Monika Schwarz, Grundschullehrerin, letzter Arbeitstag: mit 61
"Eine Dritte Klasse mit 36 Schülern - und ich war 21. Das war mein Einstieg als Lehrerin. Ich hab' erst mal nur gestrampelt. Mit den Jahren habe ich zwar mehr Routine bekommen, aber was bleibt ist: Man steht von 8.15 bis 12.30 voll unter Strom. Wer einen Bürojob hat, der kann auch mal fünf Minuten aus dem Fenster schauen und neue Kraft sammeln, aber als Lehrer geht das nicht. Ich musste immer schauen, dass ich überhaupt aufs Klo kam, weil auch in den Pausen nie Ruhe war: Der eine bekam seine Schnürsenkel nicht zu, der andere wollte einem noch was erzählen. Dieser Dauerstress war der Grund, warum ich auch nachdem meine drei Kinder größer waren, nur noch 75 Prozent gearbeitet habe. Und warum ich früher aufhören wollte, nicht erst mit 65. Ich wollte erhobenen Hauptes aus der Schule gehen. Sobald man nämlich in seiner Präsenz und Schnelligkeit etwas nachlässt, merken das die Schüler. Ich habe einige ältere Kollegen erlebt, die unter die Räder gekommen sind. Ich habe mir zwei Freistellungsjahre angespart, also vorher auf Gehalt verzichtet, in Baden-Württemberg geht das. Mit 61 war dann Schluss, mit 63 war ich offiziell in Rente. Dass plötzlich nicht mehr der Wecker jeden Morgen um 6.15 geklingelt hat, war eine Befreiung. Ich bin heute mit 69 fitter als mit Anfang 60. Die Rente hat mir neue Kraft gegeben, zum Beispiel, um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stundenweise zu unterrichten. Es gibt sicher Menschen, die auch mit 69 noch Lehrer sein können, aber zwangsverpflichten sollte man dazu keinen, da tut man auch den Schülern keinen Gefallen."