Schön doof:Hello Copy-Kitty

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Illustration: Bene Rohlmann (Foto: Bene Rohlmann)

Hollywood präsentiert endlich mehr Frauen in Hauptrollen. Schön, findet Marten Rolff. Aber warum lässt man sie dauernd Männer-Filme nachspielen?

Von Marten Rolff

Hollywood präsentiert endlich mehr Frauen in Hauptrollen. Schön, findet Marten Rolff. Aber warum lässt man sie dauernd Männer-Filme nachspielen?

Das Filmjahr 2016 startet mit einer frohen Botschaft: Hollywood wird immer weiblicher. Aber wie viele gute Nachrichten hat auch diese einen Haken, erreicht sie uns doch im Gewand eines seltsamen Trends: der Neuauflage erfolgreicher Blockbuster mit Frauen in allen Männer-Rollen.

"Ghostbusters" zum Beispiel kommt mit einem weiblichen Geisterjäger-Team auf die Leinwand, darin unter anderen die aus "Bridesmaids" bekannten Schauspielerinnen Melissa McCarthy und Kristen Wiig. Anschließend wird Sandra Bullock - als Nachfolgerin George Clooneys in der Neuverfilmung von "Ocean's Eleven" - eine Bande smarter Lady-Gangster um sich scharen. Zugegeben, für einen Wimpernschlag fühlte man sich da erinnert an eine präpubertäre Mädchenclique, die heimlich die Carrera-Bahn gekapert hat, aber blöderweise nicht aus Interesse, sondern um endlich auch mal am Steuer zu sitzen. Man sollte diesem Vergleich nicht nachgeben. Welcher - zumal männliche - Autor wäre so wahnsinnig, sich dem Quotenthema heute noch mit Häme zu nähern?

Nein, wenn man beide Filme niemals gucken wird, dann nicht ernsthaft aus Angst, Bullock könnte sich beim Plündern des Casino-Tresors die Nägel abbrechen. Die klügere Kritik stört sich bereits am Remake: Denn was ist öder als der Aufguss von Klassikern? Richtig: Eine Aufguss-Welle nach Schema F. Denken wir die Sache ruhig mal andersrum: Will man "Muriels Hochzeit" mit Ben Stiller besetzen? Oder "Wie angelt man sich eine Millionärin" mit Zac Efron, Mickey Rourke und der Pornolegende Long Don Silver? "Thelma & Louise" - (als Helmut & Louis?) - mit einem von Frauen geschändeten Owen Wilson und . . . Lassen wir das. Das Prinzip dürfte klar sein: erst kurz gequält gelacht, dann quälend lang gelangweilt. Wer das für fortschrittlich hält, der würde auch Daniela Katzenberger zur Genderbeauftragten von L. A. ernennen.

Laut Statistik bringen Filme über Frauen eh längst mehr ein als solche über Männer, pro Produktion im Schnitt angeblich 45 Millionen Dollar, die - na klar - vor allem Männer einsacken. Wäre es da nicht Zeit, dass die Damen, wenn sie schon in jedem Kassen-Quatsch mithampeln, sich endlich darum kümmern, auch die Verträge dafür aufzusetzen? Als Studio-Chefinnen entscheiden Frauen dann bitte künftig selbst, ob Projekte wie "Helmut & Louis" interessant sind. So kann man ihnen den Scheiß wenigstens gepflegt um die Ohren hauen - ganz gleichberechtigt und ohne geheuchelte Political Correctness.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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