Promis und Liebe: Schmachtwort der Woche:"Hauptsache Sex!"

Die einen treiben Sport, andere schlucken Vitamine. Cameron Diaz schwört auf Sex, um gesund zu bleiben - jeden Tag, egal mit wem. Das ist zwar kompliziert. Aber gut fürs Image. Und besser als die Realität.

von Violetta Simon

Haben Sie auch so einen absurd abwehrkräftigen Kollegen, der niemals schnieft oder hustet und nicht einen einzigen Tag im Jahr wegen Kopfschmerzen oder Grippe gefehlt hat? Die personifizierte Gesundheit, immer im Stechschritt unterwegs, voller Energie, rote Bäckchen, strahlende Augen. Wie macht er das nur, fragen sich all die vom Fasten hohlwangigen, vom Hantelheben gebeugten Gestalten in seinem Dunstkreis. Und mutmaßen: Jeden Morgen joggen, nichts als Hülsenfrüchte und Gemüse, kein Kaffee, kein Alkohol.

Schachtwort Diaz

Empfiehlt zur allgemeinen Gesundheit Matratzensport: US-Schauspielerin Cameron Diaz.

(Foto: Sz.de)

Von wegen! Der wahre Grund ist eine schreckliche Schweinerei. Höchstwahrscheinlich hat dieser Mensch Sex. Und zwar täglich. Mindestens.

Natürlich nicht zum Vergnügen. Sondern, weil es gesund ist. Einmal pro Tag hilft gegen Migräne, schützt vor Gelenkverschleiß, stärkt die Abwehrkräfte und fördert die Durchblutung. Frauen schätzen daran, dass er meist mit einem erhöhten Kalorienverbrauch einhergeht. Emsige Liebhaber können der Zukunft ihrer Prostata mit Gelassenheit entgegenblicken. Für so viel Wohlbefinden bleibt man doch gerne im Bett - und der Begriff "sich gesund schlafen" bekommt eine ganz neue Bedeutung.

Sex gibt es (noch) nicht auf Rezept

Da wäre nur ein klitzekleines Problem: Woher kriegt man auf die Schnelle einen geeigneten Partner für den täglichen Präventiv-Koitus? Aus unerfindlichen Gründen bieten die Krankenkassen noch immer keinen Sex auf Rezept an.

Hollywood-Star Cameron Diaz, Sinnbild für Fitness, mit einer Figur, die vermutlich in einer Manufaktur für perfekte Körperteile modelliert wurde, scheint auch so ganz gut zurechtzukommen. Im Interview mit dem italienischen Magazin Max verriet die Schauspielerin: "Ob mit Frau, Mann oder mit mir selbst, ist egal - Hauptsache Sex!", sagte die 39-Jährige. Wem seine Gesundheit am Herzen liegt, der darf eben nicht wählerisch sein.

Sex sei gesund und befreie den Geist, findet die blonde Grazie. "Wenn ich schlecht drauf bin, mach ich es mehrmals am Tag, das ist viel besser als Drogen oder Alkohol." Man will sich gar nicht ausmalen, wie die denkwürdige Haargel-Szene in "Verrückt nach Mary" wirklich entstanden sein mag - vielleicht witterte die damals 26-Jährige während einer Drehpause einen Anflug von Grippe und improvisierte anschließend mit ihrer Frisur, um die spontane Wellness-Einlage zu vertuschen?

Wie soll der Normalo seinen Geist befreien?

Aber jetzt mal im Ernst: Wenn man nicht gerade zur Gattung der überirdisch attraktiven Hollywoodschauspielerinnen gehört, wie soll man auf diese triebhafte Weise für seine Gesundheit sorgen und den Geist befreien? Etwa den nächstbesten Mann oder irgendeine Frau bespringen, nur weil man gerade leichtes Halskratzen verspürt oder die Nase juckt? Es gibt Momente, da lässt einen ja noch nicht mal der eigene Partner ran.

Wenn man sich mal anschaut, was in deutschen Betten so läuft - besser gesagt: nicht läuft -, müsste die Bundesrepublik eigentlich das reinste Krankenlager sein. Mit durchschnittlichen 1,8 Mal pro Woche wäre man als Deutscher nicht einmal vor Schnupfen sicher. Am schlimmsten trifft es die Sozialdemokraten - die stehen quasi mit einem Bein im Grab. Wie die Gesellschaft für Sozialforschung herausfand, tun es SPD-Anhänger gerade 1,5 Mal in einer Woche, dagegen sind Unions-Mitglieder mit 2,1 Mal die reinsten Karnickel.

Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, was Tiger Woods, David Duchovny und Jesse James im Namen der Gesundheit alles auf sich genommen haben: Ehebruch, Scheidungskrieg, Aufenthalt in Entzugskliniken. So wie die sich ins Zeug gelegt haben, müssten sie mindestens 100 Jahre alt werden.

Die perversen australischen Pinselschwanzbeutler

Werden sie aber vermutlich nicht, denn: Zu viel Sex ist manchmal noch schlimmer als zu wenig. Wer es mit der ausschweifenden Triebabfuhr übertreibt, der schwächt sein Immunsystem sogar. Zur Abschreckung seien der australische Pinselschwanzbeutler genannt: In einer einzigen Nacht rammelt das kleine Tier ohne Sinn und Verstand jedes Weibchen, das ihm über den Weg läuft. Am Ende bricht es völlig ausgezehrt zusammen und stirbt an Erschöpfung.

Hoffen wir mal, dass Cameron Diaz nicht so endet - Frauen können ja immer, heißt es. Andererseits, behauptet die US-Anthropologin Helen Fisher, wollen Frauen nicht immer. Es gibt Zeiten, da gibt es einfach nichts, was sie wuschig macht. An Tagen wie diesen könnte es durchaus vorkommen, dass selbst eine blonde Hollywood-Schönheit sich zu Dingen hinreißen lässt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die so abartig sind, dass kein Klatschreporter je davon erfahren darf, wenn sie jemals wieder eine Rolle bekommen will.

An Tagen wie diesen wird sie ein Ticket fürs Fitness-Studio lösen, anschließend in die Sauna gehen und den Abend im Bett ausklingen lassen - mit einem guten Buch und heißer Schokolade. Einfach pervers.

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