Sicherheit auf den Pisten:Verstand gefragt

Das Tragen eines Helms ist ohne Zweifel sinnvoll, doch ein Allheilmittel ist er nicht.

Birgit Lutz-Temsch

Es ist vielleicht ein deutsches Phänomen: Kaum geschieht ein schwerer Unfall, setzt nicht nur umgehend die Suche nach einem Schuldigen ein; gleichzeitig erschallt der Ruf nach schärferen Regeln und besserer Überwachung. Eine Helmpflicht soll her, kontrolliert am besten durch eine Skipolizei.

Ein Helm schützt - aber das muss begriffen, und nicht aufgezwungen werden. (Foto: Foto: AP)

Kein deutsches Phänomen scheint zu sein, an die Verantwortung des Einzelnen zu appellieren. Und genau darauf käme es an, nicht nur im Bergsport: auf den Willen, Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere. Seit bald 40 Jahren gibt es Regeln, die das Treiben auf den Pisten ordnen sollen. Die jetzige Sicherheitsdebatte wäre überflüssig, würden sich alle Skifahrer an diese Leitsätze halten - die das formulieren, was der Verstand ohnehin vorgäbe: Der Einzelne soll sich und andere nicht gefährden. Was hindert die Masse der Skifahrer, ihr Tun selbst zu regulieren, Raser oder sichtlich angetrunkene Fahrer einfach anzusprechen?

Mit dem Ruf nach einer Skipolizei würde alle Verantwortung abgewälzt. Stattdessen sollten Skiverbände und -schulen in ihrer Aufklärungsarbeit unterstützt werden. Zudem müssen sich Liftbetreiber die kostensensible Frage stellen lassen, ob nicht irgendwann Kapazitätsgrenzen erreicht sind, jenseits derer es schlicht zu eng wird für ein gefahrloses Fahren. Das Tragen eines Helms ist ohne Zweifel sinnvoll. Ein Allheilmittel ist er nicht.

© SZ vom 12.01.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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