Schönheitsoperationen bei Männern:Weg mit den Muffinrollen über dem Hosenbund

Lesezeit: 2 Min.

Die American Society of Plastic Surgery hat Daddy Do-Overs als Trend ausgerufen. (Foto: imago)

Zunehmend gehen auch Männer zum plastischen Chirurgen. Für diesen fragwürdigen Trend gibt es möglicherweise banale Erklärungen.

Von Barbara Vorsamer

"Wunderschöne Muskelgel-Implantate gleich hier, in die Waden, boom", ruft der Chirurg begeistert auf Youtube. "Außerdem weg mit den Muffinrollen über dem Hosenbund, bäm, das dort abgesaugte Fett wird dann für den Quarterback Butt Lift verwendet. Genial!" Doktor Douglas Steinbrech, Schönheitschirurg in New York, malt mit Filzstiften auf dem Körper seines Patienten Brad herum. Das wirklich Geniale an Steinbrechs Prozedur ist aber nicht das Medizinische, sondern der Name: Daddy Do-Over.

Den Begriff, der sich am ehesten mit Schönheitsbehandlung für Väter übersetzen ließe, hat sich der Chirurg bereits als Markennamen schützen lassen. Die American Society of Plastic Surgery rief die Daddy Do-Overs als Trend aus. 2018 hätten sich 1,3 Millionen Männer in den USA einer kosmetischen Prozedur unterzogen, das seien 29 Prozent mehr als zur Jahrtausendwende. 200 000 von ihnen legten sich unters Messer. Unklar ist, wie viele von ihnen Kinder haben. Noch weniger klar ist, was das eine mit dem anderen zu tun hat.

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Lange gingen vor allem Frauen zum Schönheitschirurgen, um vermeintliche körperliche Fehler zu beseitigen. Inzwischen entscheiden auch immer mehr Männer, sich unters Messer zu legen. Offenbar allerdings aus anderen Motiven.

Von Tania Messner

Vor Jahren haben Chirurgen bereits den Begriff des Mommy Makeover beschert. Millionen jungen Müttern wird seitdem direkt im Wochenbett klargemacht, dass es sich bei ihrem Körper nun um reparaturbedürftige Gebrauchtware handelt. Ob hängende Brüste oder schlaffe Bäuche: Das Beheben von Problemen, die erst durch die geschickte Verwendung marketingtauglicher Alliterationen zu solchen wurden, hat zum Aufschwung der ästhetisch-plastischen Medizin beigetragen. Nun also sind die Männer dran. Doch macht so ein Vaterkörper überhaupt irgendwelche Veränderungen durch, während er neben der schwangeren Frau liegt, sitzt, steht oder isst? Er nimmt zu, das ist bekannt und wird von der Wissenschaft Couvade-Syndrom genannt. Auch hier soll der gut klingende Begriff nicht darüber hinwegtäuschen, dass man eigentlich nicht weiß, weshalb werdende Väter zunehmen und ob es nur - steile These - an zu viel Essen und zu wenig Bewegung liegt. Ansonsten verlangt der Prozess des Kinderkriegens Männern bekanntermaßen sehr viel weniger ab als Frauen.

Möglicherweise gibt es viel banalere Erklärungen für den fragwürdigen Trend zu Daddy Do-Overs: Menschen aller Geschlechter werden älter. Viele davon haben Kinder. Und Eltern verbringen Jahre übermüdet im Vereinbarkeitshamsterrad, sie finden keine Zeit fürs Cardio-Training, essen zu oft Nudeln mit Butter statt Salat, bekommen ständig Kita-Viren um die Ohren gehustet und stellen irgendwann beim Blick in den Spiegel fest: Mit 21 haben wir besser ausgesehen.

Das haben sie mit vielen anderen Menschen gemeinsam. Sehr vielen. Die geburtenstarken Jahrgänge sind nun etwa Mitte 50 und sorgen damit schon aus demografischen Gründen für einen Anstieg bei Schönheitsoperationen. Den Zahlen der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen zufolge hat sich die Zahl der plastischen Eingriffe bei Männern innerhalb eines Jahres verdoppelt, auf mehr als 8000. Insgesamt wurden in Deutschland fast 80 000 Schönheitsoperationen ausgeführt, nach wie vor hauptsächlich an Frauen. Natürlich hat auch Doktor Steinbrech Mommy Makeovers im Angebot.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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