Schönheitsoperationen für Männer: Nachhilfe fürs beste Stück

Männer nehmen den Kampf gegen das Alter auf. Um optisch in einem besseren Licht dazustehen, lassen sie nicht nur Augenlider und Nase korrigieren. Auch das beste Stück kommt immer häufiger unters Messer.

Wir haben es immer gewusst: Die größte Kränkung für einen Mann ist das Alter. Es trifft sie deshalb so schmerzhaft, weil es so überraschend für sie kommt. Der Sozialwissenschaftler Eckart Hammer, der sich in seinem Buch "Männer altern anders" dem Mann über 50 widmet, erklärt das folgendermaßen: "Während sich Frauen schon früh mit ihrem Körper auseinandersetzen, verstehen Männer ihn als Ressource, die erst Beachtung findet, wenn sie nicht mehr richtig funktioniert."

Aussehen wie ein Model - immer mehr Männer ergeben sich dem Druck, auch optisch gewisse Erwartungen zu erfüllen und helfen nach.

(Foto: dpa)

Erst dann erkennt der Mann, dass auch er nicht gefeit ist vor dem Zahn der Zeit, der unerbittlich an seiner Haut, seiner Figur und damit an seinem Selbstwertgefühl nagt.

Doch mittlerweile nehmen die Herren die Verschleißerscheinungen nicht mehr tatenlos hin. Immer mehr Männer gehen zum Schönheitschirurgen. Das geht aus einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) hervor. Demnach ist etwa jeder sechste Patient von Schönheitschirurgen mittlerweile männlich, zeigt die Untersuchung.

Seit 2008 befragen die in der DGÄPC organisierten Ärzte ihre Patienten. Waren von jenen Patienten, die den Fragebogen zurückschickten, damals noch knapp zehn Prozent Männer, waren es in diesem Jahr rund 16 Prozent, also jeder sechste.

Nach wie vor werden solche Verschönerungsmaßnahmen aber nicht von der breiten Bevölkerung in Betracht gezogen. Die Patienten sind häufig um die 50, in der Modebranche, beim Film oder bei Hochglanzmagazinen tätig - und bedienen eine Welt, in der Falten keinen Platz haben. "Wenn so jemand im Gesicht Zeichen des Alters entdeckt, möchte er an sich einen Weichzeichner spielen lassen, so wie er beruflich Fotos retouchiert", sagt die Hamburger Schönheitschirurgin Regina Wagner.

Während bei den Damen als klassische Schönheits-OP die Brustvergrößerung gilt, gehen 19 Prozent der Männer zum Schonheitschirurgen, um sich Fett absaugen zu lassen oder die Lider straffen zu lassen (18 Prozent). Immerhin mehr als 13 Prozent wollen ihrer Nase eine neue Form verleihen.

Mittlerweile taucht in der Rangliste noch eine weitere operative Maßnahme auf, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut: die Penisvergrößerung. Der Augsburger Schönheitschirurg Sven von Saldern hätte einen Trend zu dieser Art von Schönheits-OP nicht erwartet: "Diesmal ist erstmals Intimchirurgie bei den Männern mit dabei." Sonst sei diese Art des Eingriffs in den Umfragen lediglich unter "Sonstige Operationen" berücksichtigt worden.

Auch das beste Stück soll besser aussehen

Wie die Umfrage ergab, scheint Männern dieser Bereich sogar noch wichtiger zu sein als ihr Gesicht: In diesem Jahr gaben so viele Männer an, wegen einer Penisvergrößerung beim Schönheitschirurgen gewesen zu sein, dass der Eingriff gleich auf Platz sieben der Skala rückte - noch vor Hals-Stirn-Facelift, Lippen- oder Ohrenkorrektur.

Doch auch hier geht es ausschließlich um die optische Wirkung. Der Mann will nicht nur im Bett, sondern auch in der Dusche seines Fitness-Studios durch mehr Länge und mehr Umfang beeindrucken. Eine ästhetische Intim-OP könne keinesfalls die Funktion verbessern, sagt von Saldern. "Es handelt sich nicht um die Beseitigung von erektilen Störungen, sondern um eine Volumenvergrößerung oder darum, die Sichtbarkeit des Glieds zu erhöhen." Wie viele Männer in Deutschland eine solche Operation vornehmen lassen, lasse sich kaum schätzen, sagt von Saldern.

Insgesamt 50.000 bis 100.000 Schönheitsoperationen werden in Deutschland Schätzungen zufolge pro Jahr durchgeführt. Das Ideal hat sich dabei nach Angaben der Medizinerin Wagner in den vergangenen Jahren gewandelt. "Mimikstarre Gesichter sind out." Eine Operation gelte dann als gelungen, wenn andere Leute sie nicht bemerken und stattdessen fragen, ob jemand aus dem Urlaub kommt, sagt auch von Saldern.

Doch auch der Eingriff mit dem Messer kann das Alter nicht beliebig lange aufhalten. Maximal sieben bis zehn Jahre lässt sich die "Zeitschraube" zurückdrehen. Danach wird es Zeit, sich mit dem Alter anzufreunden. Sonst gibt man sich der Lächerlichkeit preis.