Süddeutsche Zeitung

Schmachtwort von Jennifer Lawrence:"Ich spreche mit Kerlen, wie Jungs mit Jungs reden"

Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence weiß, wie man sich als Frau Gehör verschafft: Wer von einem Mann ernst genommen werden möchte, sollte seine Sprache sprechen. Und sich dabei möglichst kurz fassen.

Eine Kolumne von Violetta Simon

Was die Kommunikation zwischen Mann und Frau so kompliziert macht, ist nicht nur die unterschiedliche Sprache. Es ist auch die Fähigkeit des Zuhörens, die sie voneinander unterscheidet. Doch wie bringt man einen Mann zum Zuhören? Wie gelingt es einer Frau, seine volle Aufmerksamkeit zu gewinnen, obwohl sie gerade keinen Bikini trägt? Und wie hindert man ihn daran, während des Gesprächs abzudriften oder einzunicken?

Die US-Schauspielerin Jennifer Lawrence scheint für das Problem eine Lösung gefunden zu haben: "Ich spreche mit Kerlen, wie Jungs mit Jungs reden", verriet die Oscar-Preisträgerin in einem Interview. Wie die britische Webseite Metro berichtet, wuchs die 22-Jährige allein unter Brüdern auf. Man darf also davon ausgehen, dass sie es versteht, sich beim männlichen Geschlecht Gehör zu verschaffen.

Die Botschaft ist klar: Wer als Frau von einem Mann ernst genommen werden möchte, sollte seine Sprache sprechen. Das heißt: kurze Sätze, klare Ansagen. Das ungezügelte Mitteilungsbedürfnis der Frau in jeder Situation und zu jeder Tageszeit gehört für den Mann zu den abschreckendsten Eigentümlichkeiten der weiblichen Kommunikation. Nicht ohne Grund besteht der Begriff "Wortgemenge" zum größten Teil aus dem Begriff "Wortmenge": Jedes Mal, wenn sie ihn damit überschüttet, kriegt er schlechte Laune und es kommt zum Streit.

Dabei ist es neueren wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gar nicht so, dass Frauen an sich mehr Worte zur Verfügung hätten als Männer. Sie nutzen sie nur unterschiedlich. Während er eine Stunde am Stück über einen Pfiff des Schiedsrichters im Achtelfinale der Champions League schwadronieren kann, ohne auch nur einmal Luft zu holen, kann es durchaus vorkommen, dass es ihm beim Thema Familienplanung von einer Sekunde auf die andere die Sprache verschlägt.

Mit der verbalen Aufnahmefähigkeit ist es genauso: Ein Mann kann zwar unbegrenzt den Monologen eines Sportmoderatoren-Duos lauschen. Sobald seine Frau ihn jedoch auf die längst überfällige Renovierung der Küche anspricht, scheint reflexartig eine spontane Empfangsstörung einzutreten.

Es empfiehlt sich daher, wichtige Botschaften knapp zu formulieren - gerade solche, die er als unangenehm empfinden könnte. Total sinnlos wäre es beispielsweise, ihn mit den Worten zu begrüßen: "Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt, ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen! Meine Mutter hat angerufen und wollte wissen, ob wir auch nicht vergessen haben, dass sie uns am Wochenende besuchen kommt. Ich hoffe, du lässt deine schlechte Laune nicht wieder demonstrativ vor ihr heraushängen und betrinkst dich. Tu mir den Gefallen und reiß' dich ein bisschen zusammen, einverstanden? Sag mal, hörst du überhaupt, was ich sage?"

Nein, tut er nicht. Weil er nach den ersten acht Worten ausgestiegen ist. Weitaus effektiver wäre es also, sich in der Kunst des Weglassens zu üben und ihm nur die wesentlichen Informationen in angemessener Form mitzuteilen - eben wie Jungs mit Jungs reden. Von großem Vorteil wäre es, wenn auch die Antworten des männlichen Gesprächspartners von der Frau richtig gedeutet werden können. Dann würde die Konversation ungefähr so verlaufen:

Sie: "Na?" - (Anm. d. Red.: Hallo Schatz, wie geht es dir? Wie war dein Tag?)

Er: "Och. Du?" (Anm. d. Red.: Alles bestens. Und wie geht es dir, sind die Kopfschmerzen weg?)

Sie: "Okay." (Anm. d. Red.: Danke der Nachfrage, es geht schon wieder besser.)

Er: "Und sonst?" (Anm. d. Red.: Ich sehe dir an, dass du mir etwas sagen möchtest, also rück schon raus mit der Sprache!)

Sie: "Morgen schon was vor?" (Anm. d. Red.: Ich wäre dir dankbar, wenn du morgen irgendwohin verschwinden könntest. Das würde alles weniger kompliziert machen und wir müssten uns nicht wieder streiten. Außerdem ist es dir sicher auch viel lieber so.)

Er: "Schon wieder?" (Anm. d. Red.: Verstehe, deine Mutter hat sich mal wieder angekündigt, was? Oh Mann, das halt ich nicht aus, zumindest nicht, ohne mich zu betrinken.)

Sie: "Tja" (Anm. d. Red.: Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Deshalb halte ich es für das Beste, wenn du ihr aus dem Weg gehst. Ich schaff das schon allein.)

Er: "Puh" (Anm. d. Red.: Du bist ein Schatz, danke für dein Verständnis. Ich liebe dich. Dann werd ich mal Fred anrufen.)

Doch wohin mit all den unausgesprochenen Worten am Ende des Tages? In den Schredder? Zur Leipziger Buchmesse? Oder vielleicht in eine Dose flüstern? Dann hätte man zumindest ein wenig Reserve, wenn einem das nächste Mal die Worte fehlen. Und das Schönste: Wenn er beim Essen mal wieder vor sich hinschweigt: einfach öffnen und lauschen.

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