Silikon-Skandal weitet sich aus:Niederlande warnen vor Brustimplantaten

Auch in den Niederlanden tragen viele Frauen die umstrittenen französischen Implantate in der Brust - vielleicht, ohne es zu wissen: Dort wurden die potentiell gesundheitsschädlichen Silikonkissen unter einem anderen Namen vertrieben. Indes meldet sich die betroffene Firma erstmals zu Wort.

Der Skandal um minderwertige Brustimplantate zieht immer weitere Kreise: Nun warnen auch die niederländischen Gesundheitsbehörden vor den Prothesen der französischen Firma PIP. Betroffenen wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen.

Plastic surgeon Boucq displays a silicone gel breast implant manufactured by French company Poly Implant Prothese (PIP) in a clinic in Nice

Ob "PIP" oder "M-Implant": Die Silikonimplantate eines französischen Herstellers stehen in Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein.

(Foto: REUTERS)

Es gebe ein erhöhtes Risiko, dass die Präparate rissen oder ausliefen, sagte Diane Bouhuijs von der Gesundheitsbehörde. Es sei unmöglich zu sagen, ob dies auf lange Sicht schädliche Auswirkungen auf den Körper haben könne. Jedoch gebe es keinen Anlass zur Panik, fügte die Sprecherin hinzu.

Etwa 1000 Frauen in den Niederlanden haben den Angaben zufolge Implantate von Poly Implant Prothèse (PIP) eingesetzt bekommen - möglicherweise ohne es zu wissen: Die Silikonkissen wurden dort unter dem Namen "M-Implants" vertrieben. Der Hersteller PIP verwendete nicht das vorgeschriebene medizinische Silikon, sondern eine wesentlich billigere Alternative, die sonst in der Industrieproduktion zum Einsatz kommt. Die Implantate stehen daher in Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein und möglicherweise das Risiko einer Krebserkrankung zu erhöhen.

Die PIP-Produkte wurden wie in vielen anderen Ländern nach den ersten Warnungen auch in den Niederlanden bereits im vergangenen Jahr vom Markt genommen. Im selben Jahr meldete PIP Konkurs an.

Das französische Gesundheitsministerium hatte am Freitag den etwa 30.000 betroffenen Frauen in Frankreich empfohlen, sich die fehlerhaften Silikonkissen wieder entfernen zu lassen. Es gebe zwar "bislang kein erhöhtes Krebsrisiko", es sei dennoch ratsam, die Einlagen herausoperieren zu lassen, hieß es aus dem Ministerium.

Indessen ist aus der skandalumwitterte Firma die erste Wortmeldung zu vernehmen. Ein Anwalt von PIP äußerte sich im Sender France Info. Bislang sei wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dass von der Verwendung der fraglichen Implantate ein Risiko ausgehe, sagte Yves Haddad. Wenn PIP ein nicht den Regeln entsprechendes Gel verwendet habe, sei dies aus Kostengründen geschehen. Haddad rechtfertigte das mit den Worten, es habe sich um eine "kapitalistische Vorgehensweise" gehandelt. Interpol fahndet nach PIP-Gründer Jean-Claude Mas - allerdings nicht wegen der umstrittenen Implantate, sondern wegen Trunkenheit am Steuer.

Weltweit tragen Hunderttausende Frauen PIP-Implantate in der Brust. 250 Britinnen haben bereits eine Sammelklage angekündigt. In Deutschland sind bisherigen Berichten zufolge nur wenige Frauen betroffen. Die Behörden hierzulande empfehlen nicht pauschal die Entfernung. Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn rief die Betroffenen aber dazu auf, ihren Arzt aufzusuchen.

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