Schön doof:App nach Hause!

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Donald Rumsfeld legte den Irak in Schutt und Asche. Heute legt er lieber Karten, mit denen einstmals schon sein großes politisches Vorbild, der englische Premierminister Winston Churchill, spielte. Joachim Käppner erklärt die Regeln.

Von Joachim Käppner

Donald Rumsfeld wäre gern wie Sir Winston Spencer Churchill. Jedenfalls hat er sich zusammen mit Präsident George W. Bush während des unseligen Irakkrieges 2003 gern auf dieses Vorbild berufen: ein Mann, der seinen Weg geht, ungeachtet aller Kritik der Tyrannei ins Auge blickt und die Freiheit siegen lässt. Die kleinen Unterschiede hat Rumsfeld nachher gern fortgelassen: Bekanntlich hat Churchill die Kriegsgründe nicht erfunden wie die Amerikaner 2003, welche der Welt vormachten, Saddam Husseins Irak besitze Massenvernichtungswaffen. Churchill hat den Krieg gewonnen und die Freiheit ins Land des Feindes gebracht; dass dies den USA im Irak gelungen wäre, behauptet nur noch Rumsfeld selbst.

Es schaudert einen beim Gedanken, was Churchill, Hitlers Nemesis, über einen wie Rumsfeld gesagt hätte. Der britische Premier hatte einen sehr boshaften Witz. Die Abgeordnete Nancy Astor, die mit den Nazis sympathisierte, schleuderte Churchill einmal entgegen: "Wäre ich mit Ihnen verheiratet, würde ich Ihren Tee vergiften." Der Attackierte erwiderte: "Und wenn ich mit Ihnen verheiratet wäre, würde ich ihn trinken." Über den Beschwichtigungspolitiker und Vorvorgänger Stanley Baldwin sagte Churchill einmal: "Ich wünsche Stanley Baldwin nichts Böses. Es wäre nur sehr viel besser, wenn er nie zur Welt gekommen wäre."

So weit wollen wir aus grundsätzlichen Erwägungen im Falle Rumsfelds nicht gehen, obwohl . . . Vielleicht hätte es genügt, wenn er niemals US-Verteidigungsminister geworden wäre, sondern seine Aggressionen beim Kartenspiel ausgelebt hätte. Darauf ist er leider erst jetzt gekommen, im Alter von 83 Jahren.

Churchill verstand sich bekanntlich auf die Kunst des Stressabbaus: morgens ein Gläschen Champagner, mittags ein gepflegtes Schläfchen und abends auch mal ein Kartenspiel namens Solitaire. Weil ihm das Original zu simpel war, ergänzte er es um eigene Regeln, nicht unähnlich seinem Regierungsstil. Es geht darum, in außerordentlicher Verkürzung gesagt, die Karten in einer Siegeszone in der richtigen Reihenfolge vom Ass bis zum König zu stapeln. Rumsfeld hat, wie die Washington Post berichtet, das ganze Spiel jetzt zu einer App machen lassen. Der Sieger kann es zwar nicht zum König, aber doch zum Premierminister bringen. Trost bei alldem liegt darin, dass Donald Rumsfeld weder das eine noch das andere sein wird. Daher die Empfehlung für seine nächste Spiel-App: Und raus bist du.

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