Promis und Liebe: Schmachtwort der Woche:"Ich bin Feminist"

Das Problem an der Emanzipation ist: Ihre schlimmsten Gegner sind die Frauen selbst. Kein Wunder, dass sich Männer wie Hugh Hefner da für die besseren Feministen halten. Bedenkt man, was manche Frauen zum Thema Gleichberechtigung von sich geben - dagegen sind Playboy-Bunnies die reinsten Emanzen.

von Violetta Simon

Seine größte Bewunderung gilt dem Erfinder der rautenförmigen blauen Pillen. Er residiert in einem Hasenstall, umgeben von einer Schar Puschelohrenträgerinnen. Frauen sind für ihn "Sexobjekte", die Lippenstift und Miniröcke dazu benutzen, um die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Kein Bunny jenseits der vierzig durfte jemals seine Bettkante passieren. Tatsache, Hugh Hefner weiß, was Frauen brauchen.

Hefner Schmachtwort

Das Schmachtwort kommt diesmal von Hugh Hefner.

(Foto: Sophie Kaiser)

Dass seine Gespielinnen mittlerweile 50 oder 60 Jahre jünger sind als er, ist kein Problem - jedenfalls nicht für den Playboy-Gründer. Seit der 86-Jährige einmal bei einem flotten Dreier beinahe an einer Liebeskugel erstickt wäre, verzichtet er zwar auf Balzspiele dieser Art. Doch als Begleiterinnen und dekorative Gehhilfen sind die Bunnies einfach unersetzlich: Man kann sich bei ihnen jederzeit bequem einhaken und sie sehen dabei um so vieles sexyer aus als diese Rollatoren. Abgesehen davon hat man als Unternehmer eine gewisse Verantwortung. Soll er etwa all die Häschen in die Arbeitslosigkeit entlassen?

Weil Hefner von so viel Altruismus und Großherzigkeit selbst ganz beeindruckt ist, verstieg er sich kürzlich zu einer gewagten These: Ohne rot zu werden, behauptete der Lust-Opa in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, er habe sich über mehrere Jahrzehnte hinweg für Frauenrechte engagiert, zum Beispiel für ihr Recht auf selbstbestimmte Abtreibung. Und schloss daraus: "Ich war genau genommen schon ein Feminist, bevor es das Wort überhaupt gab."

Als feministischer Mann wäre Hefner so was wie die Sarah Wiener unter den Fernsehköchen, die Karen Kamensek unter den Dirigenten. Ja, mehr noch: Ohne ihn würde der Feminismus nicht mal existieren. Wer das nicht glaubt, der hat scheinbar die Definition des Begriffs nicht verstanden. Deshalb noch mal zum Mitschreiben: Ein Feminist ist ein Mann, der Frauen Hasenohren (in der Jägersprache: "Löffel") aufsetzt und ihnen ein Stummelschwänzchen ("Blume") an den Popo heftet, bevor er sie zur Jagd freigibt.

Selbsternannte Feministen

Das Monopol auf Befreiung der Frau hat der Chefredakteur des weltweit berühmtesten Männermagazins aber nicht. Auch Carl Djerassi, Erfinder der Antibabypille, bezeichnet sich selbst als Wegbereiter der Emanzipation. Eigentlich wollte der Wissenschaftler damals ein Mittel gegen Arthritis finden. Dann stolperte er zufällig über die verhütende Wirkung des Medikaments und heftete sich den Erfolg gleich ans Revers mit den Worten: "Die Pille war ein Riesenvorteil für die feministische Bewegung."

Man kann es auch anders sehen: Dank der Pille können Frauen zwar entscheiden, wann sie schwanger werden. Doch sind sie dann Mutter, haben sie wieder nur die Wahl zwischen Karriere und Kindern. Weil es beides gleichzeitig und ohne Einschränkung nach wie vor nur für Väter gibt. Daran könnte selbst eine Pille für den Mann nichts ändern. Aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.

Weitaus amüsanter sind da schon jene Zyniker, die die Erfindung der Waschmaschine als Erfolg für die Emanzipation verbuchen. Oder war das etwa ernst gemeint, als die Autorin Giulia Galeotti in der Vatikanzeitschrift Osservatore Romano mutmaßte, das Haushaltsgerät mit dem Bullauge habe wohl mehr zur Gleichberechtigung beigetragen als die Pille oder die Liberalisierung des Abtreibungsparagrafen? Ja, leider.

Bei so viel weiblichem Reaktionismus muss man sich eigentlich nicht wundern, dass sich Männer für die besseren Feministen halten. Das war schon immer das Problem an der Emanzipation: Die schlimmsten Gegner der Gleichberechtigung sind die Frauen selbst.

Das größte Ei hat uns kürzlich Regine Sixt gelegt, als sie in einem Interview sagte: "Zu viel Emanzipation ist auch nicht gut." Ihr Mann sei immer der Chef gewesen, sie habe das respektiert - und konnte gerade deshalb ihre eigenen Pläne verwirklichen. "Und zu Hause hat bekanntlich die Frau das Sagen", fügte sie hinzu. Mit anderen Worten: Wenn der Bademantelträger aus dem Haus ist, tanzen die Häschen.

Man wünscht der guten Frau Sixt ja wirklich nichts Böses. Höchstens vielleicht einen Platz in Hugh Hefners Hasenstall. Im Bunny-Kostüm.

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