Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor zwei Wochen waren wir bei der Schuleinschreibung meiner älteren Tochter. Erstaunlich, weil sie nach meiner Zeitrechnung gerade erst auf die Welt gekommen ist. Das Ereignis verlief jedenfalls entspannt: Die Sprengelschule wurde ihrem guten Ruf dem ersten Eindruck nach gerecht. Das Kind war skeptisch, als es ohne Eltern mit einer Lehrerin in ein Klassenzimmer gehen sollte, kehrte nach 20 Minuten aber bester Laune zurück.
Trotzdem wird mir mulmig, wenn ich darüber nachdenke, dass die Fünfjährige bald hart mit der Leistungsgesellschaft konfrontiert wird. Da ist die Anmerkung der Lehrerin, das Kind müsse dringend an seiner Stifthaltung arbeiten und lernen, Silben zu trennen. Da ist der beidseitig bedruckte Zettel, auf dem steht, was die angehenden Erstklässler vor dem Schulstart können sollten. Ein bisschen schreiben, ein bisschen rechnen, Dinge, für die sich meine Tochter eh schon interessiert. Und trotzdem. „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“, sagte meine Oma, als ich in die Grundschule kam (sie wiederholte das dann später beim Wechsel aufs Gymnasium, beim Uni-Start, beim Einstieg in den Beruf). Ich erinnere mich nicht daran, diesen Ernst je besonders ernst genommen zu haben. Aber jetzt verstehe ich doch, was die Oma meinte.
Vor ein paar Wochen habe ich eine Artikel-Serie des SZ-Magazins gelesen, in der Experten Tipps für den Schulalltag geben. Ich gebe zu, sie hat mir das mulmige Gefühl nicht genommen. So ein Schulstart scheint das Familienleben ganz schön durcheinanderzuwirbeln. Zumindest fühle ich mich aber besser vorbereitet.
Was ich dank eines spannenden Interviews meiner Kollegin Karin Janker jetzt auch weiß: Mädchen sind immer noch schlechter in Mathe als Jungs - und zwar, weil sie es eingeredet bekommen. Werde ich mir merken und hoffentlich richtig reagieren, wenn meine Tochter zum ersten Mal eine Frage zu einer Gleichung auf karierten Papier hat.
Bis es soweit ist, haben wir glücklicherweise noch ein halbes Jahr Zeit, um morgens bis sieben zu schlafen, den Kindergarten gelegentlich zu schwänzen - und die richtige Stifthaltung zu lernen.
Wie haben Sie den Schulstart ihres Kindes erlebt? Über den einen oder anderen Erfahrungsbericht würde ich mich sehr freuen.
Ein schönes Wochenende wünscht
Felicitas Kock