Sathya Sai Baba gestorben:Weltweite Trauer um indischen Guru

Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sagten ihm übernatürliche Kräfte nach. Doch nun verlor der indische Guru Sathya Sai Baba den Kampf gegen die irdische Vergänglichkeit - und erlag einem Herzversagen.

Das Wunder blieb aus: Der über die Landesgrenzen hinaus berühmte indische Guru Sathya Sai Baba ist tot. Tausende Anhänger versammelten sich am Sonntag trauernd vor einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Puttaparthi im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh, in dem der 85-jährige Hindu-Mystiker am Morgen an Herz-Versagen gestorben war.

Sathya Sai Baba

Dem indischen Guru Sathya Sai Baba (auf einem Bild aus dem Jahr 2007) wurden übernatürliche Kräfte nachgesagt. Am Ostersonntag verstarb er an Herzversagen.

(Foto: AP)

Der Guru hatte Menschen in aller Welt mit seinen angeblich übernatürlichen Kräften in seinen Bann gezogen. "Sai Baba ist nicht mehr unter uns. Er atmete ein letztes Mal um 07.40 Uhr", hieß es in einer Mitteilung des Krankenhauses, in das der Guru im vergangenen Monat mit Herz-, Lungen- und Nierenproblemen gebracht worden war.

Sein Leichnam soll am Montag und am Dienstag aufgebahrt werden, damit Pilger öffentlich von ihm Abschied nehmen können. In die Kleinstadt Puttaparthi 150 Kilometer nördlich von Bangalore waren seit Beginn des Krankenhausaufenthalts von Sai Baba unzählige Anhänger geströmt.

Sie beteten für ein Wunder für den Guru. Viele schliefen im Freien, da sämtliche Hotels ausgebucht waren. Um die Trauernden von dem Krankenhaus fernzuhalten, errichtete die Polizei Absperrungen. Der Guru sei für Menschen aller Glaubensrichtungen "Inspiration" gewesen, sagte Indiens Regierungschef Manmohan Singh. Er habe Millionen Menschen dazu bewogen, ein "sittliches und sinnstiftendes Leben zu führen".

Sai Baba wurde von Menschen in aller Welt als Reinkarnation eines 1918 verstorbenen Heiligen betrachtet. Dem Guru wurden übernatürliche Kräfte zugesprochen, etwa tödliche Krankheiten zu heilen und sich an seine früheren Leben zu erinnern. Die Zahl seiner Anhänger wird weltweit auf zehn bis 50 Millionen geschätzt. Da sich Sai Babas Verehrer nicht durch eine formale Mitgliedschaft zu ihm bekennen, ist ihre genaue Zahl schwer zu ermitteln. Die Zahl der Sathya Sai Baba Centers wird mit 1200 in 114 Ländern angegeben. Die meisten Anhänger des verstorbenen Gurus leben in Nordamerika, Europa und Indien.

Allein durch sein äußeres Erscheinungsbild, meist in eine Art knöchellangen orangefarbenen Sari gekleidet, die Haare im Afrolook, faszinierte er seine Anhänger. Bei öffentlichen Auftritten konnte er auf wundersame Weise Goldmünzen oder Uhren herbeizaubern. Sai Baba hafteten aber auch Missbrauchsvorwürfe von jungen Männern an. Seinen Kritikern zufolge wurde ihnen aber wegen seiner Popularität von den indischen Behörden nicht nachgegangen.

Prominente Anhängerschaft

Zu Sai Babas Anhängern gehörten der frühere indische Regierungschef Atal Bihari Vajpayee, viele Schauspieler, Politiker, Wirtschaftsführer und Cricketstars. Die von ihm gegründete Stiftung finanziert zahlreiche Bildungs- und Gesundheitsprojekte in Indien und unterhält Gebetszentren in aller Welt.

Einer der bekanntesten Geldgeber war der frühere Besitzer der Hard-Rock-Café-Kette, Isaac Burton Tigrett, der sich inspiriert durch Sai Baba ein neues Leben in Puttaparthi aufbaute. Der gebürtige Amerikaner hatte seine Hard-Rock-Café-Anteile 1991 für mehr als 100 Millionen Dollar verkauft. Das Geld verwandte er für den Bau eines Krankenhauses in Andhra Pradesh im Namen Sai Babas.

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