Royale Hochzeit: Sicherheitsbedenken:Königlicher Albtraum

Zertrümmerte Schaufenster, brennende Polizeiautos - in London brodelt es gewaltig. Selbst Charles und Camilla bekamen die Wut des Mobs bereits zu spüren. Scotland Yard befürchtet nun, es könnte auch bei der Hochzeit von William und Kate Randale geben.

Wolfgang Koydl

Für die einen ist es die perfekte Gelegenheit, für die anderen der perfekte Albtraum: Die Augen - und die Medien - der Welt blicken auf eine märchenhafte Prinzenhochzeit in London mit Kutschen, Kirchenglocken und Kate Middleton - und nur einen Kilometer Luftlinie entfernt zieht ein vermummter Mob grölend durch die Straßen, zertrümmert Schaufenster und fackelt Polizeiautos ab. Wenn die Polizei überhaupt noch Streifenwagen abstellen kann angesichts des stählernen Sicherheitsrings, den sie um den königlichen Festakt legen will.

Für gewalttätige Radikale und Anarcho-Gruppen wäre die "Royal Wedding" am 29. April eine willkommene Chance, vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein antikapitalistisches Fanal zu setzen. Dass sie nicht nur den Willen, sondern auch die Fähigkeit dazu besitzen, haben sie in den vergangenen Monaten mehrmals bewiesen - zuletzt am vergangenen Samstag, als sie am Rande einer friedlichen Massenkundgebung gegen die Sozialkürzungen Teile des Londoner Westends für mehrere Stunden in eine bürgerkriegsähnliche Zone verwandelten.

Charles und Camilla unter Farbbeutelbeschuss

Unvergessen ist, dass mehrere jugendliche Radikale am Rande von Studentenprotesten im vergangenen Jahr Kronprinz Charles und seine Frau Camilla tätlich angriffen, die in einer Rolls-Royce-Limousine unterwegs waren. Der Mob skandierte "Kopf ab", stieß Camilla mit einem Stock in die Brust und bewarf das Auto mit Farbbeuteln. Schon vorher waren bei Demonstrationszügen Transparente der anarchistischen Gruppe Class War (Klassenkampf) mit der Aufschrift "Kill the Royals" aufgetaucht.

Bei Scotland Yard ist man sich der Bedrohung bewusst, die von radikalen Gruppen für die Hochzeit von Prinz William ausgeht. Der für die Sicherheit des Großereignisses verantwortliche Polizei-Kommandeur Bob Broadhurst versicherte denn auch zwei Tage nach den Ausschreitungen vom Samstag, dass die Polizei derzeit "ganz spezifisch" untersuche, was getan werden könne, damit sich "Unruhe und Gewalt nicht auch in dieses Ereignis einschleichen" können.

Eine Million Menschen werden für den großen Tag in London erwartet, wo viele an der Route zwischen Buckingham-Palast und Westminster-Abtei ausharren wollen, um einen Blick auf das Brautpaar zu erhaschen. Hinzu kommen zahlreiche prominente Gäste aus Politik, europäischem Hochadel und Society, deren Sicherheit ebenfalls gewährleistet werden muss.

Aufmerksam verfolgen die Anti-Terror-Experten von Scotland Yard und dem Inlandsgeheimdienst MI5 Bewegungen und Kommunikationen von terroristischen Gruppen aus Nordirland oder dem Nahen Osten, für welche die Hochzeit ein verlockendes Anschlagsziel wäre. Das Letzte, was die Sicherheitskräfte unter diesen Umständen brauchen, wären Attacken auf Geschäfte in der Oxford Street oder Hotels in Mayfair.

Eine "Festung London" werde es aber gleichwohl nicht geben, betonte Commander Broadhurst. Die Sicherheitskräfte würden stattdessen all die zusätzlichen Vollmachten nutzen, die ihnen das Großereignis in die Hand gebe, um auch die Absichten antikapitalistischer Unruhestifter im Ansatz zu durchkreuzen. So werden Polizisten das Recht bekommen, an Bahnhöfen und U-Bahnstationen verdächtige Personen anzuhalten, zu überprüfen und gegebenenfalls auch zu durchsuchen. Solche Maßnahmen sind nur gestattet, wenn eine potentielle terroristische Bedrohung vorliegt. Bei einer friedlichen Demonstration ist die nicht gegeben.

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