Schön doof:Hilfe, Biebxit!

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Der kanadische Sänger und Teenie-Star Justin Bieber steigt bei Instagram aus, weil seine neue Flamme Sofia Richie (Tochter von US-Sänger Lionel Richie) nicht gut ankommt. Marten Rolff findet den Verlust verschmerzbar.

Von Marten Rolff

Im Grunde ist es so schlicht, wie es klingt: Justin ging mal mit Selena. Nun geht er angeblich mit Sofia. Jedenfalls zeigt er Fotos von ihr in der Clique rum. Doch weil Selena viel beliebter ist, sind viele aus der Clique plötzlich total fies zu Sofia. Jetzt ist Justin sauer und will mit keinem mehr was zu tun haben. Selber schuld!, hetzt Selena.

Leider geht es hier nicht um eine Highschool in Clarksville, Tennessee, sondern um die Teenie-Stars Justin Bieber und Selena Gomez. Der kanadische Sänger hatte auf Instagram Fotos von seiner mutmaßlich neuen Freundin Sofia Richie (Tochter von US-Sänger Lionel Richie) gepostet und dafür Hasstiraden geerntet. In dieser Woche löschte Bieber deshalb seinen Account, der zu den erfolgreichsten der Welt zählt (78 Millionen Follower, fast 3800 Bilder und Videos). Man täte das ja gern ab als weiteren Akt des Bieber-Dramoletts, das seit Jahren auf den Bühnen dieser Welt gegeben wird. Doch schienen die Schockwellen, die der "Biebxit" auslöste, kurzfristig ein paar ernsthaftere Fragen anzubranden: Hat der Sänger recht, wenn er sich über die Brutalisierung der Fans beklagt? Muss man sich Sorgen machen, weil zuletzt Megastars wie Lady Gaga Plattformen wie Snapchat, Twitter oder Instagram verließen? Wann nehmen die sozialen Netzwerke ihre Verantwortung ernst, den Hass-Mob herauszufiltern?

Ach ja. Wo sich Aufmerksamkeitsrekordler über Rüpel-Fans beklagen, wirkt das immer so, als würde Aale-Dieter sich wundern, dass nicht jeder Gaffer auf dem Hamburger Fischmarkt wie Graf Knigge auftritt. Nichts ist in dieser Debatte aufschlussreicher als ein kurzer Blick auf die Top 20 der Instagram Accounts, wo die Verhaltensstörung stets die Norm ist: Hier faken Teenie-Stars Beziehungen, strickt der komplette Kardashian-Clan an der Familien-Soap, präsentieren Fußballer Borderline-Frisuren und Unterhosen-Kollektionen. Diese Welt ist in etwa so authentisch wie das Oktoberfest von Pjöngjang. Und längst so spannend wie weiland der Dia-Abend bei Onkel Ernst, bei dem es für die 36. Einstellung von Ernst und Erika vor dem Wohnwagen an der Costa Brava ja auch nicht immer nur Applaus gab.

Am Tag nach dem "Biebxit" postete der beleidigte Bieber auf Twitter (86,5 Millionen Follower, 30 500 Tweets) übrigens: "Lasst uns die Welt besser machen (. . .) Meine neue Single ist draußen." Dazu platzierte der Algorithmus: "Vielleicht gefällt dir auch: Selena Gomez, Miley Cyrus, Lady Gaga . . ." Im Grunde hat Bieber also völlig recht: Abschalten ist eine echte Option.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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