Hannover (dpa/lni) - Viele islamische Gemeinden in Niedersachsen haben am Dienstag zum Tag der offenen Moschee eingeladen. Allein von den 73 Moscheen in Niedersachsen, die vom türkischen Moscheeverband Ditib betreut werden, beteiligte sich ein Großteil an der alljährlich am Tag der Deutschen Einheit begangenen Aktion, wie ein Sprecher sagte. Außerdem nahmen mehr als 60 Moscheen des Verbandes Schura teil.
Mit dem Tag der offenen Moschee wollen sich die Gemeinden interessierten Menschen öffnen. Die Aktion sei ein Tag des Miteinanders und biete Gelegenheit, die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschlands zu entdecken, Missverständnissen vorzubeugen und Vorurteile abzubauen, hieß es von beiden Verbänden.
Die Besucher haben Gelegenheit, Einblicke in die muslimische Kultur und den Glauben zu erhalten. Bei Moscheeführungen sollen die Besucherinnen und Besucher etwas über die Architektur, die Gebetsräume und die religiösen Riten erfahren.
„In Zeiten der wachsenden Islamfeindlichkeit ist der Tag der offenen Moschee eine wichtige Möglichkeit der Begegnungen“, sagte Şaban Yabaş, Sprecher und Vorstandsmitglied des niedersächsischen Ditib-Verbandes. „Wir sehen sogar, dass Menschen, die mit Vorurteilen zu uns kommen, diese zum Teil oder sogar ganz abbauen können, weil sie den Islam durch uns direkt kennenlernen.“
Bei den Besuchen werde auch deutlich, dass es Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen gebe und dass die Moscheegemeinden durch Ehrenämter und viele Projekte einen großen Beitrag für die Gesellschaft in Deutschland leisteten.
Seit 1997 öffnen Musliminnen und Muslime ihre Gebetshäuser am Tag der Deutschen Einheit, um mit ihren nicht-muslimischen Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Laut Kultusministerium bekennen sich in Niedersachsen rund 450.000 Menschen zum islamischen Glauben, das sind etwa sechs Prozent der Einwohner.
Eine Sprecherin teilte mit, dass die Gemeinden mit dem Tag der offenen Tür ihr Bemühen zur Verständigung demonstrieren würden. Die Landesregierung fördere das interreligiöse Miteinander in der Gesellschaft, Anerkennungskultur müsse bereits in der Kita und in der Schule beginnen.
Eine Ministeriumssprecherin verwies zudem auf die Einführung von islamischer Religion als Unterrichtsfach. „Eine Studie zu diesem Fach hat gezeigt, dass muslimische Schülerinnen und Schüler, an deren Schule dieses Fach unterrichtet wird, sowie deren Eltern dies als Wertschätzung und Anerkennung empfinden und sich stärker mit ihrer Schule identifizieren.“ Zehn Jahre nach der Einführung als Regelfach wird Islamische Religion laut Ministerium mittlerweile an 75 Schulen in Niedersachsen unterrichtet.
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