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Elternsprecherwahl:Ich würde ja gerne, aber ...

Gerade wieder händeringend gesucht: Elternsprecher - jedes Jahr in jeder Schulklasse und in jedem Kindergarten ein Horrortermin. Die Bandbreite an faulen Ausreden ist dabei enorm. 80 Vorschläge für Drückeberger.

Von SZ-Autoren

Dieser Tage werden in vielen Schulen und Kindergärten wieder die Elternsprecher gewählt. Ein jährlicher Pflichttermin, ein jährlicher Horrortermin. Elternsprecherwahlen laufen meist so ab: quälende Stille, beschämte Blicke, und irgendwann ringt sich der oder die Gutmütigste in der Runde durch, dieses Amt jetzt in Gottes Namen für ein Jahr zu übernehmen. Damit man in diesem Moment nicht einfach nur schweigend zu Boden blicken muss, hier ein Bündel von Ausreden für die perfekte Drückebergerei.

1. Ich habe ein kleines Kind zu Hause.

2. Meine Schwiegermutter ist vor zwei Wochen bei uns eingezogen.

3. Ich bin eher so der introvertierte Typ.

4. Dieses Jahr ist es schlecht, nächstes Jahr gerne.

5. Durch den Schichtdienst bin ich so unausgeglichen.

6. Ich kann nicht so gut frei reden.

7. Wenn ihr wüsstet, was in unserer Firma gerade los ist!

8. Es ist schon spät, ich muss weg.

9. Unser Baby hat Dreimonatskoliken.

10. Unser Kater liegt im Sterben.

11. Ich finde, Heidelinde hat das letztes Jahr super gemacht.

12. Ich boykottiere Whatsapp.

13. Meinem Kind wäre dieses Engagement peinlich.

14. Ich habe schwache Nerven.

15. Das Internet bei uns draußen ist immer so langsam.

16. Dienstags und freitags hab ich Portugiesischunterricht.

17. Ich kann mich nicht durchsetzen.

18. Unser PC ist voller Viren, von dem kann ich keine Gruppenmails verschicken.

19. Wir haben eine Borkenkäferplage im Garten.

20. Mein Mann hat es mir verboten.

21. Meine Frau hat es mir verboten.

22. Ich muss wirklich weg.

23. Ich habe eine schwache Blase.

24. Ich miste gerade meinen Keller aus.

25. Ich will mich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen.

26. Hat dieses Doodle was mit Almdudler zu tun?

27. Meine Position als Erster Obmann bei der Freiwilligen Feuerwehr füllt mich vollkommen aus.

28. Oh Gott, die Klassenkasse!

29. Ich kann doch so schlecht rechnen.

30. Und Pünktlichkeit ... hmpf!

31. Ich bin viel zu undiplomatisch.

32. Oder zu diplomatisch?

33. Und Namen kann ich mir auch nicht merken.

34. Diesen Direktor, wie heißt er gleich noch mal, ach egal, jedenfalls: Den kann ich überhaupt nicht leiden.

35. Ich bin schon bei meinem anderen Kind Elternsprecherin, auf der Waldorfschule. Ihr wisst ja, was das heißt.

36. Ich brauche sehr viel Schlaf.

37. Herrje, jetzt muss ich ganz dringend weg.

38. Ich hab hohen Blutdruck.

39. Bei mir geht es nicht. Aber ich kann zu Hause meinen Mann fragen und melde mich dann wieder.

40. Und ich verkaufe als Entschädigung auf dem Schulfest wieder meinen legendären Käsekuchen, versprochen!

41. Ich bin nicht multitaskingfähig.

42. Meine Handschrift ist fürchterlich, kann kein Mensch lesen.

43. Ihr steht nicht wirklich hinter mir, das spüre ich.

44. Seit meiner Kindheit habe ich eine Schulphobie.

45. Dieses Amt würde meine Work-Life-Balance über Gebühr belasten.

46. Mit meinem Mailprogramm kann ich Dateien über 5 MB nicht verschicken.

47. Diese ganze Datenschutzgrundverordnung kapiere ich sowieso nicht.

48. Oh, höchste Eisenbahn! Muss wirklich weg, echt jetzt.

49. Ich sitze schon auf der Ersatzbank beim USC Paloma.

50. Und in der letzten Saison habe ich den Mann der Lehrerin gefoult. Von hinten in die Beine. Blutgrätsche, sozusagen.

51. Ich mag keine Menschen! Apropos: Wann hört das hier endlich auf.

52. Wir ziehen bald nach Bielefeld.

53. Oder war's Bitterfeld?

54. Ich muss noch die Bachelor-Arbeit von unserer Großen Korrektur lesen, Thema: "Ehrenamt - gestern und heute".

55. Ich brauche sehr viel Schlaf. Hatte ich das schon erwähnt?

56. Ich bin schon mit der Hundeschule so beschäftigt.

57. Mein Therapeut sagt, ich bin noch nicht so weit.

58. Ich eigne mich nicht so gut für politische Ämter.

59. Ich habe Rücken.

60. Ich bin sicher, das Amt wäre verheerend für mein Handicap auf dem Golfplatz.

61. Mein SUV passt niemals in die Schultiefgarage.

62. Der Abendflug aus Zürich ist immer so unzuverlässig.

63. Ich sollte mal mehr auf meinen ökologischen Fußabdruck achten. Mein Sohn ist jetzt bei "Fridays for Future".

64. Jetzt ist es richtig dringend! Ich muss weg. Meine Therapiesitzung. Ich komm zu spät, Sacklzementzefixhalleluja!

65. Meine Frau sagt, ich bin Choleriker.

66. Die anderen Mitglieder im Rotary Club nehmen mich nicht mehr ernst, wenn ich mich ums Blockflötenkonzert kümmern muss.

67. Meine Tochter ist schon Klassensprecherin, das wäre zu viel Macht für eine Familie.

68. Ich spüre gerade ganz schlechte Energien in diesem Raum.

69. Damals, als Kassenwartin bei den Sportfreunden Untergailbach, habe ich 200 Mark veruntreut. Hoffentlich steht das nicht in meinem Führungszeugnis.

70. Brauchen wir überhaupt einen Elternsprecher?

71. Schon Homer Simpson sagte: Es zu versuchen, wäre der erste Schritt zum Versagen.

72. Jetzt habe ich gerade erst ein Sky-Abo abgeschlossen.

73. Und hatte ich erwähnt, dass ich ein 10 000-Teile-Puzzle angefangen habe? Neuschwanstein bei Nacht.

74. Wir haben gar keinen Computer!

75. Das sind gar nicht meine Kinder.

76. Um Gottes willen. Ich muss weg, jetzt sofort. Ihr kriegt das hin!

77. Ich bin Pendler. Meine Geliebte wohnt in Wien.

78. Es geht nicht. Ich hab mich schon für den SPD-Vorsitz beworben.

79. Ich bin überzeugter Anarchist. Keine Macht für niemanden!

80. Okay, ich mache es.

Gesammelt von: Titus Arnu, Alexandra Dehe, Christian Helten, Oliver Klasen, Michael Neudecker, Nadeschda Scharfenberg, Violetta Simon, Max Sprick, Hannes Vollmuth

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019/wib
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