Pseudonyme:Eine Frage des Namens

Wie findet man eigentlich ein klangvolles Pseudonym? Sechs Star-erprobte Strategien für jeden Typ.

Nora Reinhardt

6 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 6

Wer den bösen Leserbrief nicht unter seinem Namen schreiben möchte, wer befürchtet als Erna Strube nie das Pop-Sternchen von morgen zu werden, wer als Stefan Schneider ständig in der Masse untergeht, oder das Buch über Fetischismus doch lieber nicht unter seinem echten Namen veröffentlichen möchte - Gründe für ein Pseudonym gibt es viele, und fingierte Namen sind in Zeiten von Online-Communities nicht nur unter Autoren und Künstlern verbreitet. Doch wer sich auf die Suche begibt wird feststellen: Schöne Decknamen sind gar nicht so leicht zu finden.

Für Tüftler: Das Anagramm

Bei einem Anagramm werden die Buchstaben durchgeschüttelt und in eine andere Reihenfolge gebracht. Der Schriftsteller und Surrealist André Breton gab dem spanischen Maler Salvador Dalí den spöttischen Künstlernamen Avida Dollars, was so viel wie "dollargierig" heißt. Dalí nahm sein Anagramm mit Humor: Er freue sich über die Erfindung dieses "gewinnbringenden Markenzeichens". Aber die Zeiten, in denen man am Küchentisch Zettelchen mit Buchstaben hin und her schob, sind vorbei: Im Netz gibt es Programme (http://anagramme.spieleck.de/app), die Anagramme ausspucken. Es kann aber sein, dass das Orakel einen Namen des anderen Geschlechts ausspuckt. Aus dem Männernamen Salvador Dali wird dann etwa der Frauenname Alida Vardols.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

2 / 6

Für Eilige: Das Ananym

Wer keine Lust auf's Buchstabenschubsen hat, der liest seinen Namen einfach rückwärts. Produzententochter Giulia Siegel arbeitete als Model, bevor sie zum Medienstarlet avancierte. In London wollte sie den Namen ihres prominenten Vaters abstreifen und firmierte als Giulia Legeis. Der Journalist und Lektor Kurt W. Marek verfuhr ebenso ananymisch: er drehte die Buchstaben seines Nachnamens um - Keram -, und ersetzte das K durch ein C: Schließlich stand C.W. Ceram auf dem Buchcover. Schönheitskorrekturen sind also erlaubt.

Foto: ddp

-

Quelle: SZ

3 / 6

Für Nachwuchsprominente: Das Allonym

Bei wem sowohl Anagramm als auch Ananym nicht gut klingen, dem bleibt immer noch die Möglichkeit, bei seinen Idolen zu klauen. Einfach den Vor- oder Nachnamen seines Lieblingsstars mopsen. Beeindruckendes Beispiel für einen Namensklau ist Brian Hugh Warner. Er kombinierte Hollywood-Diva Marilyn Monroe mit dem US-Verbrecher Charles Manson und verdient heute als Gruselrocker Marilyn Manson Millionen. Aber Achtung! Nicht alle Kombinationen sind gelungen - am Ende lacht der Postbote noch über das Klingelschild von Rihanna Zitzelsperger.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

4 / 6

Für ganz Brave: Das Hagionym

Wer sich in einem besonders tollen Licht darstellen möchte, der kann seinem Namen einen Heiligenschein aufsetzen. Den Name eines Heiligen kann man als Vorname, Mittelname, Kürzel oder Nachname verwenden. Man könnte meinen, Madonna habe sich gleich in die Mutter Gottes umbenannt. Aber das taten schon ihre Eltern, als sie den Namen Madonna Louise Veronica Ciccione in die Geburtsurkunde eintragen ließen. Wer es etwas weniger protzig mag, findet Anregungen im Heiligenlexikon. Eine Liste aller Heiligen findet man unter www.heiligenlexikon.de. Wie wär's mit Framgard Fischer oder Stefanie Laurentius? Angenehm.

Foto: ddp

-

Quelle: SZ

5 / 6

Für Heimatverbundene: Das Geonym

Einen Geburtsort hat jeder, das ist das Praktische. Denn wessen Name übersetzt einfach bescheuert klingt, der kann sich immer noch an seine Heimaterde klammern. Man kann dabei den Namen des Geburtsortes wählen, gegebenenfalls ein ,,von'' davor setzen, oder den Landkreis, die Region, den Straßennamen... Schon Leonardo di ser Piero aus Anchiano bei Vinci wandte im 15. Jahrhundert diesen Trick an und nannte sich in Leonardo da Vinci um. Die Idee eint ihn mit Hubert Achleitner aus dem österreichischen Bad Goisern, besser bekannt als Hubert von Goisern. Also Atlas rausholen und rumprobieren!

Foto: Getty

-

Quelle: SZ

6 / 6

Für Angeber: Das Traduktionym

Wer sich mit dem gelehrten Klang eines lateinischen Namens oder mit einem Hauch Exotik schmücken möchte, der kann seinen Namen in eine andere Sprache übersetzen. Ob Latein, Französisch, Englisch oder Polnisch, fast alles klingt! Wer seinen Nachnamen nicht im Ganzen übersetzen kann, sollte versuchen, Teile zu übersetzen - das geht immer. Schon im Mittelalter war das Traduktionym gebräuchlich, da man sich in akademischen Kreisen auf Latein verständigte und dazu auch einen anständigen Namen haben wollte, der was hermacht. Lateinische Übersetzungen gehen vor allem bei Berufs-Nachnamen gut, die es auch im Römischen Reich schon gab: Schneider, Fischer, Müller, Kaufmann, Bauer, Bäcker. Aus Georg Bauer wird Georgios Agricola, aus Erwin Fischer wird Erwin Piscator. Auch der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser übertrug einen Namenspart in eine andere Sprache. Er wurde als Friedrich Stowasser in Wien geboren. ,,Sto'' bedeutet in vielen slawischen Sprachen hundert.

Foto: AP

(SZ Primetime vom 22.4.2009)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: