Schönheitschirurg Mang in China:Sein Name ist Nase

"Faltenterminator" Werner Mang hat eine neue Mission: Der Schönheitschirurg aus Lindau will ganz Asien glücklich machen. Das Geschäft mit den Nasen könnte sich lohnen.

Ulrike Heidenreich

In der Zeitung China Daily war jüngst von einer Gruppe Chinesinnen zu lesen, die am Einreiseschalter gestoppt wurde. Die 23 Frauen hätten mit ihren großen Augen und schmalen Nasen so ganz anders ausgesehen als auf den Passfotos, zitiert die chinesische Tageszeitung den völlig überforderten Flughafenbeamten Chen Tao. "Außerdem hatten sie überall Verbände und Operationsnähte." Als die Damen erklärten, sie kämen gerade von einer Schönheitsoperation aus Südkorea, ließ sie Herr Chen schließlich doch einreisen. Zumindest, nachdem er all jene Gesichtspartien überprüft hatte, die nicht zuvor von südkoreanischen Chirurgen überarbeitet worden waren.

Eine Nasenschablone für China

Herr Chen und seine Kollegen könnten bei der Personenüberprüfung bald noch mehr zu tun bekommen. Ein Mann, den man den "Michelangelo vom Bodensee" nennt, einen "Schönheitspapst" und "Faltenterminator", dieser Mann namens Werner Mang befindet sich nämlich im Anflug auf China.

Noch sitzt der 60-jährige Mediziner in seinem Büro der Lindauer Bodenseeklinik und schwärmt von seiner neuesten Erfindung: Dem "Mang'schen Nasenspan". Nach der "Mang-Nase", die bereits unzählige Damen von Saudi-Arabien bis St. Petersburg ziert, und der Mang-Schule, einem Nachschlagewerk für nachwachsende Schönheitspäpste, ist dieses Teilchen aus elastischem Silikon das neueste Produkt des sehr geschäftstüchtigen Professors. Und natürlich wurde es längst patentiert.

Der "Nasenspan" ist wie geschaffen für den chinesischen Markt. Schließlich mangelt es dort nicht an Frauen, die sich gerne ihre asiatische "Plattnase" in ein eurasisches Modell umhobeln lassen würden - wenn damit nur nicht eine Reise ins Ausland verbunden wäre. "Mit meinem Nasenspan kann man innerhalb von 45 Minuten mit einem kleinen Schnitt und örtlicher Betäubung die Nase verändern", erklärt Werner Mang sehr begeistert. Zuvor hatte er immer wieder an seinem Ohr herumgeknubbelt, als er beschrieb, dass er hier in seiner Bodenseeklinik die Nasenflügel ganz prima mit Ohrknorpeln rekonstruiere.

Eine Nasenschablone für China also. Aus Silikon. Ambulant einsetzbar. Wer sich in Mangs 40-Betten-Haus in prominenter Seelage auf der Lindauer Insel eine neue Nase hat operieren lassen, muss mindestens vier Tage stationär bleiben. Ein Facelift erfordert fünf Tage Bettruhe, die Bauchdeckenstraffung immerhin sechs Tage. Langweilig wird es den Patienten in der Bodenseeklinik garantiert nicht - die Wände sind so zugepflastert mit gerahmten Artikeln über den Honorar-Professor im weißen Kittel und sein buntes Leben, dass das Haus vermutlich ohne Mörtel stehenbleiben würde.

Auf der nächsten Seite: Über Mangs Sinn für Geschäfte - und für Selbstironie.

Ein Arzt, der Kaufmann ist

Hier posiert seine Frau Sibylle auf dem Motorrad für die Bunte, Titel: "Schön wie Gott sie schuf - und nicht ihr Mang", dort verlost eine Illustrierte einen "Traumbusen", selbstverständlich unter fachkundiger Betreuung vom Bodensee, und vor dem OP-Bereich hat der Professor einen seiner Kittel so kunstvoll in Glas rahmen lassen (Titel: "Der Chirurg. 2002. Unikat. Mang Collection"), dass das Werk glatt als Beuys durchgehen könnte. Patienten der 25-Millionen-Euro-Klinik, die Mang vor zehn Jahren hochgezogen hatte, können sich die Zeit auch mit einem Spaziergang durch die nahe Altstadt vertreiben, sofern sie sich das mit Nasengips und Gesichtsverband trauen.

"Ich bin zu großem Reichtum gekommen"

Sie sehen dann mehr als ein Dutzend Altstadthäuser, auch hier die Fassaden perfekt saniert, mit dem Schild "Familienstiftung Professor Mang" und dem Motto "Carpe diem". "Ich bin zu großem Wohlstand gekommen", eröffnet der Schönheitschirurg denn auch gerne das Gespräch, und kommt gleich zu einem seiner großen Themen: "Deshalb erfahre ich viel Neid und Missgunst bei meinen Kollegen. Viele Ärzte sind nämlich keine Kaufleute."

Mang schon. So hat er sich vor zwei Jahren auch noch mit dem ehemaligen Metro-Chef Erwin Conradi zusammengetan, um Europas größten Konzern für kosmetische Operationen zu formen. "Wir betreiben mit der Mang Medical One Group 20 Ambulanzen, acht Kliniken und beschäftigen um die 300 Mitarbeiter, darunter 20 Fachärzte für plastische Chirurgie", beschreibt der 1,91-Meter-Mann, der nach seiner chirurgischen Grundausbildung am Münchner Klinikum Großhadern den Facharzt für HNO und Kopf-Halschirurgie gemacht hatte, seinen Riesenkonzern. Übernehmen solle das Geschäft mit der Schönheit am liebsten Gloria Mang, sagt er: "Meine Tochter ist mein Ebenbild. Sehr ehrgeizig, sehr intelligent."

Zu Selbstironie ist Werner Mang übrigens doch fähig. "Die Riesenwelle der Schlauchbootlippen ebbt glücklicherweise ja etwas ab", schreibt er in seinem Buch Verlogene Schönheit. Vom falschen Glanz und eitlen Wahn. Oder: "Bei manchen ist die Gesichtshaut so gestrafft, dass sie die Knie anziehen müssten, um lächeln zu können, was aber nicht empfehlenswert ist, denn es könnte ja irgendwo die Sollbruchstelle reißen."

Vom "Schrumpfkopflook" nach zu vielen Liftings und seinem ersten Porsche nach bestandenem Studium ist die Rede in diesem Buch, in dessen Namensregister am Ende Mang zwischen Madonna und Jane Mansfield steht und die Mittelfußknochenentfernung (um noch höhere High Heels tragen zu können) auf Klaus Meine folgt. Der ist Mangs Busenfreund und Sänger der Scorpions. Wenn man in der Bodenseeklinik anruft, ertönt in der Warteschleife deren Song "Wind of Change".

Auf der nächsten Seite: Warum Professor Mang keine Lust mehr auf Schickimicki-Kreise hat.

Der Arzt, dem die Promis vertrauen

Das ist eine schöne Metapher für das, was Professor Mang im Osten vorhat. Zwar hält er sich noch zurück, was die Ertragsmöglichkeiten mit Nasenschablonen in China betrifft: "Die Chinesen wollen sicher meine Technik auch kopieren. Eine Delegation der Pekinger Uni-Klinik war schon hier und hat alles fotografiert." Doch er wird nun in den nächsten Monaten "den Markt in Shanghai ausloten", wie er sagt.

Zehn Eingriffe am Tag

Seine Lehrbücher, etwa das Manual of Aesthetic Surgery, sind bereits ins Chinesische übersetzt worden, ausgewählte Ärzte wollen in OP-Sälen in Shanghai und Peking seine Technik studieren. "Wäre ich 15 Jahre jünger, würde ich in China eine Klinik eröffnen", sagt der Sohn eines Forstdirektors. Daheim in Lindau beträgt die Wartezeit für Schönheits-Operationen mindestens ein halbes Jahr. "Die OP-Liste ist bis Dezember voll", sagt Workaholic Mang, der seinen Tag morgens um halb sieben mit einem Pfefferminztee mit ganzer Zitrone beginnt und abends um elf Uhr im Bett beendet - sollte er nicht zu einem Auftritt auf dem gesellschaftlichen Parkett unterwegs sein.

Die Operationen im Klinikplan an der Wand sind farbig gesteckt: Nasen gelb, Facelift rot, Unfälle und rekonstruktive Chirurgie weiß, Lider blau, Liposuktion und Brustimplantate pink. Zehn Eingriffe pro Tag bewältigt der Schönheitschirurg mit seinen Oberärzten. Die Preise hat er akkurat auf der Internetseite seiner Bodenseeklinik aufgelistet: Facelift 5000 bis 10.000 Euro, Nasenkorrektur 4000 bis 6000 Euro, Oberarm-Raffung 5000 Euro. Stationärer Aufenthalt im Einzelzimmer mit Seeblick kostet täglich 410 Euro mehr.

Viele meiden in der Öffentlichkeit ihren Arzt des Vertrauens

Über seine Patienten schweigt der Professor, er sagt nur so viel: "Die Schönheitschirurgie ist ein Spiegel der Gesellschaft." Mit Teilen dieser Gesellschaft hadert der Professor mitunter, etwa mit seiner "lieben Ärzteschaft", von der er sich nicht angemessen anerkannt fühlt: "Ich polarisiere, weil viele Kollegen es nicht mögen, wenn man seinen Erfolg zeigt", schätzt Mang sich ein. Und sagt, dass er auch ein wenig mit den "Schickimicki-Kreisen" abgeschlossen habe: "Ich war Stammgast bei Galas und Events und tummelte mich in dieser vermeintlichen Glamour-Welt. Mit der Zeit begriff ich, dass ich immer wieder dieselben Leute traf."

Zur Distanz tragen vielleicht auch die anderen bei. So meiden manche wohl ganz bewusst den Auftritt mit dem Arzt ihres Vertrauens, um ja nicht den Verdacht zu erwecken, ihr flacher Bauch und sorgenfaltenfreies Lächeln käme woanders her als von ihren Supergenen. Mang berichtet: "Ich gehe inzwischen locker damit um, dass mich manche Filmsternchen und Schauspielerinnen bei Veranstaltungen plötzlich nicht mehr grüßen."

Ganz anders der Starkoch Alfons Schuhbeck. Als man sich bei der Eröffnung der Dinnershow Palazzo traf, verabredete man vor versammelter Fotografen-Mannschaft einen Deal: Mang bekommt einen Kochkurs bei Schuhbeck, er liftet ihm dafür die Tränensäcke. "Wir handeln in Naturalien", sagte Mang damals prustend.

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