Projekt Nichtraucher:James Bond muss rauchen

Bond-Darsteller Daniel Craig verzichtet nicht nur auf die Zigarette, sondern ist süchtig nach Babyöl - da muss man eingreifen.

Jürgen Schmieder

Früher, als das Fernsehen noch schwarzweiß war und es das Format 16:9 nur auf der Kinoleinwand gab, da war es den Helden noch erlaubt, sich nach getaner Arbeit eine Kippe anzustecken. Humphrey Bogart qualmte in fast jedem seiner Filme, Jean-Paul Belmondo in "Außer Atem", Marcello Mastroianni in "Das süße Leben". Das Rauchen gehörte zur Lebenskunst, zum Savoir-vivre, auch und gerade im Film.

Projekt Nichtraucher: Daniel Craig als James Bond: mit Kanone, aber ohne Kippe.

Daniel Craig als James Bond: mit Kanone, aber ohne Kippe.

(Foto: Foto: dpa)

Nicht nur in der Nouvelle Vague hatte es den Anschein, dass ausschließlich Schauspieler gecastet wurden, die Kettenraucher waren. Auch bei Clint Eastwood schien die Kippe an der Oberlippe festgetackert zu sein, James Dean nuckelte in "Giganten" lässig an einer Zigarette. Marlon Brando, Charles Bronson, Telly Savalas - sie alle rauchten ungeniert. Im Film "Sweet Bird of Youth" wird gar die Zigarette danach erfunden: Geraldine Page raucht entspannt im Bett, während sie von ihrem Liebhaber beobachtet wird.

Das ist heute anders. In Film und Fernsehen rauchen nur noch die Antihelden, die Gauner. In "Pulp Fiction" etwa paffen John Travolta und Uma Thurman ungeniert, in der Serie "Akte X" ist die allerböseste Figur ein Kettenraucher. Am deutlichsten wird es in "Fight Club": Der brave Protagonist wird zu Untaten verführt - von seinem durchtriebenen Alter Ego, der natürlich immer und überall raucht.

Die Message ist eindeutig, schließlich war Film schon immer ein überzeichneter Spiegel der Gesellschaft: Rauchen, das tun nur noch die üblen Jungs.

Es gibt eine Filmfigur, bei der dieser Sinneswandel dem Rauchen gegenüber am deutlichsten wird: James Bond. Während Sean Connerys Bond strahlend weiße Morlands - Balkan & Turkish Blend Cigarettes mit drei goldenen Streifen am Filter - aus einem Metalletui nahm und sie mit einem schwarzen Ronson-Feuerzeug anzündete, rauchte Timothy Dalton im Zuge des Product Placements Zigaretten der Marke Lark. Auch George Lazenby zog an der Kippe, Roger Moore dagegen schmauchte Zigarren.

Dann kam der Bruch: Pierce Brosnan interpretierte James Bond als Nichtraucher. Und auch Daniel Craig bleibt der Zigarette fern.

Man könnte das nun als wertvolles Plädoyer der Bond-Franchise für das Nichtrauchen werten - wäre da nicht die Meldung der britischen Zeitung Mirror, dass Craig auf Babyöl schwört. Der 40-Jährige lasse sich "riesige Mengen" Schönheitsprodukte anliefern: Neben der Walther PPK und Wodka-Martini gehörten nun auch Bräunungscreme, Feuchtigkeitslotion und Babyöl zu den Utensilien am Set. "Daniel Craig ist der erste metrosexuelle Bond", zitiert das Blatt einen Mitarbeiter am Set.

Um den Effekt der Muskeln zu maximieren, trage Craig Babyöl auf, zur Straffung der Gesichtshaut tauche der Schauspieler sein Gesicht in Eiswasser. Damit seine Augen strahlen, benutze er eine Spezialcreme, die das Weiße noch weißer erscheinen lasse.

Der Superagent unterliegt einer verheerenden Verweiblichung - was dürfen die Fans vom neuen Film "Quantum of Solace" erwarten? James Bond beim Aufräumen seiner Wohnung? Näht er Handtaschen anstatt Baccarat zu spielen? Der Agent beim Psychiater, um über Potenzprobleme zu sprechen?

Nein, es hilft nur noch eins: Bond muss sich im Film eine Zigarette anzünden - auch wenn dann die Altersbegrenzung heraufgesetzt wird und auf dem Filmplakat ein Hinweis angebracht werden muss: "Das Ansehen dieses Films kann süchtig machen."

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