Eigentlich steht Mineralwasser im Ruf, besonders gesund zu sein. Gerade für die Zubereitung von Babynahrung- so der häufig vermittelte Eindruck - sollten Eltern es dem Wasser aus dem Hahn vorziehen.
"Mangelhaft" oder "sehr gut"?
(Foto: Foto: dpa)Doch im August diesen Jahres war ausgerechnet eines der in Bayern bekanntesten Mineralwasser-Produkte bei einem Test der Zeitschrift Öko-Test als "mangelhaft" durchgefallen: Adelholzener Alpenquell Classic.
Zum Schrecken der Verbraucher und des Unternehmens berichtete das Magazin, dass die Flaschen mit dem Wasser aus den bayerischen Alpen Schwermetalle enthalten: Uran und Arsen. Beide gelten als krebserregend.
Ein furchtbarer Absturz für ein Wasser von Ruf. Viele Verbraucher stiegen sofort auf Alternativ-Produkte um.
Jetzt aber wirbt Adelholzener für seinen Klassiker mit einer neuen Öko-Test-Bewertung: "Sehr gut" ist das Wasser jetzt plötzlich.
Gleiches Produkt, andere Bewertung
Verwundert reibt man sich die Augen angesichts dieser wunderbaren Wasser-Wandlung.
Dabei handelt es sich um exakt das gleiche Produkt wie jenes, das im Sommer in die Kritik geraten war.
Die Erklärung ist einfach - und kompliziert zugleich. In die Kritik der Öko-Tester war das Wasser geraten, weil es die beiden Schwermetalle enthält, aber trotzdem mit dem Hinweis beworben wurde: "Geeignet für die Zubereitung von Babykost".
Und tatsächlich ist es das auch, wenn man die gesetzlichen Vorschriften der Mineral- und Tafelwasserverordnung und die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikoeinschätzung (BfR) zugrundelegt.
Mineralwasser ist den gesetzlichen Vorschriften zufolge für Säuglinge nur dann geeignet, wenn nicht mehr als fünf Mikrogramm Arsen enthalten sind. Und das BfR hat zwei Mikrogramm Uran pro Liter zum vertretbaren Höchstwert erklärt.
Grenzwerte unterschritten
In beiden Punkten konnte Adelholzener auf unschuldig plädieren: Öko-Test fand in den Classic-Flaschen 1,1 Mikrogramm Uran und drei Mikrogramm Arsen pro Liter.
Doch die Kriterien, nach denen die Öko-Zeitung urteilt, sind strenger als die der Behörden und Wissenschaftler. "Grenzwerte ändern sich häufig aufgrund neuer Erkenntnisse, und sie orientieren sich nicht nur daran, was für die Verbraucher gut ist, sondern auch daran, was machbar ist", heißt es bei Öko-Test.
Für eine gute Öko-Note muss ein Produkt deshalb deutlich unter den offiziellen Zahlen bleiben: Wenn die Schadstoffmenge über der Hälfte des vorgeschriebenen Grenzwertes liegt, reicht es nur noch zu einem "befriedigend". Gilt dies gleich für zwei Stoffe - im Fall des Adelholzener Wassers also für Uran und Arsen - dann rasselt das Produkt mit einem "mangelhaft" durch die Prüfung.
(In einem früheren Test, bei dem das Wasser ein besseres Ergebnis erhalten hatte, war nach Auskunft der Zeitung übrigens nicht nach Uran gesucht worden.)
Wieso aber kann die Firma nun mit einem "sehr gut" von Öko-Test für das Classic-Wasser werben, wenn es sich doch um exakt die gleiche Flüssigkeit handelt?
Für Erwachsene gelten andere Höchstmengen der giftigen Substanzen, als für Säuglinge: Bei Arsen sind es zehn Mikrogramm pro Liter Mineralwasser, für Uran empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation 15 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser - für Mineralwasser gibt es dazu keine Vorschriften. Beide Werte aber wurden von Adelholzener Classic deutlich unterschritten.
Da auch alle anderen untersuchten Stoffe nicht zu beanstanden waren, gibt es auch nach den strengen Kriterien der Öko-Tester keinen Grund zur Kritik - solange das Wasser nicht als säuglingstauglich beworben wird.
Nicht gerade mit einem Etiketten-Schwindel, aber mit einer Etiketten-Änderung haben die Adelholzener deshalb auf das vernichtende Urteil vom August reagiert: Sie haben einfach den Hinweis auf die Baby-Nahrung entfernt - und können nun mit der Öko-Test-Auszeichnung "sehr gut" werben.