Projekt Nichtraucher:Küss mich, Aschenbecher!

Wie sieht es eigentlich mit der Liebe aus, wenn man mit dem Rauchen aufgehört hat? Wird man mehr geküsst?

Jürgen Schmieder

Kim Basinger, die Traumfrau der Neunziger, beschrieb die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Mickey Rourke für den Film "9 1/2 Wochen" einmal so: "Ihn zu küssen, ist ungefähr so, als würde man einen vollen Aschenbecher auslecken." Ein hartes Urteil für einen Mann, der sich selbst zu den erotischsten der Welt zählte und damals angab, dass er sich nicht vorstellen könne, dass ihn eine Frau ablehnen könnte - obwohl er Kettenraucher war.

Kuss; iStockphotos

Mit spitzen Lippen oder voller Hingabe?

(Foto: Foto: iStockphotos)

Es gab da wohl ein gravierendes Missverständnis zwischen Basinger und Rourke, das durch eine kürzlich veröffentlichte Studie der University of Stanford bestätigt wurde. Sie besagt, dass 90 Prozent aller Raucher sich selbst überaus sexy finden.

Doch nur sechs Prozent der Nichtraucher sagten, Raucher seien interessant für sie. Ein Teilnehmer schilderte gar ein für ihn schreckliches Erlebnis: "Ich habe meine Traumfrau getroffen. Die war sexy, gebildet, und man konnte sich toll mit ihr unterhalten. Dann hat sie sich eine Zigarette angezündet. Schon war ich weg."

Ist es denn wirklich so schlimm? Werden Raucher zu unerotischen Menschen degradiert? Das war doch mal anders. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern, als es gerade die dauerrauchenden Draufgänger waren, die Dates mit den hübschesten nichtrauchenden Frauen sammelten wie ich Panini-Bilder. Daran soll sich etwas geändert haben?

Nun kann ich natürlich nicht davon berichten, ob ich in den fünf Monaten des Nichtrauchens - oder vielmehr: Weniger-Rauchens, wie ich seit den Rückfällen der vergangenen Wochen sagen muss - mehr Frauen begeistern konnte. Schließlich bin ich verheiratet und darf damit schon per definitionem nur für eine Frau gut schmecken.

Aber auch da hilft die Wissenschaft weiter. Die gleiche Studie befragte nämlich auch Singles, die kürzlich mit dem Rauchen aufgehört haben, wie es mit Rendezvous seitdem aussieht. Also, ob sie ohne den Spruch "Hast du mal Feuer" und auch ohne das neumodische "Smirten" (beim Rauchen vor der Kneipe Flirten) Erfolg beim anderen Geschlecht hätten.

Und siehe da: Frauen haben laut Studie 1,3 Dates mehr pro Monat, seit sie dem Rauchen abgeschworen haben, Männer gar 1,8. Als häufigsten Grund dafür gaben sie an, dass sie besser riechen würden und dass sie beim Ansprechen keine Furcht mehr hätten, aus dem Mund zu stinken. Auch würden sie beim Küssen forscher vorgehen, weil sie kein Urteil im Basinger'schen Sinne fürchten müssten.

Diese Studie deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Ich habe zwar die gleiche Anzahl an Dates, jedoch kommt es mir so vor, als ob mich meine Frau lieber küsst als vorher. Kein Wunder: Sie muss keinen Aschenbecher mehr auslecken, sondern ein Päckchen Hubba Bubba mit Cola-Geschmack.

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