RTL-Figur Mark Medlock:Der ausgeschlachtete Superstar

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Mark Medlock gehört zu den Favoriten der neuen Staffel von "DSDS". Sein Privatleben wird so zur Schau gestellt, dass einem Angst werden muss.

Jürgen Schmieder

Gäbe es ein Buch mit der Anleitung, was ein Superstar braucht, um erfolgreich zu sein, dann wäre Robbie Williams vermutlich auf der Titelseite. Auf einer Seite weiter hinten würde wohl auch Mark Leon Medlock auftauchen, einer der Kandidaten der neuen Staffel der RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar".

Mark Medlock und sein bad in der Menge. (Foto: Foto: AP)

Er verfügt über eine unverkennbare Soulstimme, kommt lässig und locker rüber (Lebensmotto: "Lebe dein Leben, so wie du bist. Kämpfe um deinen Ruhm"), er kann prima mit den Fans umgehen. Seine Frisurenkreationen deuten den Schuss Verrücktheit an, den man als Star einfach haben muss - und seine Biographie ist interessant genug, um die Seiten der Klatschpresse zu füllen. Medlock ist der Prototyp eines Stars.

Es scheint allerdings einen Deal zu geben zwischen den Produzenten der Sendung und der Boulevard-Presse. Anders sind die immer frischen Meldungen aus dem Lebenslauf des Frankfurters nicht zu erklären. In diesen Meldungen nämlich geht es nicht um kleine Skandale oder Probleme, über die man bei Stars gerne liest, um sie zurück auf die Erde zu holen: ein Ausraster in einem Kaufhaus etwa, eine durchzechte Nacht oder eine kleine Ehe-Krise.

Harmloser Beginn

Bei Mark Medlock werden diese Enthüllungen nicht nur auf die Spitze getrieben, sondern viel weiter. Mark - in Unkenntnis dessen, was die Presse aus einer naiven Beichte machen kann - plaudert über sein Leben in beängstigend offener Form.

Es begann harmlos: Zuerst wurde bekannt, dass Medlock seine Unschuld bereits im Alter von elf Jahren verlor. Ein Mädchen, das gerade einmal zwei Jahre älter war, sei die Partnerin gewesen. Bei der nächsten Sexualbegegnung sieben Jahre später habe er entdeckt, dass er homosexuell sei. Die Enthüllung war ein gefundenes Fressen für die Presse, die seine Entwicklung ausführlich dokumentierte. Da war der Rosenkranz, den er als Talisman trägt, längst nicht interessant genug. Auch nicht, dass Medlock als Altenpfleger arbeitet.

Da konnte auch Dieter Bohlen nicht anders und begrüßte Medlock beim nächsten Aufeinandertreffen: "Hast du einen Revolver in der Hose, oder freust du dich nur so, mich zu sehen? Ich bitte dich gleich, in meine Garderobe zu kommen." Wieder stand es in der Regenbogen-Presse, die sogleich meldete, dass sich die "Kommission für den Jugendmedienschutz" wegen der Sprüche eingeschaltet habe. Immer noch harmlos.

"Ein Wunder, dass ich überlebt habe"

Dann aber wurde es heftiger: Man berichtete über Psychoterror in der Villa der Kandidaten - wieder wurde Medlock zitiert: "Lisa eckt überall an. Bei ihren Kommentaren muss sie sich nicht wundern, wenn nachher keiner mehr Bock auf sie hat!" Dazu kam die Krankheit, die ihn daran hinderte, aufzutreten. Er war im Krankenhaus, soll Infusionen bekommen haben. Als Zitat stand ganz oben : "Hilfe! Ich kann nicht mehr."

Es geht aber noch intimer: Naiv erzählte Medlock von Schicksalsschlägen. Wie sehr ihn der Tod seiner Eltern beschäftigt, wie schwer es ihn belastet, dass sie ihn jetzt, da er erfolgreich ist, nicht sehen können. Wieder stand es auf den Titelseiten, im Internet diskutierten Tausende von Fans.

Ab diesem Zeitpunkt war die Spitze eigentlich erreicht - der Mann hat alles erzählt. Dass man die Vergangenheit eines Menschen noch mehr ausschlachten kann, wird in dieser Woche gezeigt. Medlock gab an, vor Jahren von seinem Ehemann verprügelt worden zu sein: "Ein Wunder, dass ich überlebt habe." Der angebliche Täter wird auch zitiert: "Es gab Streit. Sonst war da nichts. Keine Fäuste."

Man darf sich über die Biographie des Sängers keineswegs lustig machen. Er hat viel erlebt und schwere Schläge hinnehmen müssen. Man freut sich, dass er es geschafft hat, alles wegzustecken und gönnt ihm seinen Erfolg.

Nur: Das gnadenlose Ausschlachten eines Menschen hat zur Folge, dass es Medlock mehr schadet als nützt. RTL-Fans schließen mittlerweile Wetten darauf ab, welche Krisen er noch durchleben musste. Das muss man sich einmal vorstellen: Menschen wetten Geld auf die schlimme Vergangenheit eines Menschen.

Schuld daran ist nicht Medlock - schuld sind die Menschen, die zulassen, dass jedes Zitat, jede Äußerung gedruckt oder gesendet wird. Statt Medlock zu schützen, wird sein gesamtes Leben gefleddert.

Was bei Daniel Küblböck mag das noch witzig und amüsant gewesen sein mag, ist bei Mark Medlock einfach nur gefährlich.

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