Schönheitsoperation:Der goldene Riecher

Die "Mang-Nase" ist aus der High Society nicht mehr wegzudenken. Ein Gespräch mit ihrem Schöpfer Werner Mang über Schönheitsfehler, die perfekte Nase und warum er nie den Facharzt gemacht hat.

Nico Brugger

sueddeutsche.de: Prada-Täschchen, Rolex-Uhr, Mang-Nase - stört es Sie, dass sich Ihre Arbeit zum modischen Accessoire entwickelt hat?

werner mang; ddp

Werner Mang hat mit der Ärztekammer eine Sonderregelung vereinbart, damit er praktizieren kann.

(Foto: Foto: ddp)

Werner Mang: Nein, schließlich sind das Markenzeichen. Sie werden nicht nur mit Luxus verbunden, sondern auch mit jahrzehntelanger Qualität. Ich fühle mich geehrt, wenn ich in so einer Reihe mit Prada und Rolex genannt werde.

sueddeutsche.de: Woran orientiert sich die "Mang-Nase"?

Mang: Ich habe dafür eine wissenschaftliche Arbeit herangezogen. Die Frage lautete: Was ist eigentlich eine schöne Nase? Man hat festgestellt, dass die gotische Form dem Idealbild einer schönen Frauennase entspricht, so wie bei Claudia Schiffer. Sie hat die perfekte natürliche Nase. Bei den Männern ist es die spätgriechische, also die eher dominante Nase. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das für die Frau einen Winkel von 110 Grad zwischen Nasenspitze und Oberlippe, beim Mann einen Winkel von 105 Grad.

sueddeutsche.de: Bauen in Ihren Kliniken alle Ärzte die Nasen getreu Ihren Vorgaben?

Mang: Natürlich wird nach meinen Handbüchern der Schönheitschirurgie operiert. Aber es geht nicht nur um die Nasen, wir machen alle Operationen. Von insgesamt 20.000 Eingriffen sind vielleicht 800 Nasenoperationen. Das heißt, die Nase ist nur ein Hobby von mir.

sueddeutsche.de: Ein teures Hobby - zumindest für Ihre Patienten. Rund 10.000 Euro kostet eine original "Mang-Nase". Davon könnte ein Student anderthalb Jahre seines Studiums finanzieren, oder ein Friseur für ein halbes Jahr seine Arbeit ruhen lassen. Das steht doch in keiner Relation zu einer veränderten Nase.

Mang: Es muss ja keiner machen lassen. Wer es wirklich braucht, weil er einen Unfall hatte, der bekommt es meist von der Krankenkasse bezahlt. Aber bei uns sind mindestens siebzig Prozent der Patienten Selbstzahler. Und wer es billiger will, kann sich ja von einem meiner Schüler operieren lassen. Wer von mir persönlich behandelt werden will, muss eben mehr bezahlen.

sueddeutsche.de: Sie besitzen eine Oldtimer-Sammlung, die mehrere hunderttausend Euro wert ist, drei Schiffe und eine schuldenfreie 25-Millionen-Euro-Klinik in Lindau. Materiell dürften langsam alle Bedürfnisse gestillt sein. Was sind noch unerreichte Ziele für Sie?

Mang: Ja, materiell gesehen habe ich alle Träume erfüllt. Mein Ziel ist es, dass sich die Mang-Medical-One-Klinikgruppe in Europa ausdehnt und es bald in jedem Land in Europa eine Mang-Schule gibt.

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Der goldene Riecher

sueddeutsche.de: Ihr Werdegang beweist, was man erreichen kann, wenn man viel arbeitet. Die Schönheitschirurgie lehrt uns das Gegenteil. Man bekommt alles, wenn man viel Geld hat - auch das vermeintlich bessere Aussehen. Stehen Ihre Patienten damit nicht im Widerspruch zu Ihren Idealen?

Mang: Natürlich, aber Antipole ziehen sich eben an. Es gibt immer wieder Patienten, die trotz ihres vielen Geldes nicht glücklich sind. Gott sei Dank bin ich ein anderer Mensch. Ich bin zufrieden, weil ich nicht die Probleme der Leute habe, die da vor mir sitzen. Aber diese Art von Patienten machen vielleicht zehn Prozent aus. Die meisten sind ganz normale Menschen, die keine psychischen Probleme haben.

sueddeutsche.de: Ein Problem, das Sie immer wieder verfolgt, ist, dass Sie Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sind und nicht für plastische Chirurgie. Dürfen Sie überhaupt alle Schönheitsoperationen durchführen?

Mang: Ja, darf ich, weil es den Facharzt für plastische Chirurgie erst seit 1993 gibt. Da war ich schon Chefarzt der Bodenseeklinik.

sueddeutsche.de: Ihre Arbeit, Ihr Lebenswerk dreht sich um die äußere Schönheit. An welcher Stelle steht für Sie Ihr eigenes Aussehen?

Mang: Wenn ich mich im Fernsehen sehe mit meinen Tränensäcken, dann denk ich mir: "So alt, wie du aussiehst, fühlst du dich noch gar nicht". Sollte ich mal einen Oberarzt haben, der genauso gut ist wie ich, lasse ich mich operieren. Aber so weit ist es noch nicht.

sueddeutsche.de: Was würden Sie sagen, wenn Ihre Tochter kommt und sagt: "Papa, mach mir mal die Nase."

Mang: Ich könnte mir das nur vorstellen, wenn sie einen richtigen Mangel hätte und psychisch darunter leiden würde. Dann würde ich sie auch selbst operieren. Nicht so wie bei manchen Jugendlichen, die einen riesigen Busen wollen oder aufgespritzte Lippen. Denen sage ich, dass sie gut aussehen und ich sie deshalb nicht operieren werde.

sueddeutsche.de: In Ihren Büchern und auf Ihrer Homepage geben Sie auch Ratschläge fürs Leben. "Hände weg von Kokain! Positives Denken und Sport treiben!" Was halten Sie vom christlichen Rat: Akzeptiere dich, wie du bist, denn du bist einzigartig?

Mang: Ja, natürlich, der ist gut. Ich bin auch ein gläubiger Mensch, habe sogar eine eigene Kapelle gebaut. Wir achten immer mehr auf Äußerlichkeiten, immer weniger auf innere Werte. Das ist schlecht. Aber eine vernünftige Schönheitschirurgie leitet nicht unseren Werteverfall ein. Im Gegenteil: Sie kann zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls führen. Nur die Ausuferungen sind schlecht - wie beim Bankenwesen. Aber ich sehe mich als Sparkasse: solide Qualität und keine überzogenen Dinge. Deshalb ist die Sparkasse auch meine Lieblingsbank.

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