Serie: Whisky, Wasser des Lebens (1):Gott erhalt's, das Malz

Whisky hat viele Fans in der ganzen Welt. Vom Wesen des Single Malts und wie man ihn genießt - eine kleine Einführung in die wohlschmeckende Welt des Kultgetränks.

Andreas Schätzl

In den kommenden Monaten werden wir uns in einer regelmäßigen Kolumne dem Whisky in seiner beträchtlichen Vielfalt widmen. Es wird um Produktion und Lagerung gehen, um einzelne Hersteller (Destillerien) und um Genussvorschläge. Und es wird handfeste Beispiele geben, sprich: Wir stellen einige Whiskys genauer vor.

Serie: Whisky, Wasser des Lebens (1): Eine Destillerie, in der Malt Whisky entsteht: Ardbeg auf der schottischen Hebrideninsel Islay

Eine Destillerie, in der Malt Whisky entsteht: Ardbeg auf der schottischen Hebrideninsel Islay

(Foto: Foto: Schätzl)

"Ich hätte nie von Scotch auf Martinis umsteigen sollen": Das waren - so wird es zumindest immer wieder behauptet - die letzten Worte von Humphrey Bogart. Wir wollen hier nicht richten und schon gleich gar nicht dem Martini-Cocktail seine Existenz streitig machen. Tatsache aber ist, dass Scotch im Besonderen und Whisky (in Irland und den USA meist Whiskey geschrieben) im Allgemeinen etwas Eigenes ist.

Das hat unter anderem mit der Herstellung zu tun. Sie ist ziemlich aufwändig, langwierig und entsprechend kostenintensiv - zumindest, wenn es um den Urvater des Whisky geht, den Single Malt aus Gerstenmalz, der qua definitionem nur aus einer einzigen Destillerie stammen darf, also unverschnitten und zudem mindestens drei Jahre lang im Eichenfass gelagert sein muss.

Malt Whisky (der vornehmlich, aber nicht ausschließlich aus Schottland kommt) deshalb als "König der Spirituosen" zu bezeichnen, wie es gerne gemacht wird, ist allerdings albern und hat wohl eher damit zu tun, dass er längst ein Modegetränk ist. In der Realität ist er indes ein Primus inter Pares. Diese "Gleich(wertig)en" sind Rum, manche Grappe, hochwertiger Tequila, und natürlich Cognac / Weinbrand.

Von Blends Gnaden

Bogey dürfte bei seiner Verbundenheit mit Scotch eher Blended Whiskys gemeint haben, denn reine Malts gab es damals, in den Vierzigern und Fünfzigern, kaum pur zum Trinken; sie dienten vielmehr als aromatisches und geschmackliches Rückgrat in Verschnitten (Blends) mit viel deutlich billiger zu produzierendem, sehr reinem und leider auch weniger geschmacksintensivem Getreide-("Grain")-Whisky. Der deswegen keineswegs schlecht ist.

Solche Rezepturen existieren seit ungefähr zwei Jahrhunderten - weitgehend unverändert. Sie sind die Basis für berühmte Scotch Blended Whiskys wie Johnnie Walker, Ballantine's, Haig, Bell's, Chivas Regal, Grant's, und wie sie alle heißen. Ohne ihren Beitrag in diesen verhältnismäßig preiswerten und "leicht" zu konsumierenden Blends mit ihrem gigantischen weltweiten Absatz gäbe es vermutlich keine Malt Whiskys: Sie kämen einfach zu teuer, um sie unverschnitten zu verkaufen.

Auf der nächsten Seite: Verdünnen oder nicht? Eine Trinkanleitung.

Kleine Trinkanleitung

Wie man Malt Whisky genießt

Wichtigste Grundregel: Nehmen Sie sich Zeit für den Genuss! Malt Whisky verträgt keine Hektik, bei der Herstellung ebenso wenig wie beim Trinken. Lassen Sie sich und ihm deshalb Zeit - fünf, zehn oder auch 20 Minuten im Glas tun ihm gut, damit er atmen kann.

Endlos diskutiert wird, ob man Malz-Whisky verdünnen soll. Dem steht nichts entgegen. Aber bitte nur mit Wasser! Frisches Leitungs- oder Mineralwasser ohne Kohlensäure sollte es sein. Wasser schließt die Aromen auf und setzt oft eine größere Vielfalt an Geschmacksnuancen frei als in unverdünntem Zustand.

Wie viel Wasser Sie zugeben, ist Ihrem Geschmack überlassen. Manche Genießer verdünnen bis auf rund 20 Prozent Alkoholstärke herab, andere bevorzugen nur ein paar Tropfen. Achten Sie in jedem Fall darauf, dass sich das Wasser mit dem Whisky gut vermischt, indem Sie das Glas mit beidem immer wieder schwenken.

Whiskys - sowohl Malts, als auch Bourbons und sogar Blends - werden zunehmend auch in sogenannter Fassstärke abgefüllt, in der Regel mit deutlich mehr als 50 Prozent Alkoholgehalt. Der Grund: Alkohol gilt als Aromen- und Geschmacksträger. Spirituosen mit so vielen "Umdrehungen" sind in der Tat meistens sehr ausdrucksstark und intensiv, aber natürlich nicht jedermanns Geschmack. Hoher Alkoholanteil kann zudem zumindest ungeübtere Geschmackssensoren betäuben - der Genuss bleibt dann auf der Strecke.

Auf der nächsten Seite: Übers Schlürfen und das richtige Trinkgefäß.

Das passende Gefäß

Serie: Whisky, Wasser des Lebens (1): Fürs Trinken von Malt Whisky eignen sich am besten Gläser mit einer Tulpenkelchform - zum Beispiel Sherry-Copitas.

Fürs Trinken von Malt Whisky eignen sich am besten Gläser mit einer Tulpenkelchform - zum Beispiel Sherry-Copitas.

(Foto: Foto: Schätzl)

Schlürfen ist erlaubt

Dennoch sollten Sie die Spirituose erst einmal pur verkosten. Lassen Sie das Getränk nach ausgiebigem Schnuppern in Form eines kleinen Schlucks im Mundraum kreisen, so lange, wie es geht. Versuchen Sie, dabei ein wenig Luft durch den Mund einzuatmen. Das ist am Anfang womöglich ungewohnt und produziert zudem unweigerlich ein schlürfendes Geräusch, aber mit ein wenig Übung werden Sie feststellen: Es lohnt sich. Der Geschmack gewinnt enorm durch diese Luftzufuhr. Passen Sie aber unbedingt auf, das Sie sich nicht verschlucken - bei Hochprozentigem kann das gefährlich werden! Und dann erst probieren Sie es mit verschiedenen Wassermengen zum Verdünnen.

Die Zugabe von Eis ist bei Malt Whisky indes fast immer verpönt: Es friert Aromen und Geschmack ein.

Das Trinkgefäß

Fürs Trinken von Malt Whisky eignen sich am besten Gläser mit einer Tulpenkelchform - zum Beispiel Sherry-Copitas. Sie bündeln die Aromen im Glas gut und lassen sie nicht zu schnell entweichen. Außerdem liegen sie gut in der Hand. Jim Murray, einer der bekanntesten Whisky-Autoren, bevorzugt eine besonders intensive Methode der Trinkvorbereitung: Er umschließt das Glas komplett mit einer Hand, deckt es mit der anderen zu und hält das Ganze auch noch an die Brust, bis das Glasinnere durch die allseits zugeführte Wärme beschlägt. Dann nimmt er die Hand weg, steckt die Nase weit ins Glas und atmet tief ein, um nach einigen Sekunden schließlich zu trinken.

Auch uns hat dieses Procedere überzeugt: Der Whisky scheint seine ganze Pracht regelrecht auszuschwitzen. Prost!

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