Süddeutsche Zeitung

Ramadan:Fasten auch Fußballer?

Noch bis zum 24. Juni ist Ramadan. Einen Monat lang verzichten viele Muslime tagsüber auf Essen und Trinken. Warum Kaugummikauen verboten ist und Zähneputzen Pflicht.

Von Tahir Chaudhry

Gibt es in der Familie jemanden, der aufpasst, dass alle auch wirklich fasten?

Nein. Erwachsene Menschen passen auf sich selbst auf oder reden darüber, warum sie nicht fasten möchten. Niemand darf zum Fasten gezwungen werden.

Bekommt man da nicht Bauchweh, wenn man abends plötzlich so viel isst?

Schon nach wenigen Tagen gewöhnt sich der Körper daran, dass man abends isst. Man sollte aber nicht zu viel essen. Besonders im Ramadan, bei dem es auch darum geht, mit sich selbst gut umzugehen, sollen es Muslime nicht übertreiben. Sonst bekommt man Bauchweh.

Warum wird im Ramadan gefastet?

Für mehr als 800 Millionen Menschen auf der Welt ist es Alltag, hungrig zu sein und Durst zu haben. Im Ramadan sollen Muslime sich an diese Menschen erinnern. Tagsüber dürfen sie weder essen noch trinken. Sie wollen sich beherrschen und sich darauf konzentrieren, gute Menschen zu sein.

Bekommen Kinder Hausaufgabenfrei, weil sie sich hungrig doch nicht konzentrieren können?

Im Ramadan müssen alle Muslime fasten, die körperlich dazu in der Lage sind. Kranke oder alte Menschen zum Beispiel nicht. Und auch Kinder müssen nicht fasten, erst ab Ende der Pubertät. Es gibt aber auch Eltern, die mit ihren Kindern schon früher das Fasten üben, auch schon mit Grundschülern. Mit Halbtags-Fasten oder auch ein paar vollen Tagen im Ramadan. Sie bekommen trotzdem Hausaufgaben.

Was machen muslimische Restaurants im Ramadan?

In Deutschland bleiben sie ganz normal geöffnet, weil die meisten ihrer Kunden keine Muslime sind. In islamischen Ländern haben muslimische Restaurants während des Ramadan tagsüber meistens geschlossen und werden erst am Abend geöffnet.

Muss man im Ramadan trotzdem Zähne putzen?

Auf jeden Fall, sogar mehrmals am Tag. Was dabei - weder beim Putzen noch Spülen noch Gurgeln - aber nicht erlaubt ist: etwas herunterschlucken.

Sind Kaugummis erlaubt?

Nein. Es lenkt vom Hunger ab. Außerdem schluckt man beim Kauen minimale Zusatzstoffe.

Woher wissen die Fastenden, wann sie am Abend wieder essen dürfen?

Dafür gibt es Zeitpläne, die man sich ausdruckt oder als App auf dem Smartphone herunterlädt. Dort steht dann die minutengenaue Uhrzeit, bei der man das Fasten beginnen und brechen darf. Die Zeiten richten sich nach dem Sonnenaufgang und -untergang, der sich täglich um einige Minuten verschiebt. In manchen Ländern, wo die Sonne so gut wie gar nicht unter- oder aufgeht, richten sich die Menschen entweder nach der Uhrzeit von Mekka, der heiligen Stadt der Muslime, oder nach den Uhrzeiten eines benachbarten Landes.

Was machen Fußballer oder Bauarbeiter, wenn sie den ganzen Tag nichts trinken dürfen?

Sie fasten nicht. Besonders im Sommer wäre das für Profifußballer bei den vielen intensiven Trainingseinheiten und Spielen nahezu unmöglich. Bei Bauarbeitern ist das ähnlich. Körperliche Schwerstarbeit bei hohen Temperaturen ohne Flüssigkeit könnte der Gesundheit schaden. Die Tage, die sie nicht fasten konnten, können sie zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Oder sie schenken - falls auch das nicht möglich ist - für jeden verpassten Tag einem armen Menschen eine Mahlzeit.

Können Fastende verdursten?

Wer tagelang nichts oder zu wenig trinkt, kann durchaus verdursten. Bei den Fastenden geht es aber immer nur um einen Tag. Vor dem Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang trinken sie viel, sozusagen auf Vorrat. Trotzdem bekommen sie tagsüber natürlich Durst. Aber das muss man dann aushalten.

Was passiert, wenn jemand aus Versehen trotzdem isst oder trinkt?

Manchmal kommt es vor, dass jemand vergisst, dass er gerade fastet, und dann aus Versehen etwas isst oder trinkt. In dem Fall kann man einfach weiterfasten. Man hat es nur aus Versehen vergessen. Es zählt die Absicht.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2017
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