeutsche Zeitung

Sommer:Wilder zelten

Nirgendwo ist man näher dran am Draußen. Sieben schlaue Tricks, wie Campen noch mehr Spaß macht.

Von Georg Cadeggianini und Nina Himmer

Klingeln und fragen

Richtig in der Natur zu zelten, ist in Deutschland gar nicht so leicht. Hierzulande gibt es kein Allemansrätten wie in Schweden, also kein Recht, auf freiem Gelände eine Nacht einfach so zu zelten. Was aber geht und meistens funktioniert: fragen. Einfach, wenn es dunkel wird, klingeln. "Dürfen wir bei euch auf dem Feld schlafen?"

Sofort loslegen

Goldene Regel beim Zelten: Nicht lange fackeln! Denn Dunkelheit, Regen, Mücken - alles kann kommen und oft schneller als man denkt. Wer erst abspannt, wenn es prasselt, ist zu spät dran. Nach dem Aufbauen ist Zeit für Feinarbeit. Du stolperst ständig über Zeltschnüre? Poolnudeln durchfädeln, Blätterdeko basteln, Socken dranhängen - Hauptsache auffällig! Diese feuchten Rinnsale morgens an der Zeltwand nerven? Dann eher auf Sand als im hohen Gras zelten, keine nasse Klamotten mit ins Zelt nehmen und Lüftungsschlitze oder Fenster öffnen.

Einfache Küche

Kochzeit sparen: Reis, Bulgur und Co. tagsüber in Wasser einlegen, dann muss er nur noch ganz kurz kochen. Wasser sparen, etwa mit dieser Ein-Topf-Pasta: Gewürfelte Zwiebeln und Knoblauch kurz in heißem Öl anbraten, Speckwürfel dazugeben und knusprig braten, dann eine Dose Tomaten, 200 Gramm Penne und 200 Milliliter Gemüsebrühe dazukippen, köcheln lassen, bis die Pasta bissfest ist, ab und zu umrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, Parmesan drüber, fertig. Geschirr sparen (geht nur mit Erwachsenen): Eine Dose Thunfisch in Öl öffnen, ein Stück Küchenrolle oder Tempo darüberlegen und warten, bis es sich mit Öl vollgesaugt hat. Dann alle vier Ecken anzünden und drei Minuten brennen lassen. Löschen, indem man das brennende Tuch mit einer Gabel von der Dose zieht und mit dem Dosendeckel ausdrückt. Dann den gerösteten Thunfisch direkt aus der Dose löffeln. Kühlen ohne Kühlschrank: Einfach die Butter in ein nasses Handtuch wickeln und in den Wind hängen. Das verdunstende Wasser entzieht der Butterumgebung Wärme. Spülmittel sparen: Feinen Sand, einen Schuss Zitrone und Wasser nehmen. Oder mit Aschenlauge putzen (damit hat man früher Böden und Wäsche gereinigt): Dafür einfach kalte, weiße Holzasche aus der Feuerstelle holen, direkt im Topf mit Wasser mischen und losschrubben - entfernt selbst Angebranntes.

Kleine Helfer

Mac Gyver ist eine Fernsehheld aus den 80er-Jahren. Kult erreichte er dadurch, dass er aus kleinen Alltagsgegenständen (Faden, Kugelschreiber, Büroklammer ...) etwas zusammenbastelte, was riesige Probleme löste. Beim Campen werden wir alle zu kleinen Mac Gyvers: Helfen können ein paar Kabelbinder, Paketschnur, ein oder zwei robuste Karabiner und Wäscheklammern.

Heller leuchten

Der Wind pustet ständig die Kerze aus? Beim Kniffeln sieht man den Gegner gar nicht mehr? Einfach eine Stirn- oder Taschenlampe um einen Wasserkanister schnallen und die Lampe so drehen, dass sie auf den Kanister zeigt. Anknipsen und zack: Festtagsbeleuchtung in alle Richtungen.

Feuer machen

Feuer darf man nur machen, wo es erlaubt ist und wenn Erwachsene dabei sind. Ganz einfach geht das mit Streichhölzern. Ein bisschen schwieriger, dafür auch deutlich lustiger, ist Feuerstahl. Das ist ein Stück Metall, das Funken sprüht, wenn man mit einem Messer oder Schaber darüberreibt. Die Dinger funktionieren auch bei Nässe, sind nie leer und nie kaputt. Gegen Stechmücken hilft es, etwas Minze oder Salbei zu verbrennen. Und wer einen Spitzer mitnimmt, kann perfekte Marshmallow-Spieße schnitzen. Oder für Stockbrot: 400 Gramm Mehl, ½ Teelöffel Salz, 2 Teelöffel Backpulver, 50 Gramm weiche Butter mit 150 Milliliter Milch zu einem Teig verkneten. In etwa 12 Stücke aufteilen, jeweils zur handlangen Wurst rollen und dann wie eine Spirale überlappend um den Stock winden. Wer es gern würzig hat: Getrocknete Tomaten, Oliven oder Rosmarin einarbeiten. Oder mal einen anderen Stock probieren. Welches Holz gibt welches Aroma ab?

Besser schlafen

Unbedingt einen leeren Kopfkissenbezug einpacken - und ihn dann abends mit T-Shirts, Socken und Co. so lange vollstopfen, bis es gemütlich wird. Auch super: warmes oder kaltes Wasser in eine leere Plastikflasche füllen und diese mit in den Schlafsack nehmen. Eine richtige Wärmflasche eben - oder eine kühlende Kälteflasche, etwa gegen fiese Mückenstiche.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2021
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