Profil: Carole Middleton:Die Mutter der Braut kaut Kaugummi

Prinz Williams Verlobte Kate Middleton ist nun einmal nicht nur hübsch, sondern auch untadelig - und so suchen manche Royalisten Fehler in ihrer bürgerlichen Familie. Bei der Brautmutter gibt es etwas zu entdecken.

Claudia Fromme

Kaum war die Nachricht von der Verlobung im britischen Königshaus im Umlauf, da öffneten die Adelsreporter ihre Rollcontainer, holten die Akte "Schwiegermutter" heraus und ätzten los: zu vulgär, zu bürgerlich, zu ambitioniert. Allein die Wortwahl! Da habe Carole Middleton doch tatsächlich in Anwesenheit der Queen gewagt, nicht vornehm nach den Waschräumen zu fragen, sondern ordinär nach der Toilette.

Profil: Carole Middleton: Carole Middleton, Mutter der bürgerlichen Braut von Prinz William.

Carole Middleton, Mutter der bürgerlichen Braut von Prinz William.

(Foto: AFP)

Da Kate untadelig ist, suchen manche Royalisten Fehl in ihrer bürgerlichen Familie - und finden ihn bei der Brautmutter. Nun gibt sich die Oberschicht selbst rustikal, sie würde nie nach der Toilette fragen, sondern nach dem Klo ("loo"). Der feine Unterschied ist aber, dass sie Vertretern der Mittelschicht wie Carole Middleton, 55, solche Laxheit nicht gestattet.

Es ist also durchaus ein Fauxpas, dass sie 2006 bei Williams Abschlussparade in Sandhurst Kaugummi kaute und die Königin später statt mit einem scheuen "Hello, ma'am" mit der Volksphrase "Pleased to meet you" ansprach. Alle Kritik geht dabei in eine Richtung: Carole Middleton ist ein sozialer Emporkömmling, der sich als Mittelklasse tarnt, die Herkunft aus einer Familie von Bergarbeitern aber nicht verhehlen kann.

Die Brautmutter ist in der Tat eine Aufsteigerin. Carole Harrison arbeitete als Stewardess bei British Airways und lernte da den Piloten Michael Middleton kennen. Sie heirateten und gründeten 1987 den Bestellservice Party Pieces, der Ballons und Pappkronen für Kindergeburtstage anbietet und die beiden zu Multimillionären gemacht hat.

Zu ordinär für die Queen

30 Jahre lang sind Carole und Michael Middleton, 61, nun verheiratet. Kate, 28, ist die Erstgeborene, es folgen Pippa, 27, und James, 23. Während Michael Middleton als bodenständig gilt, soll seine Frau sehr auf ihren Platz im Geldadel bedacht sein. Es soll ihr unbedingter Wunsch gewesen sein, Kate nach St. Andrews zu schicken, eine der besten Universitäten des Landes - in der gute Partien zu machen sind.

Das hat ja nun funktioniert, und als die Middletons am Dienstag ein Statement vor ihrem Haus in Bucklebury in Berkshire abgaben, pries der Brautvater schüchtern den "wunderbaren" Prinzen William, mit dem man schon viel gelacht habe. Seine Frau strahlte nur, vielleicht aus Genugtuung. Ihr hatte der Boulevard die Schuld an der Trennung von Kate und William im Jahr 2007 gegeben.

Die Queen soll Kate allerliebst gefunden haben, die Mutter aber ordinär. Dies scheint vergessen zu sein, unlängst lud Elizabeth II. die Middletons zur Jagd auf ihren Landsitz Balmoral. Dass Carole Middleton dort mit einer Flinte im Dreck herumkroch, störte die Queen offenbar nicht. Vielleicht weil sie im Krieg selbst als Automechanikerin gearbeitet hat.

Der Gram gegen die Schwiegermutter scheint am Tag danach abzuflauen. Womöglich haben die Briten einen Blick auf ihre royalen Nachbarn geworfen. Der Vater von Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit war mit einer Stripteasetänzerin liiert, die Urgroßmutter von Spaniens Letizia führte ein Etablissement, und der Vater der niederländischen Kronprinzessin Máxima gehörte der unrühmlichen Militärjunta von Argentinien an.

Kaugummikauen erscheint da doch als eher lässliche Sünde.

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