Süddeutsche Zeitung

Sommer:Licht

Die Sonne macht glücklich wie ein Eisbecher mit Sahne, denn sie bringt den Körper dazu Glückshormone auszuschütten. Doch genauso kann sie müde machen, wenn sie im Winter fehlt.

Von Nina von Hardenberg

Das Schönste am Sommer sind die Tage, die nicht zu Ende gehen. Das Abendessen ist schon längst aufgegessen, aber die Eltern sitzen immer noch auf der Terrasse und quatschen. "Ab ins Bett", müssten sie jetzt sagen, stattdessen haben sie sich einen Wein geholt und die Stühle Richtung untergehende Sonne gerückt. Mit ein bisschen Glück taucht jetzt noch der Nachbar am Zaun auf, das wäre perfekt. Denn dann verdrücken sich alle Kinder unbemerkt in den Garten oder auf die Straße, wo der Asphalt noch die nackten Füße wärmt. Hauptsache, weg von den Elternaugen und noch schön lange spielen, während der laue Abendwind einem über die Haut streicht. Hauptsache, nicht schlafen, denn müde ist man an so einem Abend wirklich nicht.

Dazu hat man am Tag, während man faul in der Hängematte gammelte, buchstäblich zu viel Sonne getankt. Die Eltern wollen das vielleicht nicht glauben, aber es stimmt. Sie können es ruhig unter S wie "Serotonin" im Lexikon nachlesen. Serotonin heißt nämlich der Stoff, den unser Körper ausschüttet, wenn unsere Augen Helligkeit wahrnehmen. Und der macht uns munter und energiegeladen. Im Winter, wenn es früh dunkel wird, stellt unser Körper weniger davon her, darum fühlen wir uns da manchmal grüblerisch und müde. Aber jetzt ist an Schlaf nicht zu denken. Also, auf geht's, spielen wir Verstecken im Dunkeln, oder schleichen wir ums Haus und belauschen die Eltern?

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Quelle:
SZ vom 14.08.2019
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