Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor zwei Wochen schrieb ich mit Kolleginnen und Kollegen ein nostalgisches Stück über das Elternsein. Denn irgendwann trägt man sein Kind zum letzten Mal, schmiert das letzte Pausenbrot, spielt zum letzten Mal Dinosaurier. Dass es das letzte Mal ist, weiß man währenddessen aber eigentlich nie. Hier können Sie unsere Gedanken dazu lesen, ich hatte während des Schreibens viele warme und wehmütige Gefühle im Bauch.
Eine andere Sache mache ich als Mutter leider nicht zum letzten Mal, sondern jeden Tag mehrmals – und zwar streite ich mit meiner Tochter (13) um die Art, Weise und Häufigkeit ihrer Smartphone-Nutzung. Ich begrenze ihre Bildschirmzeit, verbiete Tiktok und mache mir dennoch große Sorgen um ihre psychische Gesundheit, wenn sie stundenlang Videos ihrer Lieblingsinfluencerin schaut und danach exakt so sein will wie diese. Dann wiederum frage ich mich, ob diese Mediennutzung wirklich so viel problematischer ist als das gedankenlose Gezappe durch Nachmittagstalkshows, das ich ihn ihrem Alter praktiziert habe. Sind die Bedenken von uns Erwachsenen nur die nächste Medienpanik, wie es sie schon bei Einführung des Fernsehens, des Radios und sogar aufgrund von Büchern gab? Oder sind diese mächtigen Geräte in unser allen Hosentaschen wirklich eine massive Gefahr für das Wohlbefinden der nächsten Generation?
Einer, der vehement letzteres vertritt, ist der renommierte amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt. In seinem Buch „Generation Angst“ führt er den Anstieg von psychischen Leiden bei der jungen Generation vor allem auf Verbreitung und Gebrauch von Smartphones zurück. Doch zahlreiche Wissenschaftler kritisieren Haidts Argumentation scharf und sagen, die Studienlage ließe seine Schlussfolgerungen nicht zu.
Kurz bevor das Buch kommende Woche in deutscher Übersetzung erscheint, haben mein Kollege Sebastian Herrmann und ich daher ein Gespräch mit Jonathan Haidt geführt. Er erklärt uns, warum er „eine große Neuverdrahtung“ von Teenager-Gehirnen fürchtet, warum er weitreichende Handynutzung besonders in Verbindung mit überbehütender Elternschaft so verheerend findet und was er Eltern, Lehrern und Politikern jetzt rät. Das ganze Interview können Sie hier lesen.
Für wie gefährlich halten Sie Smartphones in Teenagerhänden? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.
Ein schönes Wochenende wünscht
Barbara Vorsamer