Wahrscheinlich liegt es an dieser Achtsamkeit, von der ständig die Rede ist. Alle sind dermaßen damit beschäftigt, auf sich selbst zu achten und in sich hineinzuhorchen, da kann man schon mal vergessen, auf andere zu achten. Alle wollen gesehen werden - aber kaum jemand sieht noch woandershin außer auf sich selbst. Wie sonst wäre das ebenso große wie unerfüllte Bedürfnis nach Lob zu erklären, nach Anerkennung und Wertschätzung? Gleichzeitig drängt sich der Eindruck auf, dass noch nie so viel gelobt und gelobhudelt wurde wie heute. Doch wie bei jeder Inflation droht auch bei einer Zunahme des Lobs eine Entwertung der Wertschätzung. Lob als bloßes Lippenbekenntnis, das nicht von Herzen kommt, ist ungültig.
Psychologie:"Vergiftete Komplimente sind nicht immer leicht erkennbar"
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Alle Welt sehnt sich nach Anerkennung und Lob. Dabei ist es gar nicht so einfach, Wertschätzung zu äußern. Wie macht man es richtig? Eine Gebrauchsanweisung.
Essay von Werner Bartens
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