Sommer im Schrebergarten:Rittersporn in Not

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Urlaub? Geht nicht. Denn die Tomaten kann man in dieser Situation nicht alleine lassen. Ein Einblick in das Leben von Kleingärtnern in Hannover.

Malinka Todorovic gießt täglich eine Stunde lang ihre Kartoffeln, Bohnen, Gurken, Tomaten, Kohlrabi und Paprika im Kleingärtnerverein Nibelungen. Deswegen fährt die gebürtige Serbin auch nicht in den Urlaub. "Wenn ich jemandem den Schlüssel gebe, dann gießt der nur ein bis zwei Mal pro Woche. Dann vertrocknet alles", sagt die 65-Jährige.

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Ihr Landsmann Zoran Dikic hat mehr Vertrauen in seine Urlaubsvertretung und fährt für fünf Wochen in seine alte Heimat. "Ich muss zwei Kisten Bier hierlassen, dann gießt mein Freund", sagt er.

Doch Todorovic ist kein Exot unter den Kleingärtnern: So mancher Hobbygärtner fährt in der Pflanz- und Erntezeit nicht in den Urlaub. Andere spannen, wie Dikic, Freunde und Gartennachbarn zum Gießen ein.

Tomaten wässern, Rasen sprengen und gewissenhaft jede einzelne Blume gießen: Niedersachsens Kleingärtner kümmern sich intensiv um ihre Pflanzen. Die Parzellen sind gefragt - Niedersachsens größter Kleingärtnerverein Steintormasch in Hannover etwa hat seine Warteliste geschlossen. "Es gibt noch freie Gärten, vor allem in den Randlagen der Städte und in ländlich geprägten Gebieten", sagt der Vizepräsident des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde, Joachim Roemer. Rund fünf Prozent der Schrebergärten in Niedersachsen seien derzeit nicht belegt.

Auch viele Migranten zeigten Interesse an einer Parzelle. "Wir haben alles: Vom Verein, der keine Migranten hat, bis zum Verein, der nur aus Migranten besteht", sagt Roemer. Besonders freut er sich darüber, dass vor allem Immigranten aus Osteuropa wieder verstärkt Gemüse anbauen. Immerhin regelt auch das Bundeskleingartengesetz, dass mindestens ein Drittel der Gartenfläche zum Anbau von Obst, Gemüse oder Kräutern genutzt werden muss.

Auch junge Familien suchen nach Roemers Angaben zunehmend Erholung in einem Kleingarten. "Bei vielen jedoch ist die Familienplanung noch nicht abgeschlossen. Sie wissen noch nicht, wo sie die nächsten zwanzig Jahre leben werden." Unbefristete Pachtverträge und hohe Kosten für die Gartenlaube stellten für viele junge Menschen ein Hindernis dar. Im Schnitt seien die Hobbygärtner etwa 60 Jahre alt.

In der Kolonie Lindener Alpen in Hannover aber sind trotzdem häufig Kinderlachen und Wasserplantschen zu hören. Dennis Kohlmetz liegt im Schatten eines Apfelbaumes, seine drei Kinder vergnügen sich im Wasser. "Der Urlaub findet dieses Jahr im Garten statt, wir machen uns keinen Gieß-Stress", sagt er. Am Abend bewässert Kohlmetz die Blumen einfach mit dem Wasser aus dem Pool.

Derzeit sind häufig Ferienvertretungen für die Gartenpflege zuständig. So kümmert sich Julia Heimberg in der Dahlien-Allee der Kolonie Königsworth um den Garten ihrer Großeltern. "Jetzt war eine Woche keiner da, und es sieht schlimm aus", sagt die 29-Jährige. Vor allem der Rittersporn habe unter der Trockenheit gelitten.

Auch Jens Etzrodt wird von den Nachbarn im Kleingärtnerverein Nibelungen gerne zum Gieß-Dienst verpflichtet. "Wenn die Nachbarn im Urlaub sind, wird es ganz schön stressig."

© Doreen Fiedler, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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